Und sonst so … Mai 2019


Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Sammy Hagar & The Circle - Space Between

Genre:

Zur Website von Sammy Hagar & The Circle

SAMMY HAGAR (ex-Van Halen, Chickenfoot) ist kein Unbekannter im Rock- und Metal-Sektor. 2015 veröffentlichte er mit seiner Band THE CIRCLE das Album „At Your Service“, dem nun der zweite Longplayer „Space Between“ folgt. Musikalisch bieten die rund 35 Minuten in zehn Songs waschechten, erdigen Hard Rock mit starker Blues-Schlagseite. Immer noch gut bei Stimme erinnert SAMMY HAGAR mit seinen Kollegen mal an ZZ Top („Full Circle Jam“), Jon Bon Jovis Cowboy-Zeiten („Can’t Hang“) oder an die legendären Kiss („Free Man“). Für Freunde der alten Hard-Rock-Schule sollte „Space Between“ ein wahrer Leckerbissen sein. Wer einfach nur an den Wurzeln harter Gitarrenmusik interessiert ist, der bekommt hier einen kleinen, aber feinen Einblick präsentiert.

[Christian Denner]


Sting - My Songs

Genre:

Zur Website von Sting

Neu ist das Album „My Songs“ – die darauf enthaltenen Titel allerdings nicht. STING hat sich Stücke seiner Solokarriere und aus der Zeit bei The Police vorgenommen und ihnen ein mehr oder weniger neues Gewand verpasst. Alle Stücke vereint, dass sie in ihrem Ursprung unverkennbar bleiben. Teilweise können sie mit detailreicher Überarbeitung überraschen. So hat das britische Urgestein Elemente aus Jazz, Chillout, Disco, Reggae oder Latin in das Soft-Rock-Konstrukt eingebunden. STING hat mit einigen kreativen Ansätzen, moderner Produktion und variablem Gesang ein Best Of vorgelegt, das eigentlich keines sein möchte. STING geht aber nur bedingt mit der Zeit und ruht sich auf der Eingängigkeit seiner Hits aus 41 Jahren Musikkarriere einen Tick zu sehr aus. Als Highlight präsentiert sich die abgespeckte Live-Version von „Roxanne“, die dem eigentlichen Ansatz am ehesten gerecht wird.

[Christian Denner]


Taron Egerton - Rocketman (Soundtrack)

Genre:

Zur Website von Taron Egerton

Nach Queens „Bohemian Rhapsody“ sollte „Rocketman“ der nächste große Musikfilm werden, der mit TARON EGERTON (Kingsman, Eddie The Eagle, Robin Hood) als Elton John, Jamie Bell (Deathwatch, King Kong, Fantastic Four) als Bernie Taupin und Richard Madden (Game Of Thrones, Cinderella, Die Medici) als John Reid durchaus hochkarätig besetzt ist. So singt Hauptdarsteller Egerton folgerichtig die meisten Songs auf dem offiziellen Soundtrack selbst und bekommt teilweise Unterstützung seiner Filmkollegen. TARON EGERTON schafft es stimmlich sehr nah an das legendäre Vorbild heran und so kristallisieren sich als Highlights seine Solotitel „Border Song“, „Tiny Dancer“ oder „I’m Still Standing“ heraus. Dazu sind sie eine tiefe Verneigung vor einem der größten Songwriter unserer Zeit, der sowohl die rockigen als auch die ruhigen Töne beherrscht. Dies stellt der mittlerweile 72-jährige Elton John im abschließenden „(I’m Gonna) Love Me Again“ im Duett mit seinem Filmego höchstpersönlich unter Beweis, das für den Soundtrack neu komponiert wurde. Durch den Fokus auf den Gesang entsteht oftmals eine Musical-Atmosphäre, die es der Musik ohne die bewegten Bilder schwer macht sich zu entfalten.

[Christian Denner]


Viagra Boys - Street Worms (Deluxe Edition)

Genre:

Zur Website von Viagra Boys

Die VIAGRA BOYS sind wieder da, und veröffentlichen eine Deluxe Edition ihres letten Albums „Street Worms“. Dem ursprünglichen Album wurden einige B-Seiten und der brandneue track „I Ain’t Living Long Like This“ hinzugefügt. Diese fügen sich perfekt in den Sound der Band ein – verdrehter Post-Punk irgendwo zwischen The Stooges, The Birthday Party, Devo und The Fall. Damit erfeinden die Sdhweden das Rad sicher nicht neu, Fans der genannten Truppen sollten mit dieser Veröffentlichung jedoch ihre helle Freude haben. Reinhören lohnt sich in jedem Fall, jedoch sollte man keine Aversion gegen den Klang eines Saxophons haben.

