Manchmal gibt es schon witzige Zufälle… erst seit ein paar Wochen finde ich Gefallen an Helrunar, da ich es irgendwie geschafft habe, nicht mehr all zu stark auf die Texte zu achten, die mir bis dahin immer irgendwie den Spaß an der Truppe verdorben hatten – und da stellt sich heraus, dass es sich bei der Promo, welche hier zur Rezension vorliegt, um das neue Projekt des aus Helrunar ausgeschiedenen Gitarristen und Hauptsongwriters Dionysos handelt.
Unter dem Banner UNDER THAT SPELL hat der Gitarrist drei weitere Musiker um sich geschart, darunter Helrunar-Live-Bassist Sin, und sich dem traditionellen Black Metal verschrieben. Die Erwartungen liegen dementsprechend hoch: Tempomäßig etwas aufgepeppte Helrunar-Riffs mit ein bisschen mehr Geknüppel und Geschrei, und vor Allem ohne Dickichtgesichter… so meine Hoffnung.
Doch, um ehrlich zu sein: All zu langlebig war sie nicht, diese Hoffnung. Denn bereits die ersten Töne des „Apotheosis“ betitelten Werkes bestätigen zwar den „Geknüppel und Geschrei“-Teil meiner Aussage, und auch von Dickichtgesichtern weit und breit keine Spur – jedoch genauso wenig von den qualitativ hochwertigen Helrunar-Riffs.
Prinzipiell wäre das ja kein Problem – schließlich ist das Konzept hinter UNDER THAT SPELL ja nicht, dort ansetzen, wo Dionysos bei Helrunar aufgehört hatte, sondern gänzlich true-schwarzmetallen ausgerichtet: Schnelle Singlenote-Licks, Hochgeschwindigkeits-Drumming, von Zeit zu Zeit monotone, langsamere Parts und dazu recht hoher Schreigesang; das ganze aufgelockert durch eingestreute Akustikgitarren-Interludes und fertig ist das Schweden-Black Metal-Süppchen. Was fehlt, ist dabei jedoch leider das Salz, um bei der Metapher zu bleiben… oder, um es konkreter anzupacken: Die Atmosphäre.
Zwar holzen UNDER THAT SPELL über die komplette Spielzeit aufs Eifrigste und knüppeln, sägen und kreischen, was die Instrumente und Stimmbänder hergeben, schaffen es dabei jedoch nicht, in einer geschlagenen Dreiviertelstunde auch nur ein, zwei Aha-Momente zu kreieren, die aufhorchen lassen oder gar im Ohr bleiben. Stattdessen bleibt nach 45 Minuten ein großes Fragezeichen im Raum stehen: War’s das schon? War das wirklich alles?
Ja, war es. Nichtssagende Riffs, ein paar belanglose Quoten-Akustik-Passagen und dazu gesichtsloser Allerweltsgesang. Um es auf den Punkt zu bringen: „Apotheosis“ ist aus den abgegriffenen Bausteine aufgebaut, die selbst der schwedischen Szene mittlerweile zu abgenutzt zu sein scheinen: Geknüppel ohne Atmosphäre und Gesicht hört man aus Skandinavien dieser Tage nur noch selten. Dass jedoch ausgerechnet dieses Album dem gleichen Kopf entsprungen sein soll, der auch für das atmosphärisch äußerst dichte „Frostnacht“ und „Baldr Ok Íss“ verantwortlich ist, kann man dabei gar nicht so recht glauben.
Sicherlich ist, wie so oft, auch an „Apotheosis“ nicht alles scheiße, was stinkt, und wer sich gänzlich dem traditionellen Black Metal verschrieben hat, der entdeckt wohl auch hier postitiv zu wertende Aspekte – mit Sicherheit jedoch keine, die er nicht auf einem anderen Silberling seiner Sammlung schon in prägnanterer Form finden könnte. Denn man kann es beziehen, worauf man mag: UNDER THAT SPELL kommen mit diesen zehn Stücken nicht über dürftiges Mittelmaß hinaus.
Wertung: 5 / 10