Hat irgendwer mitbekommen, dass UGLY KID JOE wieder da sind? Kennt die überhaupt noch jemand? Ja, das waren die mit der sehr bekannten Cover-Version von „Cat’s In The Cradle“, die jeder schon einmal im Radio gehört hat. Ansonsten kennt man die Herren hierzulande, wenn man nicht gerade Fan ist, höchstens noch wegen ihres Hits „Everything About You“. Nach Alice In Chains, den Stone Temple Pilots und Soundgarden nun also eine weitere Rockband der Neunziger, die es im neuen Jahrtausend noch einmal wissen will. Die Reunion hat bereits 2010 stattgefunden, zwei Jahre später ist dann das erste Studiolebenszeichen in Form der EP „Stairway To Hell“ gefolgt. Nun ist das gute Stück in einer Special-Edition im ansprechenden Digipak mit Live-DVD erneut auf den Markt gekommen. Aber eins nach dem anderen.
Die nahe Vermutung, worauf UGLY KID JOE mit dem Titel „Stairway To Hell“ anspielen, bestätigt sich schnell, wenn man den an Led Zeppelin angelehnten Band-Schriftzug und das Gruppenbild auf dem Booklet sieht, das das Cover-Artwork des berühmten AC/DC-Albums nachstellt. Nicht die schlechtesten Referenzen, immerhin sind das wahre Rock-Ikonen, die für traditionelle und trotzdem zeitlose Musik stehen.
Was man dann auf der EP zu hören bekommt, ist gleichwohl total neunziger Jahre. „Devil’s Paradise“ und „You Make Me Sick“ sind zwei typische Hard-/Alternative-Rocksongs, die in lockerem Midtempo aus den Boxen grooven und mit eingängigen Refrains ausgestattet sind. Mit „No One Survives“ steht schon die erste Power-Ballade ins Haus, ehe es mit „I’m Alright“ wieder frech-zackig weitergeht. „Love Ain’t True“ im Anschluss ist mit seinen Riffs an Schlichtheit wohl kaum zu überbieten, hat mit seiner Bläserbegleitung aber auch definitiv Potential zum Nerven. Mit „Another Beer“ folgt sogleich ein Soft-Rock-Stück mit Country-Einflüssen, ehe die EP in den Akustik-Bonusteil übergeht. Eine Neueinspielung vom größten, eingangs erwähnten Hit darf da natürlich nicht fehlen, „Would You Like To Be There“ erschien auf dem letzten regulären Studioalbum von UGLY KID JOE, „Motel California“, und der Rausschmeißer ist nichts anderes als die Fast-Unplugged-Version des dritten Liedes.
Es bleibt also festzustellen: UGLY KID JOE klingen auch 2013 immer noch nach UGLY KID JOE. Für herausragende Originalität war die Band noch nie bekannt, eher für ihren einfachen und lässigen Ansatz, Rockmusik zu spielen. So überrascht es auch nicht, dass auf „Stairway To Hell“ die Songstrukturen sehr simpel und die Produktion überaus sauber und klar, um nicht zu sagen: glattpoliert, ausgefallen sind – man möchte wohl gerne im Radio gespielt werden. Das könnte man den fünf Kaliforniern jetzt vorwerfen, allerdings ergibt es auch keinen Sinn, sich als Band nach einer Wiedervereinigung in Experimente zu stürzen, anstatt das zu tun, was man am besten kann. Schließlich sind es die Fans von „damals“, die auf eine Reunion gewartet haben und UGLY KID JOE jetzt wieder feiern, alle anderen hatten sich wohl ohnehin nicht daran gestört, dass sie weg vom Fenster waren.
Und so ist die Special-Edition von „Stairway To Hell“ mit seiner halben Stunde neuem Material und der DVD mit dem Konzertmitschnitt vom Download-Festival 2012 sowie weiteren Boni ein Paket, das für Fans sicherlich sehr attraktiv ist. Liebhaber von neunzigerlastigem Hard und Alternative Rock sind mit dem Output gleichermaßen an der richtigen Adresse, hier haben die oben genannten Szene-Kollegen allerdings schon stärkere Studio-Comebacks hingelegt. Wer UGLY KID JOE noch nicht kennt und das ändern will, sei auf die recht kompakte Diskografie des Quintetts verwiesen, die man für kleines Geld hinterhergeworfen bekommt, „Stairway To Hell“ hat aber natürlich auch einen Durchlauf verdient.
Keine Wertung