Review Ungfell – De Ghörnt

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Mit UNGFELL und ihrem neuen Album „De Ghörnt“ begeben wir uns abermals in die Schweiz. Diesmal nach Zürich, von wo aus das Duo seit 2014 sein Unwesen treibt. Nach bisher drei veröffentlichten Full-Length-Alben, hat die Band am 25.11.24 völlig überraschend einen vierten Streich veröffentlicht. Hätte man 2021 noch ein verlorenes Bergdorf in den Fokus seiner Erzählungen gestellt, so behandeln UNGFELL 2024 die Erlebnisse eines Jägers, der sich getrieben von Ehrgeiz zum Aletschgletscher aufmacht, um Edelsteine zu sammeln. Mit seiner Gier nach Reichtum und endloser Skrupellosigkeit zieht er jedoch den Zorn des Rollibock auf sich.

Die Sage um den Jäger, der dem geistethaften Wesen des Rollibock gegenübersteht, haben UNGFELL auf sieben zusammenhängenden Songs intoniert. Musikalisch nutzen sie dafür wenig aggressiven, melodischen Black Metal, der von gelegentlichen Folk-Einflüssen und akustischen Intermezzi begleitet wird. Die in Mundart dargebotenen Texte schaffen eine essenzielle Nähe zum Thema. So gelingt es UNGFELL Songs wie „Im Ruusch“ gekonnt zu inszenieren. Dieser Song steht mir seinen leichtfüßigen und doch temperamentvollen Klängen stellvertretend für das ganze Album. Variables Tempo, geschickt eingeflochtene akustische Arrangements und eine in sich spannende Dynamik, ergeben einen der stärksten Titel auf „De Ghörnt“. Irgendwie klingt das Album in den Ohren des Rezensenten genau so, wie er sich die Schweiz vorstellt.

Beim Song „De Fährmaa“ können UNGFELL durchaus Spannung aufbauen und auch der Schlusstrack „De Geischt vom Marjelesee“ ist durch seine wechselnde Dynamik angenehm zu hören. Das große Aber: UNGFELL schaffen auf Albumlänge keine bleibenden Eindrücke. Zwar sind die Songs allesamt im Sinne des Konzeptes schlüssig und können mit netten Details aufwarten, aber große Melodien, prägnante Breaks oder auch authentische Epik – das sind alles Komponenten die sich auf „De Ghörnt“ nur selten ausmachen lassen.

„De Ghörnt“ ist beim besten Willen kein schlechtes Album. Aber wenn wir nach der berühmten Messbarkeit gehen, dann haben Label-Kollegen von UNGFELL in diesem Jahr schon wesentlich größeres vollbracht. Auch wenn es einige Momente auf dem neuen Album der Schweizer gibt, die gut gelungen sind, so stehen diesen leider unverhältnismäßig vielen durchschnittlichen Songstrukturen gegenüber. Das macht „Ghörnt“ zwar allemal zu einem Album für absolute Genre-Liebhaber, ansonsten bleibt der große Wurf für UNGFELL mit ihrem Neuling aber bedauerlicherweise aus.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert