Review Urarv – Aurum

  • Label: Svart
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Gerade im Black Metal wird gerne mit der Gründung sogenannter Supergroups um sich geworfen (was schon der Fall ist, wenn mal zwei Leute, die schon eine eigene Band haben, zusammen Musik machen). Angenehm bedeckt gehalten hat sich im Vergleich dazu der vor allem als Sänger von Dødheimsgard bekannt gewordene Bjørn Dencker, der vielen vielleicht besser als Aldrahn bekannt sein dürfte, was seine neue Band URARV angeht. Obwohl es die Möglichkeit gegeben hätte, das unter Mitwirkung der zum Beispiel von Isvind bekannteren Schlagzeugerin Trish und dem Troll-Bassisten Sturt entstandene Debüt „Aurum“ größer zu bewerben, machte Aldrahn keinen großen Wirbel um die Veröffentlichung.

Das mag vielleicht ein Fehler sein, denn „Aurum“ könnte das Album sein, nach dem sich viele Fans alter Dødheimsgard jahrelang alle zehn Finger geleckt haben. Die Platte atmet den verschrobenen Geist des legendären „Kronet Til Konge“-Albums, das macht gleich der schräge Opener „Forvitringstid“ klar. Hier treffen der immer leicht schiefe, aber sehr ausdrucksstarke halbklare Gesang Aldrahns auf typisch norwegische Gitarrenharmonien, einen wandernden Bass und ein sehr zweckdienliches Schlagzeug.

URARV wären aber nicht URARV, wenn es damit getan wäre. Zwischen stumpfen Darkthrone-Riffs und Thrashreminiszenzen („Ancient DNA“), schiefen, düsteren Gitarreneffekten („The Retortion“) und augenzwinkernd provokanten Refrains („No peace in this world, so I swing my magic wand“) ist Platz für so ziemlich alles, von bleicher Burzum-Tristesse über Country-Einflüsse bis zu swingenden Drums. Dass „Aurum“ trotzdem kein zerfahrenes Album ist, liegt daran, dass es die Identität seines Erschaffers repräsentiert, und das in sehr reiner und überzeugender Form.

Aldrahn, zum reifen, überlegten Menschen und Musiker gewachsen, wehrt sich in den acht Songs der Platte gegen zu starre Konventionen, Grenzen und Stilbezeichnungen, liefert dabei aber trotzdem ein düsteres, introvertiertes und musikalisch schlüssiges Album ab, das durchaus eindeutig dem Black Metal zuzuordnen ist, ohne ihn als einschränkende Ausdrucksform zu akzeptieren. Und das klappt erstaunlich gut. Es fallen einem wenig andere Musiker ein, die in einem punkigen Black-Metal-Song auch mal auf den Fingern pfeifen oder voller überbordender Energie ein „Yeee-Haw!“ raushauen könnten („Fancy Daggers“) und denen man das im Rahmen ihrer künstlerischen Vision trotzdem ohne mit der Wimper zu zucken abnehmen würde.

Wer sich vorstellen kann, wie ein „Kronet Til Konge“ ohne Corpsepaint, aber gespeist aus derselben düsteren, eigensinnigen Kraft, mit etwas modernisiertem, aber doch sehr zeitlosem Sound klingen könnte, der muss sich „Aurum“ auf alle Fälle anhören. Es tut gut, so integre Musik zu hören, der man ihr Herzblut noch in jeder Sekunde anhört, und das fernab jedes herrschenden Trends.

Mehr über die Hintergründe dieses Albums erfahrt ihr in unserem ausführlichen und teilweise überraschend intimen Interview mit Aldrahn!

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Florian Dammasch (Gastredakteur)

Ein Kommentar zu “Urarv – Aurum

  1. Irgendwie ist das Album das, was ich bei Darkthrone immer nur noch angekratzt sehe. Irrsinn, Genialität, aber auch viele Reminiszensen an alte Zeiten und das ganze immer ein wenig mit dem Isvind-Augenzwinkern (die mich auf ähnlich Art und Weise überzeugen, musikalisch jedoch auf weit konservativerer Art), welches dem norwegischen Black Metal leider abgeht. Gesanglich ist das Ganze eine Offenbarung, richtig genial sind die Bass-Spuren. Manchmal sind die Stücke etwas lang, aber dagegen stehen eben „auf die zwölf“-Songs wie Fancy Daggers. Ich finde so viel „uns ist alles wurscht“-Attitüde absolut sympathisch.

    Ich wette, die hatten beim Aufnehmen einfach wahnsinnig viel Spaß und das hört man zu jeder Sekunde!

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