[Christoph Emmrich]


War Curse - Eradication

Genre:

Zur Website von War Curse

Testament, Death Angel oder Forbidden – wer auf diese Bands und deren Zeitgenossen steht, für den gibt es mir WAR CURSE eine neue Band zum genießen. Denn die Truppe spielt auf ihrem Debüt „Eradication“ Thrash Metal in astreiner Bay-Area-Manier, bietet dabei jedoch auch durchaus eine moderne Sicht auf den etablierten Sound. Relativ modern produziert, verströmt das Album trotzdem den Spirit der späten 80er und frühen 90er. Angesichts von Gastauftritten von Glen Avelais (Forbidden, Testament), Kragen Lum (Heathen, Exodus), Kyle Thomas (Exhorder, Trouble) und dem Fakt, dass Bassist Jason VieBrooks auch bei Heathen, Exhorder und Grip Inc. aktiv ist, sollte es keinen überraschen, dass WAR CURSE hier ein überaus authentisches Album abgeliefert haben.

[Christoph Emmrich]


Black Label Society - Sonic Brew (20th Anniversary Blend 5.99 - 5.19)

Genre:

Zur Website von Black Label Society

BLACK LABEL SOCIETY und Bandchef Zakk Wylde muss man nicht weiter vorstellen. Die Band veröffentlicht seit Jahren Alben, die irgendwo zwischen Doom Metal, klassichem Rock und viel Biker-Flair liegen und hat sich damit eine beachtliche Fanbase aufgebaut. Diesen serviert sie nun eine Wiederveröffentlichung ihres Debüts „Sonic Brew“ als „Sonic Brew (20th Anniversary Blend 5.99 – 5.19)“. Zusätzlich zu den ursprünglichen Tracks, hat man der Neuauflage noch zwei Bonustracks spendiert und das Ganze als schickes Digipack verpackt, dem auch ein Poster beiliegt. Aber ganz erhlich, was braucht man mehr als Tracks wie „Bored To Tears“, „Black Pearl“ oder „Spoke In The Wheel“? Wer die Platte noch nicht sein Eigen nennt, kann hier ganz entspannt zugreifen.

[Christoph Emmrich]


Texas Hippie Coalition - High In The Saddle

Genre:

Zur Website von Texas Hippie Coalition

TEXAS HIPPIE COALITION sind wieder da und legen mit „High In The Saddle“ ein Album vor, das sumpfige Grooves, eine Geschichte im Stile von „Man In Black“ und Parties a la Motley Crüe vereinen soll. Umrahmt wird das ganze von Erzählungen über Hinterhofgrills, Kneipenschlägereien und große Rockfestivals, Biker, Outlaws und Exzesse. Das klingt auf den ersten Blick super, ist es aber schon bei genauerm Hinschauen nicht mehr. Denn die ganze Energie, die hier in ein schickes Äußeres investiert wrude, fehlt der Musik. Diese ist leider komplett belanglos und bleibt beim besten Willen nicht im Kopf. Vielleicht auch besser so.

[Christoph Emmrich]


N.M.A. - N.M.A.

Genre:

Zur Website von N.M.A.

2016 gegründet, legen N.M.A. aus der Schweiz nun ihr Debütalbum vor. „N.M.A.“ bietet dem Hörer eine Mischung aus Thrash Metal und klassichem Rock, dazu einige Alternative-Rock-Geangslinien in den Refrains („Whatever“). Das klingt spannend und ist es auch auf dem Papier, in der praktischen Umsetzung hapert es leider aber doch an verschiedenen Stellen. So wirken die Übergänge zwischen den einzelnen Songteilen nocht nicht flüssig, sondern brechen den Flow der Songs auf und auch in puncto Riffs, an die man sich erinnert, ist noch Luft nach oben. Da das Konzept aber wirklich interessant ist, könnte es sich lohnen, die weitere Entwicklung der Band zu verfolgen.

