Und sonst so … Oktober 2017

Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Bell Witch - Mirror Reaper

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legen mit „Mirror Reaper“ das wahrscheinlich beste Metal-Album des Jahres vor. Das Funeral-Doom-Duo verarbeitet darauf den plötzlichen Tod des früheren Schlagzeugers Adrien Guerra in einem einzigen 83-minütigen Song, der keinen Moment Langeweile aufkommen lässt. Trotz der repetitiven Struktur des Genres und seiner zähflüssigen, mehr als nur verschleppten Geschwindigkeit wartet „Mirror Reaper“ mit unglaublich vielen Stimmungswechseln auf. Neben düsterem Growlen überzeugt auch der oft fast zerbrechliche Clean-Gesang.

[Bernhard]


Myteri - Ruiner

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MYTERI veröffentlichen mit „Ruiner“ ihr zweites Album. Darauf setzen die Schweden den Weg des selbstbetitelten Vorgängers nahtlos fort. Ihr mitreißender Crust Punk zeichnet sich durch eine druckvolle Produktion, ein treibendes und polterndes Schlagzeug, knackigen Bass und melodisch-eingängige Gitarrenmelodien aus. Der tiefe, gebrüllte Gesang passt dabei wie die Faust aufs Auge. Trotz mangelnder Schwedisch-Kenntnisse wird alleine durch die Attitüde der Band die linkspolitische Ausrichtung ihrer Musik zu jeder Zeit klar.

[Bernhard]


Krallice with Dave Edwardson - Loüm

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KRALLICE haben sich für ihr neues Album „Loüm“ Dave Edwardson von Neurosis als Gast geholt, der den Gesang übernimmt sowie Synthies eingespielt hat. Musikalisch liefert die Band aus New York ein weiteres Feuerwerk für die Synapsen ab. Zwischen Black Metal, (Post-)Hardcore, Progressive Metal und Thrash Metal werden Takte gebogen, Rhythmen gebrochen und Dissonanzen mit gutaralen Gesang und elektronischen Klangflächen vermengt. Durchgehend verstörend, alles andere als eingängig, oft überfordernd und hypnotisierend. Ein beeindruckendes Album.

[Bernhard]


And So I Watch You From Afar - The Endless Shimmering

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AND SO I WATCH YOU FROM AFAR spielen instrumentale Rock-Musik und veröffentlichen mit „The Endless Shimmering“ bereits ihr fünftes Album. Die Band aus Belfast entzieht sich seit Beginn gängigen Post-Rock-Strukturen. Anstelle von Laut-leise-Spielereien und vorhersehbaren Songverläufen offenbaren die vier Musiker einen stärkeren Punk-Einfluss. Ihre quirlige Musik sprudelt nur so über vor Energie und schnappt stellenweise regelrecht nach Luft. „The Endless Shimmering“ führt den Stil der Band konsequent weiter und begeistert wie eh und je.

[Bernhard]


The Darkness - Pinewood Smile

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THE DARKNESS haben vor mehr als einer Dekade gezeigt, dass selbstironischer Glam Rock auch im 21. Jahrhundert Spaß machen kann. In der Zeit darauf ging die mediale Aufmerksamkeit trotz regelmäßiger Alben zurück. Mit ihrem neuen Album „Pinewood Smile“ will es die Band noch einmal wissen. Großspurige Gitarrensoli, breitbeinige Hard-Rock-Gitarren, ein simples Schlagzeug und Justin Hawkins‘ Falsettgesang funktionieren auch 2017. Selbstverständlich braucht man dabei weder auf Innovation noch auf ausgefeilte Songwriting-Künste hoffen – aber darum geht es auch nicht.

[Bernhard]


Julien Baker - Turn Out The Lights

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JULIEN BAKER hat bereits auf ihrem ersten Album „Sprained Ankle“ ihr Innerstes nach außen gekehrt. Musikalisch setze die Musikerin auf minimalistische, fragile Arrangements, die sie mit ihrer eindringlichen Stimme unterstützte. Ihr zweites Album „Turn Out The Lights“ ist deutlich aufwendiger produziert und setzt neben ruhigen Gitarrentönen verstärkt auf Klavier und eine emotionale Streicheruntermalung. Textlich werden Ängste, Depressionen und der Kampf mit persönlichen Dämonen poetisch und eindringlich aufgearbeitet. Bedrückend schöne Gänsehautmusik.

[Bernhard]


The Lillingtons - Stella Sapiente

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Elf Jahre liegt das letzte Album „The Too Late Show“ von THE LILLINGTONS bereits zurück. Nach der Reunion im Jahr 2013, einigen Live-Shows und der EP „Project 313“ im Juni steht jetzt also der neue Longplayer „Stella Sapiente“ in den Startlöchern. Obwohl der Punk Rock immer noch ihre Musik dominiert, wirken THE LILLINGTONS gereifter und melodiöser. Gelegentlich schielt man damit auch in den Bereich des Indie Rock. Gesetzter, aber nicht minder qualitativer Punk für diejenigen, deren Gelenke beim Pogo schon zu streiken beginnen.

