Wenn man für ein etabliertes Metalfanzine arbeitet, bekommt man häufig Promoanfragen von Bands ohne Label, von Eigenproduktionen kleiner Truppen aus dem Untergrund. Auch wenn man immer versucht, diesen Bands genauso gerecht zu werden, wie den großen Veröffentlichungen, merkt man doch in einigen Fällen gleich, warum die Bands kein Label haben – und dass sie vermutlich nie eines bekommen werden. Aber manchmal entdeckt man echte Perlen, während man eher nebenbei an ein Underground-Release herangeht. UNIFIED aus Oberfranken sind ein solcher Fall, deren Debütalbum „Black & White“ mich sofort für sie eingenommen hat.
Vielleicht hilft ihnen auch ein gewisser Exotenbonus, gründen sich doch im Underground zur Zeit nur wenige Melodic-Metal-Bands und noch weniger halten bis zur ersten Eigenproduktionen durch. Man hat den Eindruck, in diesem Genre wäre der Markt einigermaßen aufgeteilt und es wüchse wenig nach, insbesondere im Vergleich zum hochproduktiven Death oder Black Metal, bei dem die Kollegen sich vor Independent Releases oft gar nicht retten können. Auch von dieser Warte aus heißt es also „Hut ab“ für ein Wagnis abseits der momentanen Moden.
Musikalisch geben sich UNIFIED auf „Black & White“ abwechslungsreich. Ihr Spektrum reicht von melodischen Uptempo-Nummern mit eingängigen Refrains („Tyrant“, „Black Attack“) über Midtempo-Stampfer mit leicht progressivem Einschlag („Welcome To The Shadowland“) bis hin zu einer gefühlvollen, aber nicht zu kitschigen Ballade („Land Of Feelings“). Genau diese Varianz ist – neben einem Gespür für großartige Refrains – die große Stärke von UNIFIED, die sie schon von der Anordnung der Tracks her in den Vordergrund zu stellen wissen, und die es zu einem Vergnügen macht, das Album zu hören. Das gilt nicht nur für den Aufbau des Albums, sondern auch für die Binnenstruktur vieler Songs, wie „Arrested By The Beast“ oder „Hidden In Fear“.
Nicht verhehlen sollte man bei allem Lob aber, dass man UNIFIED anmerkt, dass sie noch nicht allzu lange im Geschäft sind. Manche Lieder wirken noch blass („Rebellion Of Light“, „Turn On Your Heart“), und warum gerade das etwas verkopfte „Welcome To The Shadowland“ an den Anfang der Scheibe gestellt wurde, und nicht eine der schnellen Nummern, bleibt ein Rätsel. Hoffentlich rächt sich das nicht bei den Talentscouts der Labels, die bei Demos oft nach dem ersten Track ausschalten, wenn sie nicht überzeugt sind. Auch die Produktion von „Black & White“ ist zwar angenehm warm geraten, aber doch etwas dünn, wie besonders am Schlagzeug auffällt.
Nun – das ist zwar alles zutreffende Kritik, aber nicht kriegsentscheidend. „Black & White“ von UNIFIED ist ein sehr gutes, frisch klingendes Melodic-Metal-Album mit unverbrauchten Melodien und Ideen, das jedem Fan des Genres ans Herz gelegt werden sollte. Wenn die Welt fair ist, bekommt diese Band eine Chance – zumal sie mit „Ascan“ einen der überzeugendsten Stadionrocksongs geschrieben hat, den ich in den letzten zwölf Monaten zu hören bekommen habe.
Wertung: 8 / 10