[Christoph Emmrich]


Misþyrming - Algleymi

Genre:

Zur Website von Misþyrming

Bereits MISÞYRMINGs Debüt “Söngvar Elds Og Óreiðu” wurde nach dessen Veröffentlichung in höchsten Tönen gelobt. Auch bei “Algleymi” zeigen sich die bisherigen Stimmen hellauf begeistert. Und mit was? Mit Recht! Der Black Metal der Isländer verbindet rockige Grooves im Stile von Bands wie Taake mit gelegentlich eingestreuten, leicht paganesken, aber nie aufdringlich düdelnden Melodien. Heraus kommt dabei ein Album, das mitreißt und dabei aber stets in Sachen Atmosphäre und Emotionen die richtigen Töne anklingen lässt. Nicht jeder einzelne Song erreicht hier Meisterklasse, aber in Sachen Black Metal spielt “Algleymi” dieses Jahr ganz oben mit.

[Simon Bodesheim]


Warforged - I: Voice

Genre:

Zur Website von Warforged

Das Label The Artisan Era hat in letzter Zeit einige bemerkenswerte Beiträge im Technical Death Metal veröffentlicht. WARFORGED sind ein weiterer, neuer Act in dessen Roster. Die Musik der US-Amerikaner ließe sich wohl am besten als Progressiver Death Metal beziehungsweise Deathcore mit schwarzem Anstrich beschreiben. Auf ihrem Debüt “I: Voice” demonstrieren sie, dass sie bereits einiges an Können mitbringen. Zu 100% überzeugt das alles aber noch nicht. Die Songs sind allesamt deutlich zu lang und bräuchten neben Kürzungen auch eine bessere Strukturierung. In Sachen Atmosphäre brauchen WARFORGED allerdings bereits jetzt schon keine Nachhilfe mehr. Nicht zuletzt dank gelegentlichen Keyboardeinsatzes, der den stimmungsvollen Sound der Band veredelt.

[Simon Bodesheim]


Stormlord - Far

Genre:

Zur Website von Stormlord

Neben Fleshgod Apocalypse hat auch deren Live-Schlagzeuger David Folchitto mit seiner eigenen Symphonic-Extreme-Metal-Band STORMLORD ein neues Album veröffentlicht. Tatsächlich sogar ein sehr gutes. “Far” beeindruckt mit epischen, aber nie aufgesetzt-pathetischen Symphonic-Arrangements und dem rasantem Spiel der Musiker. Ihr Musikstil erinnert dabei nicht selten an Bands wie Mechina. Ein abwechslungsreiches und bombastisches Werk – zwar nicht durchgehend makellos komponiert, aber für Fans dieses Genres ein klares Must-Hear.

[Simon Bodesheim]


The Lonely Island - The Unauthorized Bash Brothers Experience

Genre:

Zur Website von The Lonely Island

(Comedy Rap) Das US-amerikanische Comedy-Rap-Trio THE LONELY ISLAND um Comedian Andy Samberg hat sich für sein aktuelles Projekt als Thema die “Bash Brothers” herausgesucht. Jose Canseco and Mark McGwire waren zwei wichtige Spieler im Baseball. Wer darüber nicht ausreichend Bescheid weiß, dem entgeht sicherlich so mancher Gag. Doch auch für Informierte dürfte THE LONELY ISLANDs Netflix-Special “The Unauthorized Bash Brothers Experience” nicht so witzig wie ihre anderen Alben sein. Samberg und Akiva Schaffer portraitieren die beiden Baseballer als irgendwas zwischen selbstverliebten Rockstars und komischen Versagertypen, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen, was schon ganz amüsant, aber nicht so wirklich der Brüller ist. Schade, denn was die Rapsongs angeht, waren THE LONELY ISLAND nie zuvor stärker als hier. Mit Sia, HAIM und Maya Rudolph gibt es auch noch ein paar nette Gastbeiträge. Wer Netflix hat, kann sich dort das halbstündige “visual poem” (also effektiv ne Aneinanderreihung von zusammengehörenden Musikvideos) anschauen. Aber auch als reines Musikalbum funktioniert “The Unauthorized Bash Brothers Experience” recht gut.

