Review Tides From Nebula – From Voodoo To Zen

Die polnische Post-Rock-Formation TIDES FROM NEBULA hat es gewagt: Hatte ihre Diskografie bis einschließlich 2016 keine Geheimtipps zu bieten, sondern eher zur Hintergundbeschallung geeignete Musik, betätigt das Trio mit ihrer neuen Platte „From Voodoo To Zen“ nun endlich die Stellschrauben, von deren Nutzung sie besonders auf „Safehaven“ (2016) viel zu viel Abstand genommen hatten.

Zum einen haben TIDES FROM NEBULA an ihrem Härtegrad geschraubt, sodass „From Voodoo To Zen“ wesentlich kantiger als sein Vorgänger klingt, zum anderen ist die Symbiose von elektronischen Elementen und der Instrumentierung deutlich ausgewogener als zuletzt. Der Opener beweist das eindrucksvoll: Die stetig wachsende Anzahl an sich überlappenden Synthesizer-Spuren lässt „Ghost Horses“ nicht nur enorm dicht klingen, sondern baut eine Steigerung auf, die im weiteren Verlauf dank prägnanten Riffs enorm wächst.

Sowohl der dichte Klang als auch das wieder mehr in den Vordergrund gerückte, glücklicherweise nicht mehr durchweg mit Hall hinterlegte Riffing lassen ebenso „The New Delta“ zu einem Hit avancieren, der so nicht von TIDES FROM NEBULA zu erwarten war. Auch wenn sich das anschließende „Dopamine“ im Aufbau mit den zuvor genannten Songs gleicht (fesselndes Synthesizer-Intro trifft auf markante Gitarre), versieht das polnische Trio auch dieses Lied erneut mit genügend Eigenständigkeit, um in der ersten Viertelstunde von  „From Voodoo To Zen“ bestens unterhalten zu werden.

Dennoch: Ihre Schwachstelle, zu lange Lieder mit zu wenig Inhalt zu schreiben, haben TIDES FROM NEBULA leider auch nicht auf ihrem fünften Album abgelegt. Mit „Radionoize„, dem Titeltrack und „Nothing To Fear And Nothing To Doubt“ nähern sich die Musiker zu stark an das schwache, da langatmig und wenig abwechslungsreiche, „Safehaven“ an. Auf drei gigantische Songs folgt dreimal bereits zigfach gegessene Durchschnittskost? So harmonisch der Aufbau dieser Songs auch ist, so stark stehen sie im Kontrast zu der ersten energiegeladenen Viertelstunde von  „From Voodoo To Zen“.

Mit dem letzten Track „Eve White, Eve Black, Jane“ gelingt TIDES FROM NEBULA dank einer spannenden Steigerung zwar ein versöhnliches Ende, dennoch ist die Zäsur zwischen der ersten – äußerst starken – Hälfte und der letzten – überraschend schwachen – Hälfte zu ausgeprägt, um den bitteren Beigeschmack ignorieren zu können. Somit gelingt TIDES FROM NEBULA zwar ein Befreiungsschlag vom Post-Rock-ist-zum-Einschlafen-Klischee, dennoch bedienen sie es partiell auch. Fluch und Segen zugleich, dieses „From Voodoo To Zen“.

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Wertung: 7 / 10

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