Und sonst so … Juli 2018

Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Infernal Execrator - Obsolete Ordinance

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INFERNAL EXECRATOR aus Singapur spielen simplen, geradlinigen Auf-die-Fresse-Black-Metal. Das ist zwar im selben Maße uninnovativ wie zuletzt Marduk, Immortal und Co., dafür ist die Band aber supereffektiv in dem, was sie macht. Manchmal spielen die Musiker nicht 100% tight zusammen, aber bei derartigem Haudrauf-Blastbeat-Black-Metal kann sowas tatsächlich am ehesten verziehen werden, sodass man “Obsolete Ordinance” mit seinen lässigen Riffs und seiner scharfen Produktion trotzdem wunderbar genießen kann.

[Simon Bodesheim]


The Agony Scene - Tormentor

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Nachdem die THE AGONY SCENE sich 2008 aufgelöst hatten, kehren sie nun, zehn Jahre später, mit fetzigen Riffs und massig Groove zurück. wieder am Start. Auf ihrem Comeback-Album „Tormentor“ vermengt die Truppe ihren Metalcore auf eher ungewöhnliche Art und Weise mit einer ordentlichen Portion Death, Thrash und sogar Black Metal. Die Platte ist dabei rasant und kurzweilig komponiert und walzt in 35 massiven Minuten wahrlich alles nieder. Sicherlich ist „Tormentor“ kein perfektes, aber auf jeden Fall ein starkes Teil und eben dank der Extreme-Metal-Ausflüge nicht nur für Metalcore-Fans zu empfehlen.

[Simon Bodesheim]


DevilDriver - Outlaws ‘Til the End (Vol. 1)

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Die Ankündigung eines Country-Coveralbums stimmte die Fans skeptisch, die erste, enttäuschende Single “Country Heroes” bestätigte sodann vorangegangene Befürchtungen: Diese Country-Stimmung passt einfach nicht zum durchkalkulierten Groove-Metal der Kalifornier. Wer das Album deshalb jedoch gleich weglegt, verpasst etwas: Zwar gibt es ein paar Songs (wie besagte Single), die einfach nicht funktionieren, daneben aber auch unerwarteterweise einige, die eine derartige Wucht und düstere Stimmung auffahren, wie man sie bei DEVILDRIVER selten erlebt hat. Grob gesagt: Je weiter sich DEVILDRIVER bei einem Song vom Originalmaterial entfernen, desto gelungener ist das Cover geworden. Leider folgt auf jeden Knallertrack im Durchschnitt ein tendenziell eher mittelmäßiger oder schwächerer, sodass unterm Strich nur ein ganz nettes Album rauskommt. Das Experiment ist also gerade noch geglückt. Einen zweiten Teil (den der Albumtitel andeutet) braucht es nun aber wirklich nicht.

[Simon Bodesheim]


Obscura - Diluvium

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Wer OBSCURA kennt, der weiß, dass ihn hier viel frickeliges Skalen-auf-und-ab-Geshredde erwartet. Doch statt sich in blinder, selbstverliebter Pose zu verlieren, hat die Formation gerade in Sachen Songwriting auf „Diluvium“ noch mal einen qualitativen Schritt nach vorne gemacht. Der größte Hingucker (beziehungsweise -hörer) sind natürlich nach wie vor die geschmeidigen Fretless-Basslines von Linus Klausenitzer, die von Produzent V. Santura (Dark Fortress) in den richtigen Momenten ganz weit in den Vordergrund geschoben werden. Panzerballett-Drummer Sebastian Lanser wirkt bei all dem Geblaste und Doublebass-Spiel fast schon unterfordert, obwohl auch er seine Momente zum Austoben bekommt. Die Cynic-Vocodergesang-Einschübe sind stimmig und setzen dem Hochgeschwindigkeitsriffing ab und zu greifbare Hooks entgegen. Wie auch schon der Vorgänger „Akroasis“ ist „Diluvium“ ein empfehlenswertes Album für alle Technical- und Progressive-Death-Metal-Fans.

