In der Welt des Extreme Metals gilt Death Metal gemeinhin primär als brutales Subgenre, wohingegen Black Metal als eher atmosphärische Spielart harter Gitarrenmusik angesehen wird. Wie in so vielen anderen Bereichen wird eine rigide Binarität der diversen Realität jedoch auch in diesem Fall nicht gerecht. So veröffentlichten die neuseeländischen Death-Metaller ULCERATE im Jahr 2020 mit „Stare Into Death And Be Still“ ein Album von abgrundtiefer Schwärze, das stilverwandten Releases aber auch in puncto Brutalität in nichts nachstand. Mit „Cutting The Throat Of God“ folgt vier Jahre später eine weitere Platte, die in dieselbe Kerbe wie der Vorgänger schlägt.
Bereits der Albumtitel nimmt vorweg, dass ULCERATE auf ihrer siebenten Full-Length-Scheibe nicht bloß sinnlose, profane Gemetzel vertonen, wie es andere Bands dieser Musikrichtung zu tun pflegen. Die Gewalt, der das Trio mit den zwischen sieben und neuneinhalb Minuten langen Songs Ausdruck verleiht, findet vielmehr auf einer überweltlichen Ebene statt – und ist trotz ihres geradezu unbegreiflichen Wesens doch unmittelbar spürbar.
Paul Kellands mächtige Growls besitzen eine derart unergründliche Tiefe, dass man meinen könnte, die Laute entströmten nicht etwa einer menschlichen Kehle, sondern dem klaffenden Maul einer Lovecraft‘schen Entität. Derweil gleichen Michael Hoggards Gitarrenriffs alles verschlingenden Flutwellen und Jamie Saint Merats Drumming ist verheerend und präzise wie ein vollautomatisches Maschinengewehr, dessen Munition niemals zur Neige geht. Die desolate Atmosphäre, die ULCERATE schon mit dem Opener „To Flow Through Ashen Hearts“ wie aus dem Nichts manifestieren, fließt vor allem aus dem verschwommenen Gitarrensound, der den tonnenschweren Death Metal der Band wie ein Dickicht umhüllt.
Auch die vielschichtige Produktion macht „Cutting The Throat Of God“ zu einem an den Maßstäben des Genres gemessen außergewöhnlich stimmungsvollen Album. Dementsprechend ist es durchaus nicht unpassend, dass die einzelnen Songs sich kaum merklich voneinander abheben, sondern vielmehr auch ohne fließende Übergänge gefühlt zu einem unermesslich großen, kohärenten Ganzen verschmelzen. Gefälligkeit würde einer Monstrosität wie ULCERATE ohnedies nur ihren Schrecken nehmen und so vermisst man die fehlenden Hooks überhaupt nicht.
„Cutting The Throat Of God“ ist ein Album, das seinem furchteinflößenden Titel alle Ehre macht. Durch die im Grunde nahtlose Fortsetzung des markanten Stils, den ULCERATE sich auf dem herausragenden „Stare Into Death And Be Still“ zu eigen gemacht haben, hat das Trio hiermit zwar nicht ganz so eine bahnbrechende Platte wie mit dem Vorgänger geschaffen. Für sich genommen vermag „Cutting The Throat Of God“ jedoch ebenfalls in jeglicher Hinsicht zu beeindrucken – vom Songwriting über die Performance und die Produktion bis hin zum grotesken Artwork. Es bleibt abzuwarten, ob ULCERATE ihren Sound zukünftig noch weiterentwickeln werden – vorerst kommt ihr Post-Death-Metal jedenfalls auch noch ohne große Neuerungen aus.
Wertung: 8 / 10