Review Type O Negative – Life Is Killing Me

Geschlagene vier Jahre lies der Vierer aus New York seine zahlreichen Fans warten. Nun liegt mit „Life is killing me“ jedoch endlich die nächste Scheibe um die Gruppe des Frontriesen Pete Steele vor, von der angesichts des polarisierenden Vorgängers „World Coming Down“ viel erwartet worden ist.
Das Album beginnt mit einer metallischen Version vom Thema der Fernsehserie „The Munsters“, die getreu dem Motto „Slow, Deep and Hard“ alles andere als leichte Kost ist und fast ohne Umschweife in „I don’t wanna be me“ übergeht. Zu diesem Song hat die Gruppe ein amüsantes Video abgedreht, was in Anbetracht der Hitqualität des Songs nicht verwunderlich ist. Sowohl die Strophen als auch der Refrain haben Ohrwurm-Charakter, ohne dass die nötige Härte dabei verloren geht. Auch wenn der Song nicht gerade die Selbstverleibtheit von Mister Steele ausdrückt ist er weit vom Vorurteils-Gothic-Kram entfernt, denn hier wird amtlich gerockt und nicht gesäuselt! Ein sehr schönes Gitarrensolo am Ende macht zusätzliche Freude.

Track 3 wurde auf den Namen „Less than Zero (<0)" getauft. Das Tempo wird hier etwas rausgenommen, zudem experimentiert man mit einer Sitar herum, die in den Strophen eine tragende Rolle übernimmt. Der Refrain ist sehr "packend" und emotional gehalten, ohne dass das ganze abgenutzt oder kitschig wirkt - eine Type 0-typische Stärke. Direkt hierrauf folgt "Todd's Ship God (Above all Things)", welches riffig beginnt, ansonsten aber eher gelassen und schon fast etwas gut gelaunt verläuft. Ein netter Song, der sich trotzdem irgendwie nicht so sehr im Ohr festsetzt.
Lustig und wieder härter wird es dann mit „I like Goils“. Dieser Track hat eine amüsante Hintergrund-Geschichte. Mitte der Neunziger hat Pete Steele sich nämlich für die amerikanische Ausgabe des Playgirl-Magazines nackig gemacht und hat dadurch auch in Homo-Kreisen massiven Zuspruch gefunden. Um den Gerüchten um seine Sexualität nun ein Ende zu setzen, hat Stahlpeter diesen Song mit Textzeilen wie „I’m quite flattered that you think I’m cute / But I don’t deal well with compacted poop“ oder „To make it clear that you can’t bone me / my tattooed ass reads ‚Exit only‘ “ verfasst. Das alles ist ein schnelles und rockiges Songgerüst verpackt, aus dem aber auch hervor geht, dass Pete das ganze mit zwinkerndem Auge und nicht als knallharten Schwulen-Diss meint.

Ernster geht es mit Lied 6, „…a Dish best served coldly“, weiter. Langsam und mit tiefen Gitarren, depressiver Grundstimmung wird hier agiert, im Chorus wird dem ein Abbruch getan, es geht eher sanft und sachte zu, zur neuen Strophe folgt dann aber auch gleich wieder ein neuer Umbruch, es wird rockiger, die Stimme aggressiver, abgedrehte Keyboard-Passagen kommen hinzu…alles in allem ein wunderbar abwechselungsreicher Song, der dadurch aber natürlich nicht wirklich zu den eingängigeren der Platte gehört. „How could she“ stellt den siebten Song auf „Life is killing me“ dar. Im Mid-Tempo und ohne ein allzu hohes Maß an Härte besingt Pete Steele hier seine Lieblings-Fernsehfiguren – allesamt weiblicher Natur, um danach einen wunderbaren Refrain folgen zu lassen. Nach etwa vier Minuten erkennt man die Liebe der Band zu Black Sabbath, denn fast aus dem Nichts schlägt der Song in einen Up-Tempo-Nummer um, nur um danach wieder zum eigentlichen Rhytmus zurückzufinden. Sowas kennt man von der Band um Double O aus Songs wie „Electric Funeral“ oder „Under the Sun“ bereits einige Jährchen. Sehr schön am Ende: Der Refrain, welcher mir wirklich sehr zu gefallen weiß, wird hier mit etwas mehr Gitarrenpower als sonts unterstützt, was ihn infolgedessen intensiver und gefühlsbetonter erscheinen lässt.
Bei Track 8 angelangt wird es Zeit für den Namensgeber der Platte. Mit einem dramatischen Keyboard und Gitarre geht es los, eine leise gesprochene Passage geht dann in einen ziemlichen Rocker über, der von Steele’s Misstrauen und Abneigung Ärzten gegenüber handelt. Ein guter Song, der allerdings nicht wirklich ein Highlight der Platte darstellt.
Bis heute nicht zünden wollte dann Lied 9, „Nettie“. Sehr tiefer Gesang schleppt sich so daher, einen nennenswerten Höhepunkte konnte ich auch nicht auch nicht so recht ausmachen…sicher kein totaler Ausfall, meiner Meinung nach aber der schwächste Track auf „Life is killing me“.