[Simon Bodesheim]


Skeletonwitch - Devouring Radiant Light

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Für viele galten SKELETONWITCH stets als eine der Vorzeigebands im Blackened Thrash Metal. Nachdem der langjährige Sänger Chance Garnette 2016 durch Adam Clemans ersetzt worden war, entschied die Band sich auch zu einer Stiländerung weg vom Thrash, hin zu Melodic Black Metal. Zwar tauchen auf “Devouring Radiant Light” immer mal wieder thrashy Riffs auf, die meiste Zeit dominieren aber tremologeschrammelte Akkorde und Melodien. Das ist schade, denn obwohl sie auch das zweifellos besser als viele Konkurrenten aus diesem Bereich machen, gehen sie mit diesem einfach schon tausende Male in der Art gespielten Black Metal merklich eher in der Masse unter als mit ihrem charakteristischen, herausragenden Blackened Thrash Metal. Dass die Band nach all den Jahren wohl keine Lust mehr auf ihren Standardsound hat, mag man noch durchaus nachvollziehen. Sich einem so abgenutzten Stil zuzuwenden, mit dem sie schlicht nicht mehr nach SKELETONWITCH, sondern nach einfach schon zu oft dagewesenem Melodic Black Metal klingen, macht sie aber leider als Band ein ganzes Stück uninteressanter.

[Simon Bodesheim]


Michael Romeo - War of the Worlds // Pt. 1

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Für manch einen gibt es wenig Schlimmeres als Soloprojekte von Gitarristen, die damit nur zeigen wollen, wie toll sie solieren können und dafür das restliche Songwriting mit Hilfe von abgedroschenen Heavy- und Power-Metal-Klischees vernachlässigen. Erfreulicherweise macht Symphony-X-Virtuose MICHAEL ROMEAO das nicht so. Zwar gibt es auch auf “War of the Worlds // Pt. 1” viel Gefrickel, doch im Vordergrund steht stets der Song als Ganzes. Mit Sänger Rick Castellano, Black-Label-Society-Bassist John DeServio und Schlagzeuger John Macaluso hat MICHAEL ROMEO sich dazu noch einige fähige Musiker ins Boot geholt. Musikalisch klingt das Album etwa wie Symphony X meets Danny Elfman, also durchaus abgefahren. Auf den üblichen Power-Metal-Kitsch wollte er dann aber wohl leider doch nicht ganz verzichten, allerdings hält der sich so weit in Grenzen, dass das nicht allzu sehr stört.

[Simon Bodesheim]


Mordant Rapture - The Abnegation

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„The Abnegation“ ist ein ganz neues, frisches Erstlingswerk. Und zur Abwechslung bedeutet neu hier mal wirklich neu und eben nicht „das x-te Nebenprojekt von irgendwelchen Musikern anderer bekannter Bands“. Die Kalifornier verbinden Technical Death Metal mit Symphonic Black Metal und schaffen das derart gekonnt und brachial, dass es schwer fällt zu glauben, dass diese EP das erste gemeinsame musikalische Erzeugnis des Trios ist. Das Schlagzeug wurde von Sessionmusiker Josh Miller eingespielt, dem aktuellen Emmure-Drummer. Dementsprechend ist es technisch zwar geradezu maschinell präzise, aber nichts Aufregendes außer getriggerten, schnellen Blasts und Doublebass. Mehr braucht die Musik allerdings auch nicht. Die Produktion ist modern und druckvoll, das Ganze erinnert sehr an eine schwarzmetallische Version von Fleshgod Apocalypse. Das erste vollständige Studioalbum ist laut der Facebookseite der Band gerade in der Mache. Nach einer derart grandiosen EP darf man also gespannt sein, was da kommt.

[Simon Bodesheim]


Publiziert am von Simon Bodesheim

2 Kommentare zu “Und sonst so … Juli 2018

    1. Vielen Dank für das Feedback – gerade, weil es positiv ist, erfreut das doch sehr. Leider bleiben Youtube-Links selten „ewig“ aktiv, deswegen würde das zu unzähligen Totlinks führen, die sich wiederum schlecht auf das Googleranking auswirken würden – via C&P sollte das auffinden der entsprechenden Platten auf Youtube aber ja kein Problem darstellen.
      Ich hoffe, du verstehst das! Bleib uns als Leser treu!

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