1992 veröffentlichte der Autor und Zeichner Don Rosa den ersten Teil der Comic-Serie “The Life And Times Of Scrooge McDuck” (Deutsch: Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden). Im Laufe der Jahre hat diese Reihe eine riesige Fangemeinde um sich geschart. Zu ihren Anhängern gehört auch der Songwriter und Keyboarder der Symphonic-Metal-Band Nightwish, Tuomas Holopainen. Dieser sorgt nun, 23 Jahre später, mit einem beispiellosen Projekt dafür, dass der legendäre Comic seinen eigenen Soundtrack bekommt.
“This is where I begin my story. Rannoch moor, 1877, the eve of my 10th birthday…” Auf dem Album erleben wir mit, wie aus dem jungen Scrooge McDuck, der in ärmlichen Verhältnissen aufwächst, der reichste Mann der Welt wird. Wir folgen der knausrigen Ente von Glasgow zum Mississippi, nach Australien und Alaska. Der fast ausschließlich orchestrale Soundtrack bringt dabei wunderbar die Emotionen der Comicvorlage rüber: Sehnsucht und Melancholie stehen gegen Spannung und Witz. Tuomas Holopainen schafft es, diese Elemente auf beeindruckende Weise umzusetzen, insbesondere in den Parts, in denen seine Musik wirklich „Comic“ ist und der Comedy-Teil der Bücher hervortritt. An diesen Stellen kann sich wohl selbst der härteste Hardcore-Metaler ein Grinsen nicht verkneifen. Dabei webt der Finne geschickt musikalische Einflüsse aus den jeweiligen Kulturkreisen ein, in denen sich Scrooge gerade aufhält. Und zwar so gut, dass er dabei das Kunststück fertigbringt, im Hörer tatsächlich ein tiefes Fernweh zu erzeugen. Auch das Layout steht dem in nichts nach: Das von Don Rosa persönlich gestaltete Cover bannt dieses Gefühl der Sehnsucht nach Reisen, Abenteuern und unendlichem Reichtum, welches die Musik verströmt, wunderbar in ein Artwork.
„The Life And Times Of Scrooge“ ist keinesfalls einer der Soundtracks, den man nur für angenehme Hintergrund-Berieselung neben her laufen lässt, sondern bleibt durchgehend spannend und abwechslungsreich. Dafür sorgen nicht zuletzt die herausragenden Gesangsleistungen: Alan Raid bringt den alten Scrooge überraschend authentisch herüber und auch Johanna Kurkela, Johanna Iivanainen und Tony Kakko von Sonata Arctica, der ebenfalls ein bekennender Fan der Comicvorlage ist, liefern einen tollen Job ab.
Durch den Verzicht auf Drums und Gitarren klingt der Sound entzerrter, natürlicher und organischer als auf dem manchmal etwas überladenen „Imaginaerum“. Im Allgemeinen fällt der Vergleich der beiden Werke Holopainens jedoch sehr schwer: Auf „The Life And Times Of Scrooge“ findet man herzlich wenig Nightwish. Lediglich die immer wieder auftauchenden, eingängigen Melodie-Lines und die Chor-Arrangements erinnern direkt an die Symphonic-Metal-Band. Natürlich kann man trotzdem den unverkennbaren Stempel von Pip Williams heraus hören, der wieder die Orchester-Bearbeitung vornahm, hier allerdings nicht durch den Metal-Teil von Nightwish eingeschränkt wurde.
„The Life And Times Of Scrooge“ ist ein Album, das man entweder über Kopfhörer und mit geschlossenen Augen, oder, noch besser, beim Lesen des originalen Comics genießen sollte. Denn wenn man sich auf das Abenteuer einlässt, dann nimmt einen dieses kleine Meisterwerk mit auf eine traumhafte Reise in eine bezaubernde Comic-Welt, aus der man so schnell nicht wieder zurückkehren will.
Wertung: 9 / 10