Mit Zypern gesellt sich mal wieder ein Land auf die Karte des harten Stahls, welches bislang nicht als Heimat für Metal jedweder Spielart bekannt war. Kennt man die klimatischen Bedingungen mit brütend-heißen Sommern und allgemein lauschigen Wintern, mag das nicht überraschen, denn in der Finsternis der Polarnacht schreibt es sich in diesem Genre vermutlich leichter Songs. TOME OF THE UNREPLENISHED bilden eine Ausnahme, mit „Innerstanding“ liegt nun das Debütalbum vor.
Genau genommen muss es mindestens zwei zypriotische Metalacts geben, denn der Protagonist dieses Projekts spielte auch Bass bei Necrosadist. Hermes ist sein Name und so, wie der Götterbote in der antiken Mythologie Neuigkeiten überbrachte, tut es sein jetztzeitiges Pendant auch, nur eben in E-Gitarren und kraftvolle Drums verpackt.
Atmosphärischen Ambient Black Metal gibt es zu hören und dies kann man einfach mal so stehen lassen. Grundsätzlich agiert Hermes im Niedriggeschwindigkeitssektor und legt mehr Wert auf die angesprochene Atmosphäre. Diese versucht er mit relativ minimalistischen Mitteln zu erzielen. Die Riffs sind einfach gehalten, glänzen dafür mit häufigen Wiederholungen, an epischen Effekten wie massivem Hall wird ebenso wenig gespart wie an einer gewissen Dichte im Soundbereich. Dafür verzichtet er sehr häufig auf Gesang, wobei man ihm auch nicht zu nahe tritt, wenn man feststellt, dass hier nicht seine absolute Stärke liegt. Es scheint teilweise so, als wenn die wenigen Wörter ein fast lästiges Beiwerk wären und TOME OF THE UNREPLENISHED am liebsten nur instrumental agieren würde.
Immerhin bekommt man es musikalisch ganz gut hin. Auch wenn die Gitarren nicht durch Einfallsreichtum auffallen, so gelingt es den sieben Songs, zumindest abwechslungsreich und durchaus eigenständig eine dezente Magie zu entfachen. Auch wenn die lyrischen Themen wohl eher im philosophischen Bereich angesiedelt sind, verbieten sich Gedanken an den Nachthimmel keinesfalls.
„Innerstanding“ besteht etwa zur Hälfte aus „Gesangsstücken“ und Instrumentalspiel, wozu auch das Keyboardintro und „Planetary Transmissions“ zu zählen sind. Schade, beide sind kurz und knapp gehalten, dabei hat alleine der breite Sound mehr als nur eine Randbemerkung verdient. Vielleicht könnte TOME OF THE UNREPLENISHED zukünftig mehr aus diesem Potential machen. Auch die Gitarren klingen nicht übel – wer bei den höhenlastigen Riffs an Summoning denkt, liegt so falsch nicht, auch wenn Hermes ein voluminöseres Schlagzeug auffährt.
Alles in allem ist „Innerstanding“ ein Album, welches vor allem mit den gut produzierten Sounds zu überzeugen weiß. Zwar wird Effekthascherei betrieben, aber solange dies gut gelingt, stört es nicht zu sehr. Die Platte kann man sich durchaus mal geben und danach TOME OF THE UNREPLENISHED im Auge behalten.
Wertung: 7 / 10