Oha, jetzt wird’s ernst. UGLY KID JOE, ihres Zeichens eine dieser Neunziger-Jahre-Rockbands, die irgendwann mehr oder weniger unbemerkt in der Versenkung verschwanden, bringt sich mit ihrer Comeback-Platte „Uglier Than They Used Ta Be“ wieder ins Gespräch. Nach dem ersten Appetizer in Form der EP „Stairway To Hell“ folgt nun also die Full-Length-Rückmeldung aus dem Studio. Dort könnte es unter Umständen etwas eng geworden sein, denn das aktuelle Lineup der Amis umfasst nicht weniger als sieben Musiker.
Die Zeichen stehen auf retro, denn sowohl Titel als auch Artwork sind an die ‘91er Debüt-EP „As Ugly As They Wanna Be“ angelehnt. Die durch und durch hässliche Covergrafik lässt sich damit zwar nicht entschuldigen, aber immerhin erklären. Dieser Eindruck erhärtet sich beim ersten Durchlauf, denn was sich auf der Vorgänger-EP schon gezeigt hat, wird auch auf „Uglier Than They Used Ta Be“ geboten: Keine Experimente, dafür ein kurzweiliges Rockalbum mit soliden, einfach gestrickten Songs. Wo UGLY KID JOE draufsteht, ist eben auch UGLY KID JOE drin – nach wie vor.
Schon mit dem Opener „Hell Ain’t Hard To Find“ startet die Scheibe bandtypisch – kein langes Intro, keine Faxen, kein Geschwurbel, sondern ein unvermittelter Einstieg, der den Hörer gleich mitten ins Geschehen eines flotten, unbekümmerten Rocksongs schleudert, der, ganz seinem Titel zum Trotz, gute Laune versprüht. Anschließend geht es auch mal schleppender und grungiger, aber doch stets eingängig und größtenteils im Midtempo weiter, ehe die Herren bei „Mirror Of The Man“ erstmals vollständig auf E-Gitarren verzichten. Dadurch gehört der Track zu den milderen Nummern auf „Uglier Than They Used Ta Be“, richtig balladesk wird es hingegen erst in der zweiten Albumhälfte mit „Nothing Ever Changes“, das völlig ohne Drums auskommt und „The Enemy“, in dem zumindest zum Ende nochmal unerwartet heftig die Verstärker aufgedreht werden. Sanfte Ballade und energetischen Rocksong fusionieren, das vollziehen UGLY KID JOE mit „Under The Bottom“, ansonsten regieren bratige Riffs und stampfende Drums in traditionellen Songstrukturen mit gut produziertem Sound.
Abgerundet wird das Album von zwei Coversongs, zum einen der in seiner bekanntesten Version von den Tempations stammende 70er-Jahre-Schinken „Papa Was A Rolling Stone“, zum anderen Motörheads „Ace Of Spades“. Dass man im letzteren Fall ausgerechnet das ausgelutschteste Lied einer an Material nicht armen Band covert, ist mir zwar schleierhaft, aber immerhin ist es ein nettes Gimmick, dass Lemmy-Sidekick Phil Campbell die Gitarre bedient und Sänger Whitfield Crane – wie in allen anderen Tracks auch – immer noch verdammt gut bei Stimme ist. Und so ist UGLY KID JOEs „Uglier Than They Used Ta Be“ ein unaufgeregtes, teilweile leider auch unaufregendes Hard-Rock-Album, das keine Überraschungen, allerdings auch keine Rohrkrepierer bietet und einigermaßen frisch klingt, aber dennoch den Spirit der 90er atmet.
Wertung: 7.5 / 10