Review Thyrfing – Vanagandr

  • Label: Despotz
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

So manch gestresster Bürohengst schwört darauf: das Sabbatical. Einfach mal nichts tun und sich sammeln, um danach mit neuer Energie wieder durchzustarten. Dass dieses Prinzip auch in der Musik funktioniert, beweisen THYRFING mit ihrem nunmehr achten Studioalbum: Nachdem „De Ödeslösa“ (2013) leider ziemlich uninspiriert ausgefallen war, hörte man volle acht Jahre quasi nichts von der Band um Gitarrist Patrik Lindgren und Ex-Naglfar-Sänger Jens Rydén. Nun sind THYRFING zurück – ganz generell sehr unerwartet, vor allem aber: unerwartet gut.

„Vanagandr“ lautet der Titel ihres, nun, man möchte fast sagen „Comebackalbums“ – und schon der erste Blick auf’s Cover lässt Weiterentwicklung erahnen. Einmal mehr haben die Schweden ihr Logo modifiziert – genauer gesagt haben sie nach dem tristen Mix aus Black-Metal-Logo und Times New Roman auf dem letzten Album nun wieder ein echtes Logo. Ein ziemlich schmissiges und zugeich lesbares obendrein. Und auch das Artwork, ein gleichermaßen modernes wie traditionell-pagan-kitschiges Wolfsgemälde aus dem Pinsel von Niklas Sundin, hat wieder deutlich mehr künstlerischen Anspruch als das vor allem logobasierte „De Ödeslösa“-Cover.

Vor allem aber sind Logo und Artwork nicht bloß in ästhetischer Hinsicht gelungen. Vielmehr bilden beide perfekt die musikalische Entwicklung ab, die THYRFING in den letzten acht Jahren durchgemacht haben. Kurz gesagt klingt „Vanagandr“ nämlich auch frischer und insgesamt kreativer als man THYRFING zuletzt im Ohr hatte. Damit vollziehen die Viking-Black-Metaller eine ähnlich große Weiterentwicklung wie zwischen „Farsotstider“ und „Hels Vite“ – allerdings (Black-Metal-Fans dürfen beruhigt weiteratmen!) nicht noch weiter weg von ihren Wurzeln.

Bereits der Opener „Döp Dem I Eld“ vereint alle Tugenden, die sich die 1995 gegründeten THYRFING über die Jahrzehnte so elegant zueigen gemacht haben: Mit einem ausgewogenen Mix aus sanften (Synthie-)Streichern und harschen Zerrgitarren, verschiedenen Gesangsstilen und ideengetriebenem Songwriting klingt der Opener im besten Sinne nach einem „bösen Finntroll-Song“ – anders ausgedrückt: nach THYRFING eben. Über die folgenden sieben Songs und insgesamt knapp 50 Minuten hinweg gelingt es den Schweden, die Stilexperimente der letzten Alben geschickt zusammenzuführen: Der rockige Touch von „Hels Vite“ findet sich im Charakter der Songs ebenso („Jämhand“) wie – eher passagenweise – der düstere Black Metal von „Farsotstider“. So setzen THYRFING 2021 in insgesamt dichter arrangierten Songs gezielter melodische Akzente – nicht zuletzt über Rydéns vielseitigen (Klar-)Gesang.

Zwar ist „Vanagandr“ um ruhige Töne nicht verlegen – alles in allem jedoch klingt THYRFINGs achtes Studioalbum deutlich forscher als das eher rockige „Hels Vite“ – und erst recht als sein direkter Vorgänger, das etwas bräsige „De Ödeslösa“. Dass sich THYRFING dabei gar nicht unbedingt neu erfinden, sondern vor allem ihre bisher gezeigten Stärken ausbauen, macht „Vanagandr“ zu einem Vorzeigealbum dieser Band – und damit des pagan angehauchten Black Metals.

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Wertung: 8.5 / 10

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