Review Torch – Dark Sinner

  • Label: Mausoleum
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Heavy Metal

Man muss schon eine gewaltige Zeitreise zurück in die frühen 80er unternehmen, um zu den Ursprüngen von TORCH zu gelangen. Die Truppe wurde 1979 gegründet und brachte 1982 die EP „Torch“ heraus, die zu den Hochzeiten der NWoBHM durchaus für Aufsehen sorgte. Auch das ebenfalls „Torch“ betitelte Debut sowie das Album „Electrikiss“ zeugten von TORCHs kompositorischer Klasse. Die Schweden hatten ein Händchen für starke Melodien, eingängige Hooklines und gut erarbeitete Höhepunkte.
Nachdem noch die EP „Bad Girls“ in 1984 veröffentlicht wurde, löste sich die Band auf. Die Hintergründe dafür sind mir nicht bekannt. TORCH hatten einen Plattendeal, hatten eigentlich eine vielversprechende Karriere vor sich, doch während der frühen Achtziger schossen Bands halt wie Pilze aus dem Boden und lösten sich zum Teil wegen Kleinigkeiten wieder auf.
Fast 20 Jahre lang waren TORCH Geschichte. Doch 2003 juckte es Sänger Dan Dark in den Fingern. Er wollte wieder mit TORCH auf der Bühne stehen. Da keiner von der alten Besetzung bei seinen Plänen mitspielen wollte, scharrte er geschwind eine neue Truppe um sich. Voila, hier waren die neuen TORCH. Und 2009, also 30 Jahre nach der ursprünglichen Bandgründung, erscheint nun sogar eine neue TORCH-LP.

Wobei man hier den Begriff „neu“ vorsichtig definieren muss. Denn bei 13 von den 15 auf „Dark Sinner“ befindlichen Tracks, handelt es sich um Neuaufnahmen älteren Materials der Alben „Torch“ und „Electrikiss“. Macht das nun Sinn, eine quasi best-of-Scheibe unter’s Volk zu werfen? Ich meine ja. Denn erstens bekommt man die alten TORCH-Alben kaum noch, und zum anderen gibt es somit zeitgemäße Re-Records von wirklich tollen Songs.
Ich gehöre zu denen, die noch TORCHs Vinyls im Plattenschrank hatten. So ist es kaum verwunderlich, dass ich auf die Stücke von „Dark Sinner“ abfahre. Ich behaupte, jeder Old-School-Fan wird gefallen an der CD finden. Die Songs haben nichts von ihrem NWoBHM-Charme verloren, lediglich das Manko mittelmäßiger Produktionen der frühen Achtziger wurde behoben. Es gibt also praktisch nur Vorteile. Da ich die Vinyls heute nicht mehr besitze, bin ich mir zwar nicht hundertpro sicher, doch das ein oder andere Arrangement wurde wohl außerdem einer moderneren Produktion angepasst. Besonders im Bereich der Soli.
Die 13 „alten“ Stücke versprühen trotzdem noch den astreinen Spirit der Eighties. Songs wie „Warlock“, „Fire Raiser“, „Hatchet Man“, „Gladiator“, „Hot On Your Heels“ oder „Electrikiss“ überzeugten schon damals durch ihr gut erdachtes Songwriting und wissen auch ein viertel Jahrhundert später noch zu begeistern. TORCH fanden eigentlich die perfekte Verbindung von Melodie und Dynamik. Die Konstrukte waren straight, hielten sich nicht mit unnötigen Schnörkeln auf und mündeten in schön herausgearbeitete Refrains, die Dan Dark mit seiner charakteristischen Stimme bestens ausreizen konnte.

Überhaupt hat der Bandleader nichts verlernt. Er hat noch immer ein kraftvolles und ausdrucksstarkes Organ und verpasst den Songs durch das ebenso rauhe wie hohe Timbre und den leicht aggressiven Gesangsstil einen ganz persönlichen Stempel. Seine neuen Mitstreiter, die außerdem noch in den schwedischen Bands Griffen und Scaar aktiv sind, bringen zwar frischen Wind in die Kompositionen, verstehen es aber auch, den Songs ihr Old-School-Feeling zu belassen. Diese Mischung aus Old-School-Spirit und modernerer Dynamik macht die Songs für Fans der 80er und Anhänger des zeitgemäßen Metal gleichermaßen interessant.
Neben den 13 frühen Tracks, gibt es mit „The Dark Sinner“ und „We Will Fight“ noch zwei neue TORCH-Songs aus Dan Darks Feder. Sie passen sich bestens den alten Stücken an, sowohl vom Sound, wie auch qualitativ.

Hier gibt es wirklich starke Kompositionen aus dieser Hochzeit des traditionellen Heavy Metal, verpackt in ein zeitgemäßes und noch etwas druckvolleres Gewand. Wer irgendetwas für die NWoBHM übrig hat, sollte sich „Dark Sinner“ nicht entgehen lassen.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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