Review Turisas – Battle Metal

Schon wenn man im Laden oder wo auch immer auf das Coverartwork stößt und den Titel „Battle Metal“ liest, dürfte man entweder gleich das Gesicht verziehen und einen weiten Bogen um die CD machen oder, wie ich, Freudensprünge machen und sich ohne zu Zögern dieses Album zulegen müssen.
Was der erste optische Eindruck verspricht, wird auch auf dem beiliegendem Silberling gehalten. Hier wird Wikingermetal mit heftigem Folkeinschlag mit viel Kitsch und Pathos geboten.

Meine erste Begegnung mit Turisas war eine einfache Anzeige in einer entsprechenden Fachzeitschrift, kurz später entdeckte ich auf eben jener beiligender Heft-CD den Titelsong „Battle Metal“ vor. Fanfaren, Bläser und Streicher eröffnen das Stück, bis ein treibendes Schlagzeug einsetzt und nach einer halben Minute bereits heldenhafte und epische Gesänge und Chöre einsetzen und mich mitten in das Schlachtfeld des Titelbildes entführt. Auf diesem hat anscheinend einer der tapferen Krieger den Wacken-Schädel mit seinem Speer erlegt, aber das ist wohl ein anderes Thema… zu den üblichen Viking-Metal-Zutaten gesellt sich hier noch ein (zwar programmiertes, aber gutes) Orchester dazu, das dem ganzen einen dramatischen Anstrich verleiht, den man mal gar nicht so leicht hinkriegt, ohne das es lächerlich oder überzogen wirkt. Turisas aber haben dies zwar absolut nicht dezent eingesetzt, aber es passt an allen Stellen.
Auch gesanglich bewegt man sich nicht gerade im typischen Viking/Folk-Bereich. Der Sänger mit dem klangvollen Namen Warlord Nygård bewegt sich zwischen klarem Gesang sowie auch Black- und Death-Metal-Vocals. Und so ziemlich alles, was dazwischen liegt kommt auch vor, natürlich inklusive sehr männlicher Chöre und dem toll eingesetzten weiblichen Gesang.

Allein das Titelstück ist ein Hammer, das den Kauf des kompletten Albums schon rechtfertigt. Ganz so eingängig wie „Battle Metal“ sind die meisten restlichen Songs aber nicht, anfangs war ich gar etwas enttäuscht von dem ganzen. Doch glücklicherweise stellte sich nach mehreren Hördurchgängen heraus, dass dieses Album nicht nur komplex und anfangs sperrig ist, sondern auch sehr vielseitig und teilweise auch genreübergreifend. „The Land Of Hope And Glory“ etwa setzt anfangs auf Industrial-Klänge, später im Lied kommen da auch noch Rammstein-/In Exremo-artige (ja, seit „7“ kann man das wohl in einem Zug nennen) Riffs, die erst befremdlich wirken und erst später richtig zünden wollen.Eine gehörige Portion Spaß an Verrücktheit haben die fünf Finnen auch… Halt, hab ich noch nicht erwähnt, dass es sich hier um eine finnische Band handelt? Wäre man wohl auch von selbst draufgekommen. Mehr oder weniger hat man auch ein bisschen Italien im Sound, denn nicht nur aufgrund der teilweise bescheuerten Liedtitel fühlt man sich aufgrund des Bombastes öfter mal an Rhypsody erinnert.
„Midnight Sunrise“ beginnt mit einer psychopatisch anmutenden Geigenmelodie, bis wenig später eine kurze, treibende Black Metal-Stelle mit garstigem Gesang und mit einem Telefonläuten (!!!) unterlegt folgt. Gleich darauf wechselt sich ein erhabener Chor ein, der nahtlos an Emmanuelle übergibt. Und wo gibt es schon Akkordeon-Solos, zu denen man hemmungslos bangen kann? Ein Song, bei dem eigentlich gar nichts zusammenpasst und gerade deswegen alles genial stimmig ist. Neben dem Titelsong würde ich „Midnight Sunrise“ als Anspieltipp nennen.
Sehr köstlich finde ich auch das einminütige Intermezzo nach „Among Ancestors“, in dem man sich wohl in einer Wikingerbar voller volltrunkener Männer befindet, die sichtlich gefallen an altertümlicher Musik finden. Das geht nahtlos in das flotte Folk-Instrumental „Sahti-Waari“ über, zu dem man aber dann wirklich nicht mehr ruhig sitzen bleiben kann.

Auch wenn das Album mit Anlaufschwierigkeiten startet: „Battle Metal“ ist ein atmosphärisches, abwechslungsreiches, komplexes und verrücktes Stück Folk-/Viking-/Pagan-wasauchimmer-Metal geworden, dass Spaß macht. Eine tolle Produktion kommt auch noch dazu, da machen die zahlreichen Mitgrölstellen noch mehr Spaß, vor allem wenn man sich dazu die köstlich blutigen Fotos im Booklet ansieht.
Die finnische Speerspitze des Genres mit Finntroll, Ensiferum und Moonsorrow bekommt nach Korpiklaani nun mit Turisas („Battle Metal“ ist das Debütalbum der Truppe) nun einen weiteren ernsthaften Konkurrenten, oder eher Kollegen. Den Fans wird’s sicherlich gefallen, da jede der fünf Bands ihre eigene Note hat und keine von der anderen kopiert, auch wenn’s natürlich immer Gemeinsamkeiten gibt.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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