Kopieren geht über studieren. Möglicherweise dachte sich das die Blackened-Symphonic-Deathcore-Truppe TO OBEY A TYRANT, als sie das Artwork ihrer neuen EP „Frigore Inferni“ zusammenstellte; ein wenig mystisch-folkloristisch aneinander gebastelte Stöcker getreu „Immortal“ (Lorna Shore) hier, ein düster inszeniertes Landschaftsgemälde wie in „A Hill To Die Upon“ (Mental Cruelty) dort, et voila, fertig ist ein atmosphärisches Cover.
Die lateinische Betitelung macht neugierig, die deutsche Übersetzung „Die Kälte der Hölle“ enttäuscht – die Kombination von Latein und Artwork gelang beispielsweise Szene-Kollegen The Voynich Code mit „Aqua Vitae“ schon besser. Glücklicherweise müssen TO OBEY A TYRANT aber vor allem musikalisch, weniger als Universalkünstler überzeugen. Und Fans von Symphonic-Deathcore-Bands wie Worm Shepherd, Shadow Of Intent, Bonecarver und selbstredend den populärsten Genre-Vertretern Lorna Shore dürften bezeugen, dass das den Engländern auch gelingt.
Knapp drei Jahre nach der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Omnimalevolent“ legen die fünf Herren um Sänger Brandon Singleton eine sechs Tracks umfassende EP vor, deren halbstündige Spielzeit ein fairer Fanservice ist. Produktionstechnisch einwandfrei ausbalanciert, steht die Instrumentalfraktion auf einer Stufe mit den vor allem in Bridges und Refrains eingesetzten symphonischen Parts.
Die fehlende störende Dominanz eines Instruments oder des Gesangs machen „Frigore Inferni“ zu einem homogen Stück Musik, deren Songs dank stimmungsvoller Inros und Outros eigenständig, aber auch hintereinanderweg auf EP-Länge gut unterhalten. Besonders das melodische Gitarrenspiel von Josh Rushton und Neuzugang James Meade führt regelmäßig zu Assoziationen mit Shadow Of Intent, zweifelsohne ein Ritterschlag für TO OBEY A TYRANT. Für ausreichend Abwechslung zwischen den Blastbeats von Drummer Bruno Clay sorgen die wiederkehrenden Slam-Parts, die vor allem live zu langanhaltenden Nackenschmerzen führen dürften.
Abwechslungsreiches Songwriting trifft auf kreatives Gitarrenspiel: Mit ihrer dritten Veröffentlichung „Frigore Inferni“ mausern sich die Englänger von TO OBEY A TYRANT zu einer klaren Symphonic-Deathcore-Empfehlung.
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