Review Uriah Heep – Chaos & Colour

Silver Lining Music entwickeln sich immer mehr zur wichtigsten Anlaufstelle für etablierte britische Rockbands: Nach Saxon, Diamond Head und Girlschool sind nun auch die Hard-Rock-Urgesteine URIAH HEEP bei der Londoner Plattenfirma untergekommen. Mit inzwischen 54 Dienstjahren sind die bestimmt eine der ältesten aktiven Rockgruppen überhaupt, an Tatendrang scheint es jedoch nicht zu mangeln: Viereinhalb Jahre nach ihrem letzten – überaus hörenswerten – Album „Living The Dream“ liefert die Band mit „Chaos & Colour“ bereits das nächste Werk – da braucht manche Band ähnlich hohen Alters deutlich länger.

„Chaos & Colour“ ist ein ziemlich typisches URIAH-HEEP-Album und das ist auch gut so, denn so hält die Truppe um Gitarrist und Gründungsmitglied Mick Box auch hier das hohe Niveau, das man von ihren jüngeren Platten gewohnt ist. Los geht es wie immer mit einem kraftvollen, rockigen Einstieg – diesmal in Form von „Save Me Tonight“ -, in dem druckvolle Gitarren auf dezente Hammond-Klänge treffen. Abgerundet wird das Ganze von Bernie Shaws Gesang, der über eine Stimme verfügt, wie man sie eben nur in der britischen Rockmusik findet.

Dabei war es schon immer beeindruckend, wie es URIAH HEEP gelang, ihren Sound durch die Epochen hindurch frisch zu halten. Auch auf „Chaos & Colour“ trifft der Charme der 70er auf eine druckvoll moderne Produktion mit entsprechend wuchtigen Gitarren; das alles angetriebem vom kraftvollen Drumming von Russell Gilbrook. So sind in Nummern wie „Silver Sunlight“, dem vielschichtigen „You’ll Never Be Alone“ oder „Freedom To Be Free“ mit markanten Riffs und andächtigen Refrains alle stilbildenden Elemten des Sounds der Band vorhanden – obendrein verpackt in ein zeitgemäßes Klangbild.

Insbesondere das Gitarrenspiel von Mr. Box verdeutlicht, warum die Briten auch 2023 noch relevant sind: Der Mann spielt vor allem in seinen Soli, aber auch was sein Riffing angeht stets traditionell, aber nie altbacken. Und das gilt im Falle von URIAH HEEP eben für die gesamte Band und ihr Songwriting, weshalb man es hier mit einem zeitlos guten Hard-Rock-Album zu tun hat. Dass bei einer knappen Stunde Spielzeit nicht nur Ohrwürmer rumkommen, ist verständlich und so gibt es mit „Age Of Changes“ und „Fly Like An Eagle“ auch zwei eher austauschbare Nummern, aber insgesamt ist die Hitdichte auf „Chaos & Colour“ enorm.

Obwohl URIAH HEEP über die Jahrzehnte einige Besetzungswechsel durchmachen mussten, ist es Mick Box immer gelungen, die Truppe auf Kurs zu halten. Somit ist auch ihr inzwischen 25. (!) Studioalbum eine Platte, auf der sich die britischen Rocklegenden in jeder Hinsicht treu bleiben. „Chaos & Colour“ reiht sich nicht nur durch authentisches Songwriting, sondern auch durch den Umstand, dass die Briten ihren Sound hier auf ganz natürliche Weise an aktuelle Hörgewohnheiten anpassen, nahtlos in den Katalog der Truppe ein und bietet alles, was diese Band groß gemacht hat.

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Publiziert am 26. Januar 2023 von Thomas Meyns