Der erste Eindruck täuscht ja in vielen Fällen, das ist eine Binsenweisheit. Weniger sind dann schon die Fälle, in denen man sich wünscht, dass er bitte täuschen möge. Selbiges war der Fall, als ich als verantwortungsvoller Redakteur wissbegierig die Myspaceseite der Herren von TRIDENT aufsuchte. Die Tatsache nach dem letzten Soulreaper-Album 2003 wieder ein Lebenszeichen von Ex-Dissection-Gitarrist Johan Norman zu vernehmen war spannend und auch der Rest der Riege weiss durch seine Teilhabe an Necrophobic die Neugier zu kitzeln. Der eingangs erwähnte Schock ereignete sich beim Betrachten der Einzelportraits der 5 Herren in der Mitgliedersektion, denn die Bilder sind gelinde gesagt relativ peinlich. Im Speziellen Sänger Tobias sieht aus wie eine Art homoerotischer Gothic-Jack-Sparrow und erinnert nicht mehr im Geringsten an den Typen, den ich von Necrophobic kannte. Man möchte ihn schütteln und kreischen „Was haben sie mit dir getan?“
Nun, den ersten Zweifel weggewischt und mit dem Hoffen auf ein bitte unkitschiges, nichtpeinliches Album die Anlage angeworfen. Wäre ja nicht das erste Mal, das Musiker-Namedropping in der Besetzung böse endet. „World Destruction“ startet mit einem klassisch untermalten Marschtrommel-Intro und legt mit „Jaws Of Hell“ direkt einmal volles Mett los. Sperrig, schnell und ein wenig unübersichtlich kommt der prügelnde Opener daher, mäßigt sich aber im weiteren Verlauf, trotz Double-Bass-Teppich und durchweg recht flottem Tempo holzen TRIDENT dann insgesamt getragener und rythmischer. Das darauf folgende „Nemesis“ kann von Anfang an begeistern, eine tolle Gitarrenarbeit zeigt sich hier, hämmernd, auch flirrend und durchweg äußerst beweglich. Tobias Stimme klingt im getragenen Midtempo einfach nur killermäßig. Der Refrain fällt demzufolge auch fast schon ohrwurmig aus, das leicht hallbehaftete, dunkle Schrei-Gekeife klingt sehr abgefuckt, aufpeitschend und irgendwie auch sehr empathisch. Der Gesang sorgt definitiv auch insgesamt dafür, dass die Platte einiges an schroffem Charme hinzugewinnt. So konnte ich den wieder mal falschen visuellen ersten Eindruck getrost schon wieder wegwischen: Weichgespült ist hier nix.
Ein weiterer Aspekt, dem man besondere Beachtung schenken sollte, ist das Gitarrenspiel. Hierzu nehme man sich das Lied Luciferian Call zur Hand, starte es und genieße. Man ist, wenn man auch ein Verehrer der „Storm of the Light’s Bane“ so wie ich ist, an diversen Stellen zum Grinsen verführt. Tatsache, es klingt mit ein wenig Erwartungshaltung wirklich wie Dissection-Gitarrenarbeit!
Das Lied verläuft abgesehen von diesem erfreulichen Fakt auch weiterhin sehr unterhaltsam. Wieder einmal fällt aber auch auf: In langsameren Bereichen, wie im sehr epischen Refrain liegen die Stärken von TRIDENT. Auch wenn Jonas Blom (Grief Of Emerald) ohne Zweifel auch den fünften und sechsten Gang beherrscht, so klingt „World Destruction“ groovend und randalierend im Black n‘ Roll-Takt irgendwie glaubwürdiger. „Slaves To Anguish“ unterstreicht das auch ganz eindrucksvoll. Rifftechnisch ist das ganze Album wirklich eine Aneinanderreihung von Perlen. Hinter der eben schon angeschnittenen Melodik alter Dissectionwerke bleibt man aber trotz vereinzelter Aufblitzer sehr weit zurück. „World Destruction“ könnte manchmal etwas verspielter und weniger „aufgefüllt“ sein. „Black Velvet Wings“ beispielsweise schrammelt am Anfang bereits ganz schön rockend los und ist auch noch mit einem recht coolen Effekt unterlegt, der wie ein schrabbelnder Hubschrauber im Hintergrund man könnte sagen akustisch in der Runde kreist. In meinem Musikerfreundeskreis war man sich unschlüssig, ob es sich einfach um einen Hintern voll Effekte mit Wahwah, einen Synthie oder um eine verzerrte Talkbox handelt. Seis drum, es klingt irgendwie infernalisch-rustikal und gibt dem Lied Charakter, denn der Effekt taucht immer wieder auf.
Mehr solche charismatische Momente hätte ich mir für die Scheibe gewünscht, sonst gibt es wie zu erwarten am Handwerk der Mannen wenig zu zweifeln. World Destruction“ ist ein konsequent durchgezogenes, recht melodiöses Black Metal-Album mit Stärken und Schwächen sowie einem Death Metal-Einschlag. Dissectionkenner müssen TRIDENT sowieso testen, dem interessierten Rest kann man es aber auch bedenkenlos empfehlen.
(Tobi H.)
Wertung: 7.5 / 10