Review Twisted Sister – Club Daze Vol. 1: The Studio Sessions (Re-Release)

  • Label: Armoury
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Hard Rock

Die Re-Release-Geschichte von TWISTED-SISTER-Werken geht in die zweite Runde. Heute ist das Album „Club Daze Vol. 1: The Studio Sessions“ dran. Es erschien im Original erst 1999, enthielt aber ausschließlich Material aus den Jahren 1978-81, das einfach noch nicht zuvor veröffentlicht worden war. Man kann hier also TWISTED SISTER in Frühjahren bewundern.
Von dem „Club“ im Albumnamen darf man sich nicht täuschen lassen. Hier ist nichts live. Der Titel soll wohl viel mehr ausdrücken, dass die Songs aus einer Zeit stammen, als TWISTED noch durch die Clubs tingelten. Für Live-Freunde gibt es die „Club Daze Vol. II“ mit Liveaufnahmen aus den Anfangsjahren der verdrehten Schwestern.

Ende der 70er kannte kaum jemand schon TWISTED SISTER. Der Durchbruch kam ja erst mit dem Debut „Under The Blade“. Der Sound auf „Club Daze Vol. 1: The Studio Sessions“ unterscheidet sich auch durchaus von dem Eighties-Material. Es war noch kein so energievoller Heavy Rock, sondern mehr traditioneller Hard Rock, teiweise sogar einfach Rock’n’Roll mit gelegentlichen kleinen psychdelischen Elementen. Auch die spätere Street-Rock-Attitude fehlte noch weitestgehend.
Trotzdem merkte man den Schwestern auch hier schon das Händchen für’s Songwriting an. Nur waren die Stücke noch nicht so eingängig und geradlinig. Manche hatten sogar einen eher vielschichtigen, progressiv angehauchten Aufbau. Das zeichnet sich auch desöfteren beim Gitarrenspiel aus. Wer aber davon absehen kann, hier mitgrölkompatible easy-listening-Nummern zu finden, wird mit überlegten, variantenreichen Songs belohnt.
Während „Come Back“ noch vergleichsweise kraftvoll und straight anmutet, entdeckt man bei „Pay The Price“ erste psychdelische Elemente. „Rock’n’Roll Saviours“ ist dann einer der vielschichtigen Tracks, die beweisen, dass TWISTED SISTER es kompositorisch auch wesentlich komplexer angehen können, wenn sie nur wollen. Ebenso bei „Lady’s Boy“. „High Steppin'“ ist dagegen ein simpler Rock’n’Roll-Track mit Sechziger-Feeling.
Bei manchem Stück („Follow Me“, „I’ll Never Grow Up Now“) konnte man dann die Entwicklung, die TWISTED SISTER in den 80ern nehmen sollten, schon erkennen. Aber der Sound war noch nicht so ausgeprägt, und der Elan und die Power der bekannten Kompositionen fehlte noch – auch bei den letzten drei Songs „Leader Of The Pack“, „Under The Blade“ und „Shoot ‚Em Down“, die man in wesentlich stimmungs- und energievolleren Versionen auf den 80er-Alben wiederfinden sollte.
Abgesehen davon, dass auch Jay Jay French und Eddie Ojeda auf diesem Werk mal das Mikro in die Hand nahmen, fällt noch auf, dass Dee Sniders Stimme noch nicht so trainiert und ausdrucksstark klingt. Er hat seinen Gesang offensichtlich auch erst später perfektioniert.

Auf „Club Daze Vol. 1: The Studio Sessions“ kann man eine Seite von TWISTED SISTER entdecken, die man so vielleicht nicht erwartet hätte – eine vielseitige, variantenreiche und sogar komplexe. Auf jeden Fall eine Seite, die songwriterisch noch klar von den Sechzigern und Siebzigern beeinflusst war. Es macht aber trotzdem Spaß das Album zu hören. Nur zwingende Hits fehlen.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert