Und sonst so … Mai 2017

Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Beartooth - Aggressive (Deluxe Edition)

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Nach ihrem soliden Debüt „Disgusting“ (2014), legten BEARTOOTH zwei Jahre später mit „Aggressive“ ein Album nach, das seinen Namen Lügen strafte. Viel zu glatt und zahnlos kamen die Songs daher. Jetzt erscheint die Scheibe noch einmal als Deluxe Edition. Zu den acht bekannten Songs gesellen sich sechs Liveversionen der Albumtracks und eine Liveshow der Band aus Columbus auf einer DVD. Und schon passt der Name der Platte einigermaßen. Sicher, BEARTOOTH sind weder Integrity  noch Vision Of Disorder und wollen das nicht sein. Aber auf „Aggressiv (Deluxe Edition)“ werden die Lieder mit der Power performt, die sie brauchen um zu zünden – hier lohnt sich das Reinhören für alle, die ihren Metalcore mit viel Melodie mögen und trotzdem auf eine (kleine) Portion Härte nicht verzichten möchten.

[Christoph Emmrich]


The Dead Daisies - Live And Louder

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THE DEAD DAISIES vereinen in ihren Reichen ehemalige Mitglieder von so namenhaften Truppen wie Guns ‘n‘ Roses, Thin Lizzy und The Cult und dementsprechend klingen sie auch. Klassischer Hard Rock, erdiger Sound, solide Riffs und diverse Soli – alles in gemächlichem Blues-Tempo vorgetragen. Genau an diesem Punk scheiden sich bei der Truppe auch die Geister: Während Fans „Live And Louder“, das erste Livealbum der Gruppe, feiern werden, werden sich alle anderen schnell etwas anderes suchen. Denn neben aller musikalischer Solidität und Unaufgeregtheit, muss man feststellen, das THE DEAD DAISIES auf „Live And Louder“ eigentlich nichts bieten, was man nicht schon seit den 70ern in mindestens gleicher Qualität hören kann.

[Christoph Emmrich]


The Unity - The Unity

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„One World. One Faith. One Unity.“ – so wird es auf der Rückseite von „The Unity“, dem Debüt der gleichnamigen Band proklamiert. Klingt nach gängiger Rethorik im Hardcore, entstammt aber dem Power Metal. THE UNITY warten mit zwei ehemaligen Gamma-Ray-Mitgliedern auf und bedienen auch genau dieses Publikum. Große Melodiebögen treffen auf luftige Riffs, flotte Soli und Songstrukturen, die Größe und Epik vermitteln sollen. Über allem Groben natürlich der opernhafte Klargesang von Sänger Gianba Manenti. Klingt nach absolut jeder Power-Metal-Truppe? Stimmt, denn mit „The Unity“ wird ganz klar eine Zielgruppe bedient, wenn auch musikalisch durchaus solide gemacht. Leider sind die verwendeten Bausteine der Songs jedoch alles andere als innovativ und dem Songwriting fehlt es noch an Individualität und damit an Wiedererkennungswert. Für Fans des Melodic Metal haben THE UNITY jedoch sicher einen ordentlichen Zeitvertreib geschaffen.

[Christoph Emmrich]


Sorrow Plagues - Homecoming

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Mit diesem UK-Post-Black-Metal-Soloprojekt macht der Musiker David Lovejoy, der alle Instrumente selbst eingespielt hat, (fast) alles richtig, was Bands wie Ghost Bath falsch machen: Er schafft es mit Leichtigkeit, ergreifende Melodien und eine durchdringende Atmosphäre bei fast schon samtigem Sound zu einem stimmigen Gesamtbild zu vermengen, das klar aus der Masse an Releases aus diesem Genre herausragt. „Homecoming“ ist einfach nur wunderschön und aufwühlend!

[Simon Bodesheim]


Red Moon Architect - Return Of The Black Butterflies

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Melodischer, hörbar finnischer (Funeral) Doom mit deutlichen Swallow-the-Sun-Anleihen. Tiefe Growls kooperieren hier im Duett mit gut darauf abgestimmtem, klarem Frauengesang und umgarnen abwechselnd sanfte Clean- und kraftvolle Zerrgitarrenwände. Das Album ist wirklich schön gemacht und besitzt eine nicht zu unterschätzende, emotionale Wucht, bleibt aber insgesamt im Vergleich zu ähnlichen Bands wie beispielsweise Hamferð oder Swallow The Sun zu wenig im Ohr und kann sich daher nicht vollständig behaupten. Hörenswert ist das aber zweifellos.

[Simon Bodesheim]


MCC [Magna Carta Cartel] - The Demon King [EP]

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Die Formation um ex-Ghost-Gitarrist Martin Persner war bereits von 2006-2010 aktiv und ist es nun seit diesem Jahr wieder. Die Band selbst bezeichnet ihren Sound als Magical Rock, was den Klang der Musik tatsächlich recht gut beschreibt. Stets ein wenig sphärisch, sehr melodisch, eingängig und durchgehend gut produziert. Den Ghost-Einfluss hört man vor allem bei den Gesangsmelodien noch deutlich heraus. Bisher ist vom neuen Material seit der Reunion nur diese sehr stimmige EP verfügbar. Es bleibt abzuwarten, was die Musik der Truppe acht Jahre nach dem letzten Studiorelease dann auf Albumlänge kann.

[Simon Bodesheim]


At The Drive-In - in·ter a·li·a

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AT THE DRIVE-IN sind 17 Jahre nach „Relationship Of Command“ mit einem neuen Album zurück. Auch wenn Spuren von The Mars Volta und Antemasque zu hören sind, entspricht „in·ter a·li·a” den Erwartungen, die man 2017 im Vorfeld an die Band herangetragen hat. Die Intensität ist bis auf eine Ausnahme auf Anschlag, quirlige Gitarren treffen auf wuchtige Riffs und packende Rhythmen. Leider geht diese Vollgasattitüde auf Kosten der feinen Nuancen, die die Musik der Band aus El Paso früher bestimmt haben. Dennoch ist „in·ter a·li·a“ eine beeindruckende Rückkehr.

[Bernhard]


Love A - Nichts ist neu

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LOVE A sind eine der absoluten Konstanten im Bereich deutschsprachigen Post-Punks. Mit ihrem neuen Album „Nichts ist neu“ schließen sie nahtlos an die melancholische Stimmung des Vorgängers „Jagd und Hund“ an. Folglich ist der vierte Langspieler der Band so bedrückend und packend wie immer, fährt aber das Ungezügelte zugunsten ruhigerer, fast schon new-waviger Elemente ein wenig zurück. Auch wenn einige Songs nicht so mitreißen, wie die umwerfende Single „Nichts ist leicht“, stellt dieses Album einen weiteren Eintrag im alles andere als toten Genre des intelligenten Indie-Punk dar.

[Bernhard]


Krawehl - Krawehl

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KRAWEHL haben sich mit ihrem Debütalbum acht Jahre Zeit gelassen. Wenn dabei ein so überzeugendes Stück Musik wie „Krawehl“ herauskommt, das Elemente aus Deutschpunk, Indierock und Emo mischt, dann dürfen das andere Bands gerne auch so halten. Irgendwo zwischen Muff Potter, frühen Jupiter Jones und neueren Bands wie Lyvten und Willy Fog hauen die Jungs aus Bielefeld eine Hymne nach der anderen raus. Die Stimmung entspricht ganz ihrem eigenen Motto: „Irgendwo hat irgendwer irgendwas auf dem Herzen.“ Groß.

[Bernhard]


Publiziert am von Simon Bodesheim, und

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