[Simon Bodesheim]


Prag 83 - Énouement (EP)

Genre:

Zur Website von Prag 83

(Neofolk) Letztes Jahr konnte der deutsche Dark-Neofolk-Musiker, der sein Projekt PRAG 83 als Hommage an Franz Kafkas Lebenswerk gegründet hatte, mit seinem zweiten Album “Fragments Of Silence” überzeugen. Noch mal ein ganzes Stück besser fängt die Zwei-Track-EP “Énouement” eine düster-melancholische Stimmung ein, die einen packt und kaum wieder loslässt. Schade natürlich, dass die EP mit 8 Minuten Spielzeit schon arg kurz (und eigentlich eher eine Single) ist. Lust auf mehr macht das Material aber definitiv. Für Momente, in denen man mal keine Lust auf verzerrte Gitarren und Geschrei hat, ist die ruhige, nachdenkliche und einfach wahnsinnig schöne Musik von PRAG 83 genau das Richtige.

[Simon Bodesheim]


Destrage - The Chosen One

Genre:

Zur Website von Destrage

Die Musik von DESTRAGE kann man schwer beschreiben. Am ehesten vielleicht noch als eine Art progressiver, total abgedrehter Metalcore – ähnlich wie Between the Buried and Me, nur nicht ganz so ausufernd, sondern etwas bodenständiger. Während die Vorgängerwerke “A Means To No End” und “Are You Kidding Me? No.” noch richtig abgefahren daherkamen, ist “The Chosen One” etwas zugänglicher und gezähmter, dafür aber auch leider etwas weniger faszinierend. Zwar gibt es die Madness-Momente noch, wie etwa das Intro zu “Mr. Bugman”. So ganz mitreißen können die Italiener dieses Mal aber leider nicht, obwohl auch “The Chosen One” ein unvergleichliches Hörerlebnis darstellt.

[Simon Bodesheim]


Deathspell Omega - The Furnaces of Palingenesia

Genre:

Zur Website von Deathspell Omega

Mal wieder sehr spontan haben DEATHSPELL OMEGA ein neues Album angekündigt und schließlich veröffentlicht. Nachdem sie mit ihrem Meisterwerk “The Synarchy of Molten Bones” die Messlatte in quasi unerreichbare Höhe gelegt haben, war zu erwarten, dass das nächste Album da wohl nicht ganz herankommen würde. Und tatsächlich ist das auch der Fall: Stilistisch ist “The Furnaces of Palingenesia” als eine Art fehlendes Übergangsstück zwischen dem 2010 erschienenen “Paraclectus” und “The Synarchy of Molten Bones” angelegt. Qualitativ kann es aber weder ersterem noch letzterem das Wasser reichen. Das DEATHSPELL-OMEGA-typische, pure, boshafte Black-Metal-Chaos ist aber auch diese Platte geworden. Darin bleiben die Franzosen nach wie vor unerreicht.

[Simon Bodesheim]


Starkill - Gravity

Genre:

Zur Website von Starkill

Ähnlich wie zuletzt Brymir setzen auch Starkill auf schnellen, epischen und bombastischen Melodeath mit Power-Metal-Touch. Besonders toll ist dabei die Dynamik, die sich im geradezu Duett-artig angelegten Gesang zwischen Sarah Lynn Collier und Parker Jameson entwickelt. Die wahnsinnig eingängigen Songs gehen dank vieler überraschend fetziger Riffs durchgehend gut ab. Dass STARKILL bei ihrer Gratwanderung mehr als einmal die Grenze zum Kitsch überschreiten, ist zwar schade, aber dennoch gehört auch “Gravity” zu den hörenswerteren Platten, die in den letzten Jahren im modernen Melodic Death Metal erschienen sind.

[Simon Bodesheim]


Possessed - Revelations Of Oblivion

Genre:

Zur Website von Possessed

POSSESSED gelten als Mitbegründer des Death Metal. Nach nur zwei Alben (1985 & 1986) löste sich die Band allerdings bereits 1987 wieder auf. Vor ein paar Jahren gaben die Kalifornier ihre Reunion bekannt und 2019 ist nun endlich Album Nummer drei erschienen. Hat sich das jahrelange Warten gelohnt? Jein. Wie das eben so ist, entwickelt sich ein Genre in über 30 Jahren nun mal weiter. So innovativ die Kalifornier damals sicherlich waren, heute reißen sie damit nichts mehr. Umso bemerkenswerter, dass sie sich dennoch einen wiedererkennbaren Sound irgendwo zwischen Death und Thrash Metal bewahrt haben. “Revelations Of Oblivion” ist damit also sicherlich kein Meilenstein, aber zumindest ein gutes Genrealbum geworden.

[Simon Bodesheim]


Publiziert am von Christian Denner, Simon Bodesheim und

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert