Jetzt ist es soweit: Die Apokalypse ist nahe, Feuer und Schwefel werden vom Himmel hernieder regnen, der Mensch für seinen Hochmut büßen und Hunde und Katzen fortan in Eintracht miteinander leben – oder wie sonst will man sich erklären, dass einer der anerkannt besten Sänger des Metal ein derart belangloses Soloalbum vom Stapel lässt?
Eine mögliche Erklärung dieses Sachverhalts wäre, dass ein guter Sänger nicht unbedingt auch ein guter Songwriter ist. Schon der Opener „Starting Over“ – eine an dieser Stelle eher ungünstig platzierte, ruhige Stadionrock-Hymne im Midtempo-Bereich – legt nahe, dass das Material auf „Play My Game“ nicht wirklich zwingend ist. Natürlich lässt Mr. Owens trotz allem auch auf diesem Album keinen Zweifel daran, dass seine gesanglichen Fähigkeiten absolut außer Frage stehen, aber dennoch wollen die Songs einfach nicht richtig zünden.
Das ändert sich auch beim folgenden „Believe“ nicht, das mit einem stampfenden Riff und singenden Doppelgitarren zwar etwas viel versprechender beginnt, dann aber dennoch zu zäh anmutet. Mit „The Cover Up“ erreicht die Scheibe dann bereits ihren Tiefpunkt, denn hier wird eine affige Alien-Story mit unpassenden Screams und dämlichen Hörspielmomenten ausgewalzt – Nein, danke! Instrumental gibt es auf „Play My Game“ natürlich keinerlei Probleme, denn immerhin scharte der „Ripper“ für seinen neuesten Streich diverse Szene-Größen um sich, darunter auch Götter-Gitarristen wie Doug Aldrich und Chris Caffery und Bass-Legende Rudy Sarzo.
Selbiges führt dann zu Lichtblicken wie etwa „No Good Goodbyes“, das mit treibenden Gitarren, kreischenden Soli und überaus passendem, kraftvollem Gesang so ziemlich alles hat, was ein guter Metalsong braucht. Überhaupt birgt dieses Album eine Menge ansprechender Momente in Form gut gemachter Riffs oder auch mitreißender Refrains und eleganter Soli, allerdings finden selbige sich nur allzu oft im Kontext eher unspektakulärer Kompositionen wieder. Hätte Mr. Owens sich auf „Play My Game“ auf das beschränkt, was er am besten kann und das Songwriting den zahlreichen Gastmusikern, die er auf seiner Scheibe begrüßt, überlassen, wäre diese Bewertung wohl ganz anders ausgefallen.
Was hat man sich auf diese CD gefreut, als bekannt wurde, mit wem der „Ripper“ da so alles zusammenarbeiten würde! Und obwohl „Play My Game“ auch keineswegs als schlechtes Album zu bezeichnen ist, wird der Mann, der schon in die Fußstapfen von Metalgott Rob Halford trat, den hohen Erwartungen einfach nicht gerecht – schade. Anspieltipps: „No Good Goodbyes“, „Play My Game“.
Wertung: 6 / 10