[Christian Denner]


Thousand Below - The Love You Let Too Close

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Direkt aus Südkalifornien liefern THOUSAND BELOW in Kooperation mit Rise Records ihr Debütalbum „The Love You Let Too Close“ ab. Musikalisch bedient sich die Band vorrangig am Post-Hardcore, lässt aber auch Screamo und Metalcore einfließen. Die Songs finden so die richtige Mischung zwischen Hang zur Emotionalität und melodiösen Parts, aber auch krachenden Passagen und energiegeladenen Screams bzw. Shouts. Ein gelungener Einstieg einer jungen Band – geradliniger Post-Hardcore, den man gut und gerne hören kann.

[Christian Denner]


Paceshifters - Waiting To Derail

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Auf insgesamt drei Alben konnten PACESHIFTERS bisher zurückblicken. Mit ihrem vierten Werk „Waiting To Derail“ veröffentlichen die Niederländer erstmals beim neuen Label-Partner Hassle Records. Das Ergebnis sind elf alternative Rocksongs, die mit Elementen des Punk, Garage Rock und Indie angereichert wurden. Das Problem des Albums ist offensichtlich: Die Titel plätschern weitgehend belanglos an einem vorbei. Etwas mehr Wut und Durchschlagskraft hätten „Waiting To Derail“ sehr gut getan.

[Christian Denner]


Himmelsrandt - 4 Moments & Rain

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2016 vertonte Musiker Peter Honsalek mit diesem Soloprojekt auf seinem tollen Debüt “Schneeland” den Winter. Nun hat er für sein zweites Album seine erste Vier-Track-EP „Rain“ neu aufgenommen, und ihr vier weitere Kompositionen zum Thema Herbst vorangestellt. Die klassische Musik, bestehend aus Klavier, Streichern und vereinzeltem Einsatz von Synthesizern, überzeugt gerade bei den neuen Stücken mehr als je zuvor. Auch wenn die “Rain” EP kompositorisch dagegen etwas abfällt, ist “4 Moments & Rain” erneut ein wahnsinnig schönes, gefühlvolles und atmosphärisches Klassik-Album geworden.

[Simon Bodesheim]


Hallatar - No Stars Upon The Bridge

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Im April des letzten Jahres verstarb Trees-Of-Eternity-Sängerin Aleah Starbridge an Krebs. Nun hat ihr Lebensgefährte und Swallow-the-Sun-Gitarrist Juha Raivio mit gesammelten Schriften und Gedichten seiner verstorbenen Liebe den Schmerz über ihren Tod in einem Album verarbeitet (daher auch der Albumtitel). Dafür hat er sich unter anderem Amorphis-Sänger Tomi Joutsen und Ex-HIM-Drummer Gas Lipstick zu Hilfe geholt. Wirklich emotional und rührend ist das Ergebnis leider im Vergleich zu Swallow the Suns Musik nur stellenweise, denn Raivios Vertonung seines Leidens manifestiert sich überwiegend als bleiern-schweres und damit auch recht sperriges (Funeral)-Doom-Werk. Als musikalisches Denkmal und Ergebnis eines Trauerprozesses ist die Platte aber gleichermaßen interessant.

[Simon Bodesheim]


Daniel Cavanagh - Monochrome

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Für ein Solowerk des Anathema-Multiinstrumentalisten ist „Monochrome“ zweifellos schön gemacht. Warum er dafür aber ein eigenes Projekt gründen musste, erschließt sich nicht wirklich. Zwei Drittel davon sind ohnehin Anathema-taugliches Material, der Rest ist ein wenig ausschweifender, instrumentaler, leichter zugänglich und sanfter, hätte aber schon auch gepasst. Insgesamt ist das Album von der Stimmung her ein wenig fröhlicher als “The Optimist”, das dieses Jahr erschienene neue Werk seiner Hauptband. Man kann es daher als hübsche Ergänzung sehen. Ein Riesenwurf ist es aber nicht wirklich, da hat der gute Mann schon Stärkeres komponiert.

[Simon Bodesheim]


Dreamgrave - Monuments [EP]

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Mit „Monuments“ ist DREAMGRAVE, nachdem sie bereits 2014 mit ihrem Debüt „Presentiment“ zu überzeugen wussten, eine schöne Progressive-Metal-EP gelungen. Diese kann vor allem in den ruhigen Momenten überzeugen, wenn sich – wie beim ersten Track „Drop The Curtain“ – Cleangesang, Akustikgitarren und Violinen gegenseitig umspielen. In den beiden längeren Songs wirken die schnelleren, Metal-lastigeren Teilen manchmal ein bisschen ziellos. Insgesamt ist die EP aber auf jeden Fall sehr empfehlenswert für Freunde progressiver Klänge.

[Simon Bodesheim]


Publiziert am von Simon Bodesheim, und Christian Denner

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