Review Tribulation – Where The Gloom Becomes Sound

Kaum eine Band hat in den letzten Jahren im Düster-Metal-Sektor einen so rapiden Aufstieg hingelegt wie TRIBULATION. Mit ihrem dritten Album „The Children Of The Night“ gelang 2015 der Durchbruch, 2016 kam die erste Headlinertour, gefolgt von einem weiteren vielgefeierten Album und Slots im Vorprogramm von Arch Enemy, Gaahls Wyrd und Ghost.

Architekt des Erfolges dürfte nicht zuletzt Gitarrist Jonathan Hultén gewesen sein, der TRIBULATION durch sein Songwriting, aber auch seinen extravaganten Bühnentanz erst zu dem machte, was sie heute sind. Nach 16 Jahren hat Hultén die schwedischen Dark-/Melodic-Black-Metaller unlängst verlassen. Wenn es auch nach einem Abschied im Guten aussieht, mutet der Zeitpunkt sonderbar an – immerhin steht gerade Album Nummer fünf in den Startlöchern: „Where The Gloom Becomes Sound“.

So steht das Werk nun ganz im Zeichen von Hulténs Ausscheiden, schwingt in jeder Note etwas Wehmut mit. Denn obwohl zusammen mit seinem Ausstieg der Ersatzmann Joseph Tholl (Vojd, ehemals Enforcer) bekanntgegeben wurde, ist schwer zu glauben, dass dieser Wechsel keine hörbaren Folgen haben wird. Doch darüber kann geschrieben werden, wenn die erste Musik der neuen Besetzung zu hören ist – bis dahin kann man mit „Where The Gloom Becomes Sound“ TRIBULATION noch im gewohnten Stil genießen.

Ein zentraler Aspekt für den Erfolg von TRIBULATION ist ihre Unverwechselbarkeit, ein anderer ihre Melodik. Gemeinsam sorgen sie seit jeher dafür, dass man schon nach wenigen Songs im Kopf behält, wie TRIBULATION klingen – und sie später auch unter tausenden Bands heraushören wird. Beide Merkmale haben die Schweden für „Where The Gloom Becomes Sound“ beibehalten. Bereits bei den ersten Tönen des Openers „In Remembrance“ ist klar, wer hier musiziert – nicht zuletzt, weil die späten Dissection, an die die Atmosphäre erinnert, bekanntermaßen nicht mehr in Frage kommen. Im Folgenden mischen TRIBULATION einmal mehr Elemente (Gothic) Rock und Post-Punk, (Melodic) Death und Black Metal. Neben dem virtuosen Gitarrenspiel, das die Herren schamlos zur Schau stellen, beeindruckt dabei am meisten, dass der Stilmix bei TRIBULATION nicht „gemixt“ klingt, sondern – den ausgefeilten Arrangements sei Dank – nach ihrem ganz eigenen Stil.

Zwar geben sich TRIBULATION diesmal insgesamt etwas gemächlicher (Ausnahme: das furiose „Funeral Pyre“) und werfen nicht mehr ganz so verschwenderisch mit den Ohrwurm-Melodien um sich; und auch der dichter und weicher gehaltene Sound ist auffällig, da er den etwas kompakteren Eindruck der Songs verstärkt. Im Großen und Ganzen bleibt für dieses Mal jedoch noch – im besten Sinne – alles beim Alten: der schnarrende Gesang, die melancholische Stimmung und selbstverständlich der rockige Touch („Daughter Of The Djin“).

Wie sich der Besetzungswechsel an der Gitarre auf das Songwriting auswirken wird, muss die Zukunft zeigen. Mit „Where The Gloom Becomes Sound“ liefern TRIBULATION in der bisherigen Kern-Besetzung aus Johannes Andersson an Gesang und Bass sowie Jonathan Hultén und Adam Zaars an den Gitarren vielleicht nicht ihr alles übertreffendes Meisterwerk ab – ohne Frage aber ein verdammt starkes, würdiges letztes Album mit Saitenhexer Hultén. Chapeau und gute Reise!

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Wertung: 8.5 / 10

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