Review Ulvesang – The Hunt

ULVESANG haben es geschafft, bereits vor Veröffentlichung des neuen Albums „The Hunt“ mit den vorab online gestellten Tracks auf Bandcamp Platz 1 zu sein. Das sollte den Folk-Musikern aus Kanada erst einmal jemand nachmachen. Und dies bei einem Album, welches fast ganz ohne Gesang auskommt. Dazu kommt, dass die Band nicht live auftritt, also für ihre Fans gar nicht wirklich greifbar ist.

Die beiden jungen Musiker Alex Boyd und Ana Dujaković fanden bereits mit ihrem 2015 veröffentlichten, einfach „Ulvesang“ betitelten Erstling im Underground viel Gehör. Nun schieben sie „The Hunt“ nach haben damit ein musikalisches Kunstwerk erschaffen, welches mit Worten eher schwer zu beschreiben ist. Vielmehr muss man die Melancholie, die ULVESANG vertonen und mit Folk-Elementen mischen, einfach auf sich wirken lassen. Wer beispielsweise die ruhige Art von Lönndom mag, es aber noch ein wenig trauriger und zurückgenommener bevorzugt, könnte bei ULVESANG fündig werden.

In den meisten Songs beherrschen auf der Akustikgitarre gespielte, atmosphärische, leicht folkig angehauchte Melodien die Komposition, oftmals gepaart mit einer zweiten Gitarre oder manchmal mit sanften Klängen anderer Folkinstrumente. Hin und wieder summt Alex Boyd etwas dazu, als würde er am Lagerfeuer sitzen und vor sich hin musizieren. Andermals wird das Summen mit Hall unterlegt und dazu benutzt, eine Klangwand zu kreieren, die den sentimentalen, mystischen Charakter der Songs unterstreichen soll. Aber immer leben die Lieder hauptsächlich von der Eingängigkeit und Schönheit der emotionalen Hauptmelodien. Hin und wieder werden diese ausgereizt und manch Song wie beispielsweise „The Gloom“ wird in die Länge gezogen, ganz so, als wäre der Musiker beim Spielen so sehr in sich selbst versunken, dass er einfach immer weiterspielt, um die gerade erschaffene, magische Stimmung immerfort zu genießen.

Erst gegen Ende von „The Hunt“ überraschen ULVESANG im inbrünstigen Track „The Truth“ mit Gesang. Allerdings ist Alex Boyds Vocal-Performance hier eher eine Art schamanischer Traditionsgesang, der mit viel Hall unterlegt ist und sehr dumpf im Hintergrund gehalten wird, so dass weiterhin der Akustikgitarrenklang die Oberhand behält. So kurz „The Truth“ auch ist, so leidenschaftlich ist es und stellt sicherlich ein Highlight dar.

Danach folgt der Schlusstrack „Mocvara“, welches der geheimnisumwobenste, mystischste Track von „The Hunt“ ist und gut Teil des Soundtracks zu „Die Nebel von Avalon“ hätte sein können. Hin und wieder hört man eine Glocke, ein tragender, langsamer, dump-dröhnender Klangton bildet die Basis, bevor zu Naturklängen wie Wasserplätschern Song und Album sehnsuchtsvoll ausklingen.

ULVESANG selbst verwehren sich dagegen, als Neo-Folk bezeichnet zu werden, da sie sich keiner neuen Elemente bedienen, sondern ihre Instrumentierung denkbar rudimentär halten und die Musik als Vertonung dessen sehen, was bereits da ist, nämlich die Magie und Kraft der Wälder, die Schönheit der Natur und die berauschende Vielfalt der Tierwelt. Dass der Mensch das alles zerstört, ist die subtile Botschaft in den traurigen Melodielinien vieler Songs. Doch bei aller Melancholie wird doch mit jedem Track eine wunderschöne, reichhaltige Klanglandschaft gemalt, in die man eintauchen und sich treiben lassen kann. Man kann es nicht anders sagen: ULVESANG sind ein Geschenk an alle, die Musik mögen, die dem Wesen der Natur selbst entsprungen zu sein scheint.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Uta A. (Gastredakteurin)

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