Besser wird’s da mit „(We were) Electrocute“, das vergleichsweise wieder eine positive Ausrichtung hat, die Gitarren kommen nicht wirklich hart zum Vorschein, viel mehr wird hier Wert auf den leicht hymnenhaften Charakter des Songs gelegt. Sehr nett!“IYDKMIGTHTKY (Gimme that)“ steht für „If you don’t kill me I’m going to have to killy you“ und gleichermaßen einen absoluten Killer-Song auf dem Album (juhu, ein halbes Wortspiel). Geht es anfangs noch recht düster und tief zu, ändert sich das in den Strophen, und nach der zweiten erlebt der geneigte Hörer dann das, was den Song wirklich ausmacht – der absolut großartige Refrain, bei dem ich mich immer wieder beim Zurückspulen ertappe, nur um ihn immer wieder zu hören. Ich bedauere in solchen Momenten immr von ganzem Herzen, geniale Melodien nicht in Worte fassen zu können…aber eigentlich muss man sowas auch mit eigenen Ohren gehört haben. Ganz groß!
Nachdem das lange und clean gesungene Outro des vorhergegangenen Songs nicht mehr ist, erklingt „I don’t wanna be me“ ein zweites Mal. Ne, doch nicht! Bei „Angry Inch“ hat man die Gitarre am Anfang wirklich ganz dreist abgekupfert – bei sich selber, von einem Track, der auf dem selben Album ist. So toll wird der zwölfte Song dadurch aber auch nicht. Er stellt härtetechnisch sicher den Höhepunkt des Albums dar, allzu fesselnd ist der Song allerdings nicht. Naja, hier wollte man sich wohl mal gehörig austoben, lassen wir den vier New Yorkern den Spaß.
Sehr dunkeldüster, dafür aber mit grandiosem Keyboard kommt „Anesthesia“ um die Ecke. Die Endungen der ersten Strophen werden wiederholt und dabei von einem wunderbaren Fragment aus den begabten Händen von Tastenmann und Produzent Josh Silver begleitet. Im Verlauf wird der Song energischer und endet mit regelrechtem Geschrei von Steele, das jedoch nicht deplatziert wirkt, sondern nahezu perfekt zum Rest des Songs passt.

An 14. Stelle findet sich ein weiteres Instrumental mit dem Namen „Drunk in Paris“ ein. Ohne mich gegen unsere Nachbarn aussprechen zu wollen sorgen die französischen Elemente in diesem Stück für die wohl beabsichtigte nachdenkliche, depressive Stimmung.
„The Dream is dead“ war eine Zeit lang der Arbeitstitel der Platte und hat es nun als Rauswerfer auf eben jene geschafft. Zum Ende wird uns dabei noch einmal ein Song geboten, der an der Grenze zur Perfektion kratzt. Langsam und irgendwie verträumte Strophen wechseln sich mit dem energischen, trotz leichtem Double Bass-Einsatz aber nicht wirklich harten Refrain ab. Eine tolle instrumentale Passage im Mittelteil leitet in den Schluss des Songs, der die Dinge einfach nicht mehr schlechter machen kann und das auch nicht tut. Nach guten 75 Minuten ist „Life is killing me“ also vorbei, die Zeit ist reif für ein….

Fazit: Die Mission Comeback ist eigentlich rundum geglückt. Nachdem man wie erwähnt mit „World Coming Down“ wirklich einen sehr depressiven und weniger rockigen Weg eingeschlagen hatte, dürfte man mit „Life is killing me“ wieder Fans aus alten Tagen zufrieden stellen können. Rockige Passagen sind hier im Einklang mit teils einfach nur gottgleichen Melodien und Songs, die mir nicht so rechts ins Ohr wollten sind im Grunde an einer halben Hand abzuzählen. Die neue Type 0 bietet sowohl für eher glücklichere Momente als auch – und das natürlich primär – die dunklen Momente im Leben (das hört sich so wunderbar Gothic an *g*) den richtigen Soundtrack und grenzt sich erfrischend von vielen anderen Acts aus dem Gothic-Bereich ab. So dürfen auch Leute, die mit dem Stil und der Musik sonst nicht allzu viel anfangen können durchaus mal einen Probedurchlauf wagen. Was mir allerdings sehr negativ aufgefallen ist, sin die teilweise urplötzlichen Enden der Songs. Da wird nicht nur einfach leiser gedreht, der Song hört einfach mittendrin, in irgendeinem meist instrumentalen Outro, auf. Fans von Dream Theater kennen diesen „Pull me under“-Effekt, und mir gefällt das einfach überhaupt nicht, da ein unfertiger Eindruck entsteht. Das ist mir doch tatsächlich einen halben Punkt Abzug wert, der eine doch sehr gute Wertung aber nicht mehr verhindern kann.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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