Review Unzucht – Todsünde 8

  • Label: NoCut, Soulfood
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Electronic

Die düster-dunkle Gothic-Welt mit einem Album, welches ein weißes (in diesem Fall mit einem Schwan verziertes) Cover-Artwork trägt, erobern zu wollen, zeugte früher einmal von Mut, Freigeist und Individualität, bevor Samsas Traum, Blutengel, Megaherz und Eisbrecher sowie etliche andere Genre-Vertreter mit solch einem das Durchbrechen der Schwärze wagten.

Der Rest des neuen Materials der norddeutschen Industrial-Rock Formation UNZUCHT, mit dem Titel „Todsünde 8“, vermischt jedoch lediglich etliche Stilmittel des Genres mit Elementen der Populär-Musik und wagt damit, wie so viele andere „Gothic“-Bands dieser Zeit, den Schritt zum Mainstream. So dominiert auf UNZUCHTs neuem Werk ein Mix aus Discobeats, mal etwas härteren Gitarren, sterilem Schlagzeug, deutschsprachiger Wehmuts-Lyrik und einer klaren, männlichen Singstimme. Das ist zwar keine neue Grundidee und nicht besonders originell, sollte aber relativ viel Spielraum für klangliche Variationen und die gewisse „eigene Note“ lassen.
Sollte. Nur leider fand man diese nicht wirklich, und bewegt sich mehr oder weniger konsequent zwischen Techno, Industrial, Hard Rock, Schlager, Pop-Musik und der neuen Deutschen Härte.
Einige Lieder erinnern mehr an Rammstein, als andere, wie zum Beispiel das „Belgische Inferno“, welches sich mit der Verführung junger Mädchen befasst und dessen Grundmelodie ein schnellerer, stampfender Techno-Sound ist, „Unzucht“, wo der Titel Themen gebend ist, „Todsünde 8“, und „Ungesicht“. Andere Lieder, wie „Auf Sturm“ (wenn auch mit härterem Schlagzeugeinsatz zwischen den Versen), „Meine Liebe“, in dem mit Schmalz in der Stimme nicht gespart wird und „Der letzte Tanz“ – mit Synthie-Tanzmelodie – erinnern eher an Schlager. „Allein“, „Engel Der Vernichtung“ – ein Duett mit Subway To Sally-Sänger Eric Fish –, „Deine Zeit Läuft Ab“ und „Schwarzes Blut“ könnte man wahlweise als Gothic-Rock mit poppigen Elementen oder rockigen Gothic-Pop beschreiben.
„Wie alles anfing“ bringt Einflüsse aus dem Industrial und eine widerhallende Stimme mit sich. Eine bassdurchtränkte Ballade ist mit „Während wir uns verlieren“ auf der Scheibe zu finden und mit Abstand das Lied, welches am meisten Stimmung bringt. Eine ruhige Atmosphäre, unterstützt durch Klavierspiel und einen tiefen Gesang.
Soweit mag das nicht unbedingt schlecht und sogar recht abwechslungsreich klingen, werden hier doch viele musikalische Bereiche angesprochen – einziges Manko der Gothic-Rocker sind die seichten Refrains, ständig gleichen Melodien und schlichtweg der Mangel an Höhepunkten in den Liedern, wodurch das Ganze sehr trivial und langweilig klingt. Die Stimmung kann auch leider nicht durch eine besonders gute Produktion oder eine besondere Stimme gerettet werden. Die Stimme von Der Schulz hat keinen allzu großen Wiedererkennungswert.
Auch textlich wird hier nichts Neues geboten. Neben den typischen genretypischen Themen, die sich um Tod, Herzschmerz und Einsamkeit drehen, setzt UNZUCHT vor allem auf die lyrische Behandlung fleischlicher Lust und Liebe.
Dennoch muss man der Band einige, sich mehr und mehr verfestigende Ohrwurmmelodien und einige gute Kompositionen zugestehen. Schade ist es nur, dass UNZUCHT sehr sparsam damit umgehen und „Todsünde 8“ sich zusehends Höhepunktlos und langweilig gestaltet.

Musikhörer, die sich eher zu Pop-Musik denn Gothic-Rock hingezogen fühlen, die mit der Härte vieler Genrevertreter überfordert sind, und schmalzigen Gesang düsteren Vocals vorziehen, können es auf einen Versuch ankommen lassen. Doch Vorsicht: Name der Band und Titel der CD scheinen für sich zu sprechen…

Wertung: 3 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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