Review Twilightning – Swinelords

Innovation ist ein Fremdwort – für den Ottonormalbürger im Wortsinn, für einige Musikgenres leider eher sprichwörtlich, denn neuartige, originelle Elemente muss man in der Musik vieler Bands mit der Lupe suchen, wenn sie denn vorhanden ist; sonst wird diese Suche zur Suche nach der schwarzen Katze im dunklen Zimmer, die gar nicht da ist. Auch der Power Metal ist von der Kopierseuche einigermaßen befallen, ich erinnere hier nur an Intense. Doch manchmal finden sich noch Bands, die der Plagiatpest widerstehen und ihr Ding durchziehen – TWILIGHTNING gehören dazu und sind eine Band, die die Katze ins Zimmer schmeißt und das Licht anschaltet, um das Bild beizubehalten.

Kürzlich ihres Keyboarders beraubt, entschieden sich die Finnen, ihn nicht zu ersetzen, und ich muss sagen, dass diese Entscheidung eine verdammt gute war, denn ohne das Tasteninstrument schaffen es TWILIGHTNING schon mal, sich aus der Masse der Power Metal-Bands herauszulösen. Weiterhin ungewöhlich ist die Themenwahl: Statt die üblichen Fantasygeschichten weiter auszureizen (die „Bis zum Erbrechen“-Grenze ist eh schon lange überschritten), gibt es hier Kritik an allerlei gesellschaftlichen Phänomenen wie z.B. MTV, Konsumwahn und Religion. An dieser Stelle hätte ich gern etwas mehr zu den Texten gesagt, die, soweit ich sie verstehen konnte, sehr witzig schienen und mich sehr interessiert hätten; leider blieb meine Anfrage unbeantwortet.

Neben den Texten gibt es noch andere originelle Elemente auf diesem Album. Da wäre einmal das Gitarrensolo von „Isolation Shell“ zu nennen, in dem die E-Gitarre mit Flamenco-artigen Saitenklängen kombiniert wird, was ziemlich cool klingt. Bei „Pimps, Witches, Thieves & Bitches“ gibt es neben dem absolut kultigen Titel eine Tonne Groove gratis dazu, herrlich! Ich habe selten einen so groovenden und witzigen Song gehört. „Not A Word“ erklingt fast komplett akustisch, kommt ganz ohne verzerrte Gitarren aus und schafft es trotzdem, ganz vorzüglich zu rocken, was nicht zuletzt dem Gesang von H.M.I. Pöyhiä zu verdanken ist. Überhaupt, der Gesang! Pöyhiä zeigt sich sehr variabel, bewegt sich mal oben, mal unten im Stimmspektrum, ist aber immer souverän und bringt eine tolle Leistung.

Insgesamt bekommt man hier ein saftig produziertes, gut rockendes Album um die Ohren, das einige richtige Kracher („Vice Jesus“, „Isolation Shell“, „Pimps, Witches, Thieves & Bitches“, „Not A Word“) und keine Ausfälle bietet und somit sehr empfehlenswert ist. Wer Power Metal möchte, der sich weit abseits von Keyboardgeschnulze (wie auch, ohne Keyboard) und klischeebehafteten Fantasytexten bewegt, dem empfehle ich TWILIGHTNING wärmstens. Wer reinhören möchte, kann das auf der Bandhomepage tun (Video inklusive).

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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