Touché Amoré Spiral In A Straight Line

Review Touché Amoré – Spiral In A Straight Line

Taschentücher raus, TOUCHÉ AMORÉ sind zurück! Während die Emo- und Screamo-Szene zum Leidwesen vieler immer mehr von Pop-Punk-Kitsch überrannt wird, bleiben die Jungs aus den USA weiterhin dem Originalsound der Szene treu. Auf ihrem aktuellen Werk „Spiral In A Straight Line“ widmet sich die Band aus L.A. den harten Prüfungen des Lebens und verarbeitet diese wie immer dramatisch und ungeschönt in ihrer Musik. Thematisch soll sich das Album mit dem Gefühl befassen, das bleibt, nachdem das eigene Leben völlig auf den Kopf gestellt wurde und man trotzdem weitermachen muss. Gewohnt schwere Kost also, aber selten versteht sich eine Band besser darauf, solche Themen anzugehen, als TOUCHÉ AMORÉ.

Musikalisch bewegen sich die Musiker ganz klassisch im melodischen Bereich des Posts-Hardcores. Kaum ein Song überschreitet die Drei-Minuten-Marke, was der Qualität der Songs aber keinen Abbruch tut. Letztendlich ist es immerhin eine Weiterentwicklung der noch kürzeren Songs, die früher zum Beispiel auf „Parting The Sea Between Brightness And Me“ aus dem Hause TOUCHÉ AMORÉ kamen. Mithilfe von schnellen Drums, verzerrten Gitarren, wohlplatzierten Melodien und Sänger Jeremy Bolms unverkennbaren, heiseren Vocals transportiert die Band gekonnt eine ganze Bandbreite an Emotionen. Songs wie „Disasters“, „Mezzanine“ oder „Finalist“ strotzen vor Wut und Verzweiflung, dank harter Drums und schnellen Riffs. Besonders „Disasters“ punktet noch mit seinem einprägsamen Chorus, der aus wiederholten „It’s all over“-Schreien besteht.

Dagegen erscheinen Tracks wie „Force Of Habit“, „Subversion (Brand New Love)“ und „Goodbye For Now” deutlich sanfter. Nicht zuletzt diese Abwechslung macht „Spiral In A Straight Line“ zu einem mitreißenden und dynamischen Album. Außerdem konnten TOUCHÉ AMORÉ auch zwei Gäste für ihr neues Werk gewinnen. Lou Barlow, Mitglied der Indie-Rock-Formation Dinosaur Jr. und Julien Baker, die unter anderem durch das populäre Projekt boygenius bekannt ist, verleihen ihre Stimmen an die Lieder „Subversion (Brand New Love)“ und „Goodbye For Now”. Letzteres wird durch Bakers bemerkenswerte Vocals zu einem gefühlvollen und ausdrucksvollen Rausschmeißer, der das Album mit einem ausladenden Crescendo beendet.

TOUCHÉ AMORÉ schmücken ihre Tracks immer wieder mit dem Kontrast zwischen rohen und dissonantem Gesang und bittersüßen Melodien. Das hat zur Folge, dass, obwohl die Kalifornier selten wirklich aus ihrem Genre ausbrechen, die Musik trotzdem nicht langweilig wird. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. „Spiral In A Straight Line“ ist, wie man es von der Band gewohnt ist, ein emotionales Auf und Ab, das innerhalb Sekunden von rasant zu gemächlich und von herzzerreißend zu hoffnungsvoll wechselt. Vier Jahre nach ihrem letzten Album ist das Quintett mit einem weiteren packenden Werk am Start. Auch diesmal macht es seinem Ruf alle Ehre.

Wertung: 8 / 10

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