Review Urfaust – Verräterischer, nichtswürdiger Geist

  • Label: GoatowaRex
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Black Metal

Bereits mit ihrem Debüt „Geist ist Teufel“ konnten URFAUST einige Aufmerksamkeit auf sich lenken. Nur ein Jahr später, 2005, schob das Duo bereits das zweite Album nach: „Verräterischer, nichtswürdiger Geist“. Die Atmosphäre in der Musik der Niederländern bleibt dabei die gleiche, die Umsetzung unterscheidet sich eklatant.

Auch „Verräterischer, nichtswürdiger Geist“ kombiniert drei markante Stilmittel: kratziges Midtempo-Riffing, den charakteristisch „gelallten“ Gesang und fast schon symphonische Interludes. Während erstere beide konsequent weiter gepflegt werden, bekommt letzteres Element eine deutlich stärkere Rolle im Gesamtwerk: Gleich der Opener, „Dunkel, still von Ewigkeit“, ist ein 13:32-minütiges Opus aus düsteren Streichern, dem sich später im Albumverlauf der Zehnminüter „Trauerhöhle“ und das 6:50-Minütige Outro „In den weiten öden Räumen“ anschließen. 30:43 Minuten von 52:27 Minuten Gesamtspielzeit enthalten also gemäß der gängigen Definition keinen Ton Black Metal. Und doch sind diese drei Stücke für sich genommen schon so düster und bei aller Behäbigkeit spannend, dass auch ein eigenständiger Release als EP gerechtfertigt gewesen wäre.

Doch anders als mit späteren stilistischen Eskapaden in Richtung Noise/Drone, die URFAUST auf den EPs „Drei Rituale jenseits des Kosmos“ (2008) oder „Einsiedler“ (2009) zelebriert haben, kombinieren URFAUST die drei Songs hier sehr gezielt mit ihrem harschen Black Metal, der auf dem Album dann mit dem zweiten Song, „Ragnarök Mystiker“, losbricht: Hier klingen URFAUST, wie URFAUST eben klingen, hier kratzen die Gitarren zu behäbigem Drumming, hier grölt IX im gewohnt ungewohnten Gesangsstil seine Texte. Erfreulich ist dabei, dass URFAUST nicht im Geringsten an Rohheit und Authentizität verloren haben, den Sound aber trotzdem etwas gehörkompatibler gestalten konnten als noch auf dem extrem kratzigen „Geist ist Teufel“.

Und doch wären 50 Minuten in diesem extremen Musikstil zu viel des Guten – aufgebrochen durch die drei erwähnten, rein instrumental gehaltenen Symphonic-Tracks hingegen funktioniert „Verräterischer, nichtswürdiger Geist“ großartig: Der Kontrast zu „Trauerhöhle“ lässt das lärmende „Verflucht das Blenden der Erscheinung“ mit seinem trommelfellstrapazierenden Noise-Soundeffekt erst so richtig wirken. Und nach dem rotzigen „Der Gottesverächter“ gibt es nichts Schöneres, als mit einem fast ambient-artigen Outro wieder zur Ruhe zu kommen.

„Verräterischer, nichtswürdiger Geist“ ist ein Meisterwerk in gleich zwei Sparten düsterer Musik, die URFAUST auf ihrem zweiten Album gekonnt zueinanderbringen. Vielleicht ist es aus heutiger Sicht, über 15 Jahre nach der Veröffentlichung, aufgrund seines kratzigen Sounds nicht das perfekte Einstiegsalbum für URFAUST-Neulinge. Wer die Band zu schätzen weiß, sollte dieses Album jedoch definitiv sein Eigen nennen. Tonträgersammler stellt das allerdings vor ein neues Problem: Das seinerzeit auf 1000 CD-Einheiten limitierte Album wurde nie neu aufgelegt. Hier ist Geduld gefragt, regelmäßig auf einschlägigen Second-Hand-Plattformen zu stöbern – und die Bereitschaft, etwas tieferer in die Tasche zu greifen. Aber ohne jeden Zweifel: Aus musikalischer Sicht wie auch der des Sammlers lohnt sich der Einsatz!

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Wertung: 9.5 / 10

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