Review Unreqvited – Mosaic I: L’Amour Et L’Ardeur

Manchmal ist es nur schwer nachvollziehbar, warum gewisse Bands schon kurz nach ihrer Gründung einen Hype auslösen, während andere Gruppen denselben Sound bereits Jahre zuvor perfektioniert haben, ohne dafür dieselbe Anerkennung zu erhalten. Dass UNREQVITED in der Depressive-Black-Metal-Szene innerhalb kürzester Zeit Anklang finden konnte, ist hingegen nur als recht und billig zu bezeichnen. Spätestens auf seinem Zweitwerk „Stars Wept To The Sea“, im Zuge dessen 鬼 Post-Black-Metal mit synthetischer Orchestrierung angereichert hatte, zeigte der kanadische Einzelmusiker immenses künstlerischen Potential. Nur ein paar Monate später liegt mit „Mosaic I: L‘Amour Et L‘Ardeur“ bereits der Nachfolger ebenjener Ausnahmeplatte vor.

War „Stars Wept To The Sea“ aufgrund seiner aufregenden, aber etwas holprig umgesetzten Ideen noch ein klassischer Rohdiamant, so markiert Album Nummer drei den Punkt, an dem sich UNREQVITED vollends zu entfalten beginnt. Die ursprünglich mehr als fragwürdige Entscheidung der Metalarchive, UNREQVITED wegen des angeblich zu geringen Black-Metal-Anteils aus der metallischen Online-Enzyklopädie zu streichen, kann man nun zumindest nachträglich als legitimiert ansehen. Auf „Mosaic I: L‘Amour Et L‘Ardeur“ stehen ganz klar der Post-Rock und die Keyboardarrangements im Zentrum der Aufmerksamkeit, wohingegen die herzzerreißenden Screams und die kraftvollen Riffs und Drums nur noch ausnahmsweise zum Vorschein kommen.

Die stilistische Bandbreite mag sich durch diese Neuausrichtung in einem engeren Rahmen bewegen, keineswegs jedoch die damit vertonten Emotionen. Trübsinn und Euphorie gehen hier auf beispiellose Art und Weise fließend ineinander über, ohne einander abzustoßen. Scheinbar mühelos gelingt es UNREQVITED, träumerische Clean-Gitarren und fragiles Klavierspiel in energiegeladene Ausbrüche überzuleiten, die gerade durch den Kontrast umso eindrucksvoller klingen.

Sogar seine wechselhaften Keyboards bringt 鬼 problemlos an beiden Enden der Skala unter: Während die ruhigen Momente der Harmonie oft in einen sphärischen Ambient-Schleier gehüllt sind, wird die Epik der drängenderen Passagen zumeist in Form von opulenten Chören, Streichern und Bläsern untermalt. Auch in soundtechnischer Hinsicht hat UNREQVITED in kürzester Zeit bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Die leicht unangenehme, kantige Produktion der Vorgängerplatte ist auf „Mosaic I: L‘Amour Et L‘Ardeur“ einem wesentlich natürlicheren, besser ausbalancierten Klang gewichen, der dem sanfteren Naturell der Songs wie auf den Leib geschneidert ist.

Sofern man UNREQVITED unbedingt auf Biegen und Brechen etwas vorwerfen möchte, dann am ehesten noch, dass die Keyboards bisweilen eine Spur zu viel Kitsch verströmen und dass die Orchestrierung mit „echten“ Instrumenten mehr hergemacht hätte. In sämtlichen anderen Belangen ist die Entwicklung, die „Mosaic I: L‘Amour Et L‘Ardeur“ abbildet, geradezu atemberaubend. Die Platte ist technisch fehlerfrei, bringt ein wenig frischen Wind in den Post-Black-Metal, zieht sich mit seinen 40 Minuten Spielzeit nicht im Geringsten in die Länge und vermittelt eine eigentümliche Gefühlsmischung aus Frohsinn und Melancholie – ein Kunststück, das nicht viele Bands auf derart stimmige Weise fertigbringen.

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Wertung: 8 / 10

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