Das Cover von Transatlantics Live-Set "The Final Flight Live At L'Olympia"

Review Transatlantic – The Final Flight – Live At L’Olympia

Bei der Retroprog-Supergroup TRANSATLANTIC ist es mittlerweile gute Tradition, opulenten Studiowerken nicht weniger epische Konzertmitschnitte beiseitezustellen. Im Falle von „The Final Flight – Live At L’Olympia“ bedeutet das eine zwei Stunden und 50 Minuten lange Show auf drei CDs und einer Blu-ray. Alternativ gibt es auch mehrere Vinyl-Ausgaben mit vier LPs.

Das am 28. Juli 2022 aufgenommene Konzert in Paris war der Abschluss der Tour zum fünften Album „The Absolute Universe“. Doch nicht nur deshalb ist der Titel „The Final Flight“ mehr als passend gewählt. Auch wenn die Band nicht vom Aufhören spricht, so sind sich Neal Morse (ex-Spock’s Beard), Roine Stolt (The Flower Kings), Pete Trewavas (Marillion) und Mike Portnoy (ex-Dream Theater) doch klar darüber, dass sie nicht mehr die Jüngsten sind und es ihre letzte Tour gewesen sein könnte. TRANSATLANTIC ist nun mal mehr ein Projekt als eine Band, sodass bis zur nächsten Scheibe auch sieben oder mehr Jahre vergehen können. Und dann wäre der Großteil der Combo schon über 70 Jahre alt.

Beim Anschauen der Blu-ray stellt sich schnell das Gefühl ein, dass auch das Publikum sich dieser Tatsache bewusst ist. Die vier Herren und ihr Gastmusiker Ted Leonard (Spock’s Beard, Enchant) werden gleichermaßen herzlich und euphorisch begrüßt. Und auch wenn der Rahmen im L’Olympia gediegen ist, hält es viele der Anwesenden nicht auf den Sitzen. So soll es sein, und diese tolle Stimmung kommt auch auf den CDs sehr gut rüber.

Bei der Setlist bieten TRANSATLANTIC wenig Überraschungen, haben aber auch traditionell wenig Spielraum: Das jeweils aktuelle Album wird in Gänze dargeboten. In diesem Fall also „The Absolute Universe“ in der 100 Minuten starken Komplettfassung, der „Ultimate Edition“. Diese enthält alle Tracks der beiden Studiofassungen. Eine gute Entscheidung, denn die verschiedenen Studioversionen von „The Absolute Universe“ waren nichts weiter als ein geschickter Marketing-Schachzug – mit dem die Herren nebenbei noch umschifft haben, dass sie sich schlicht nicht auf eine Version einigen konnten. Dennoch spielt das Quintett die Songs nicht einfach nach, sondern verändert immer wieder einzelne Passagen. Eine nette Idee – genauso wie die begleitenden Visuals, die stets die Musik unterstützen, statt ihr die Show zu stehlen.

Die restlichen gut 80 Minuten des Gigs füllt das Retroprog-Flagschiff mit einem Best-of-Programm. Da die meisten Kompositionen die 20-Minuten-Marke überschreiten, geben TRANSATLANTIC einfach zwei Medleys zum Besten und platzieren dazwischen die Feuerzeug-Ballade „We All Need Some Light“. Nach wie vor ein Song für die Ewigkeit, der vom Publikum begeistert mitgesungen wird.

Die Spielfreude der Band an diesem Abend ist genauso ansteckend wie die Reaktionen des Publikums. Auch technisch gibt sich das Set keine Blöße: Der Ton – inklusive 5.1.-Mix – ist klar und dynamisch, das Bild ebenfalls sehr gut. Ein ausführliches Booklet mit persönlichen Linernotes aller Mitglieder ist dem Anlass angemessen und rundet das Erlebnis ab.

Das Fazit ist also eindeutig: „The Final Flight – Live At L’Olympia“ überträgt die Begeisterung und Freude von Musikern und Publikum wunderbar ins eigene Wohnzimmer. Sollte das wirklich die letzte Tour der Band gewesen sein, wurde sie hier hervorragend für die Nachwelt festgehalten. Wer jenseits davon Makel suchen will, darf anführen, dass es dieses Mal kein Bonusmaterial in Form einer Tourdokumentation gibt. Und auch die Ausstatung fällt deutlich weniger epochal aus als noch beim letzten Live-Set „KaLIVEoscope“. Gab es 2014 noch ein edles Package im Buchformat mit massig Livefotos, muss dieses Mal ein gewöhnliches Digipak reichen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert