Da reibt man sich erst einmal die Augen: TRAITORS GATE gibt es zwar schon seit 1982, „Fallen” ist aber dennoch ihr Debütalbum. Möglich macht es eine kuriose Geschichte, die Anfang der 1980er Jahre aber gar nicht so ungewöhnlich war: Band findet sich zusammen, hat Talent, macht eine EP, die von der Kritik gelobt wird, und zerbricht dann irgendwo zwischen internem Streit und Labelkonflikten. Gar nicht mal so ungewöhnlich.
Und genauso wenig überraschend ist es, dass TRAITORS GATE in genau dieser Zeit wieder aus der Versenkung auftauchen. Immerhin sind die 80er im Allgemeinen und die NWOBHM im Speziellen ja schwer in Mode. Aber taugt das Ganze auch? Nun ja. Das hängt davon ab, was man erwartet. Wenn man gehofft hat, TRAITORS GATE würden einfach da weitermachen, wo sie 1985 mit ihrer EP „Devil Takes The High Road“ aufgehört haben, dann gibt es ein klares Nein. Denn richtige NWOBHM ist das eigentlich nicht mehr, was wir auf „Fallen“ hören.
Denn die Band hat sich an zwei Stellen deutlich modernisiert. Das Songwriting bewegt sich mehr im Midtempo und hat selbst in den schnelleren Songs viel von dem treibenden Rhythmus, der die NWOBHM und auch die 80er-Jahre-EP auszeichnete. Vorsichtig formuliert und nur auf den Stilwandel, nicht aber die Qualität bezogen kann man sagen, dass hier ein vergleichbarer Unterschied zu hören ist wie zwischen alten Judas Priest und neueren Judas Priest. Ein gutes Beispiel dafür ist der Song „Edge Of Destruction“, auf dem sich Sänger Sy sogar ein paar Screams herauslocken lässt.
Zusätzlich ist der Klang zwar moderner geraten, aber von der Produktion her immer noch etwas dumpf. Das schadet zwar dem Gesamteindruck nicht. Es wirkt aber doch mehr nach einer günstigen Produktion als nach gewolltem Retroeffekt. Davon abgesehen weiß die Band aber musikalisch zu überzeugen: Sowohl die Musiker als auch der Sänger geben sich wenig Blöße – allerdings fordert das Songwriting auch nicht zu viel von ihnen ab.
Für wen ist „Fallen“ also gemacht? Natürlich wenden sich TRAITORS GATE an Menschen, die mit ihrem Namen etwas anfangen können. Viel von der alten Magie ist auf „Fallen“ aber nicht übriggeblieben. Unter heutigen Acts gibt es einige Bands, die mindestens genauso viel können. Da reißen auch Songs wie „Deceiver“ und „Mean Streets“ nicht alles raus, so solide sie für sich betrachtet auch sind. Fazit: Eher was für Liebhaber.
Wertung: 6 / 10