Im Gegensatz zur nicht enden wollenden Flut von Hardcore- und Metalcore-Releases sind Bands, die sich musikalisch eher an Cult Of Luna, Underoath oder Thursday orientieren, heutzutage rar geworden. Die deutschen TRAEOS versuchen sich mit „Apollon“ trotzdem daran…
… und machen ihre Sache alles andere als schlecht: Zunächst fallen die beiden Sänger der Band durch druckvolles und variables Shouting einerseits und durch überzeugenden Clean-Gesang andererseits sehr positiv auf und erinnern dabei wirklich an das Underoath-Duo Chamberlain/Gillespie. Gerade das Ende des Songs driftet sehr in die Emocore-Ecke ab, was hier aber keinen Makel darstellt. Das „Intro E“ leitet sogleich in den heftigen Song „Ever Sea Born“ über, das soundmäßig mit seinen simplen, leicht verqueren Gitarren, den später einsetzenden Melodien und den harten Vocals an The Ocean erinnert. TRAEOS überzeugen hier durch abwechslungsreiche Strukturen und unvorhergesehene Wendungen im Songwriting – nicht zuletzt dadurch entsteht in den letzten 90 Sekunden des Songs in Kombination mit den sehr polyphonen Arrangements eine packende Atmosphäre! „Try To Break Light Into Pieces“ fährt zunächst ebenfalls auf der harten Schiene, erhält aber durch die hohen, schnell gespielten Delay-Gitarren einen deutlichen Post-Rock-Touch – das ist großartig. Die beiden instrumentalen Zwischenspiele sind zudem intelligent platziert und führen den Hörer gezielt von einem Song zum nächsten.
Allen Fans abwechslungsreichen Post-Metals/Hardcores aus der Ecke der oben genannten Bands kann man „Apollon“ daher uneingeschränkt ans Herz legen. So eine EP zu veröffentlichen benötigt Mut, der sich in diesem Falle aber ausgezahlt hat: TRAEOS haben vielleicht nicht das verinnerlicht, was es heutzutage braucht, um sehr viele CDs zu verkaufen – aber sie haben das Zeug, komplexe, vielschichtige, trotzdem zugängliche und zugleich sehr eigenständige Musik zu machen. „Apollon“ beweist das eindrucksvoll.
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