Ein schwarzes Pferd als Cover des Albums "Strength" von UNTO OTHERS

Review Unto Others – Strength

Dass eine Band schon mit ihrem ersten Album einen Volltreffer landt und aufs internationale Parkett katapultiert wird, passiert extrem selten. Idle Hands aus Portland, Oregon, USA, ist genau dieses kleine Wunder gelungen: Ihr Debüt „Mana“ begeistert mit mitreißenden Rock, der von der Post-Punk-Stimme von Mastermind Gabriel Franco ebenso geprägt ist wie von herrlichen Goth-Rock-Melodien. Doch Idle Hands hatten nicht nur die richtigen Songs, sondern auch die richtige Arbeitseinstellung und das nötige Glück: Unermüdlich tourten die Youngster mit dem Album – und spielten sich im Vorprogramm von Bands wie Tribulation und Mayhem, auf ersten Headliner-Club-Touren und schließlich gar im Vorprogramm von King Diamond die Finger wund.

Das Glück blieb Idle Hands allerdings nicht immer hold: Kaum war der Bandname etabliert, verloren die Amerikaner ihn aufgrund einer Namensrechtsklage wieder – seit 2020 ist die Band darum unter dem Namen UNTO OTHERS aktiv. Eingebremst hat das ihre Karriere nur kurz: Eine Europatour mit Arch Enemy und Behemoth steht an, und Album Nummer zwei erscheint nicht mehr beim Underground-Label Eisenwald Tonschmiede, sondern beim Major-Label Roadrunner Records (Warner Music).

Leider startet „Strength“, so der Titel des neuen Werkes, bereits mit einer kleinen Enttäuschung: Zeichnete sich die Eigenproduktion „Mana“ gerade durch kristallklaren Sound aus, klingen UNTO OTHERS auf dem von Arthur Rizk produzierten „Strength“ zwar etwas druckvoller, die Zerrgitarren betreffend aber auch etwas mumpfig. Vor allem aber wirkt das Album unruhig: Kompositorische Brüche, unzählige am Kitsch kratzende Samples und im Mix eher ungeschickt gelöste Soundübergänge, etwa wenn zusätzliche Gitarrenspuren eingeflochten werden („Heroin“), lassen das Album bisweilen sehr hektisch wirken. Das ist insbesondere deshalb schade, weil die Stärke des Vorgängeralbums ja gerade in der Ruhe liegt, die dessen elf Songs ausstrahlen.

Auch musikalisch hat sich viel getan bei UNTO OTHERS: Der unerwartet forsche Opener „Heroin“ hat ein waschechtes Rammstein-Riff (vgl. „Weidmanns Heil“) zu bieten, „Destiny“ fährt mit ordentlich Double-Bass auf und auch in „Why“ treten UNTO OTHERS aufs Gas. Verweichlichung kann man den Amerikanern also trotz Major-Label-Deal nicht unterstellen – eher noch, dass sich die (Goth-)Rocker mit ihrem zweiten Album an den harten Metal „anbiedern“. Sein Gespür für gute Melodien und Arrangements hat Gabriel Franco aber nicht verloren – so „funktionieren“ auch die neuen Songs, hat man sich erst mit dem Stilwechsel arrangiert. Dazwischen finden sich natürlich auch noch bandtypischere Nummern, etwa „Downtown“, „When Will Gods Work Be Done“, „Destiny“ oder „Just A Matter Of Time“. Die Eingängigkeit von „Mana“-Hits wie „Nightfall“ oder „Dragon, Why Do You Cry“ bleibt jedoch unerreicht.

„Strength“ ist beileibe kein schlechtes Rock-Album – den auf dem grandiosen Debüt fußenden, extrem hohen Erwartungen wird es jedoch nicht ganz gerecht. Wirkten Idle Hands auf „Mana“ restlos abgeklärt und bis ins letzte Detail souverän, klingen sie als UNTO OTHERS stellenweise überambitioniert, bisweilen aber auch nicht mehr ganz so inspiriert wie noch auf dem Debüt. Mit dem Rückenwind von Roadrunner Records und einigen großen Touren sollte es dem dem Quartett dennoch gelingen, sich in der Szene nachhaltig zu etablieren. Wirklich entscheidend wird dann erst das wie so oft wohl auch für UNTO OTHERS wegweisende dritte Album.

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Wertung: 7.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Unto Others – Strength

  1. Jop. Ich war so hyped auf das Album nach dem fantastischen „Mana“ und der ebenso starken EP, die danach noch kam. Aber irgendwie wirkt die Musik auf „Strength“ wie übriggebliebene Songs aus der „Mana“-Session. Ich fand auch die deutlich klassischere Metal-Produktion nicht so geeignet für den Stil. Auch da war der Sound von „Mana“ viel passender. Und dass sie sich generell jetzt deutlich mehr an die Metal-Community anbiedern, auch im Songwriting, finde ich ebenfalls gar nicht mal so eine gute Idee. Ich mochte „Mana“ auch gerade deshalb, weil es mal nicht das typische Double-Bass-Getrete war, sondern klassisch-rockig, aber mit krassen Melodien und einer einzigartigen Stimmung in den Songs. Da hat „Strenght“ leider deutlich weniger Eigencharakter. Trotzdem ein gutes Album, da stimm ich zu. Ich hoffe trotzdem, dass das nächste wieder ein bisschen mehr wie „Mana“ wird. Die neue Ausrichtung catcht mich nicht so wahnsinnig…

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