Zwei Stamm-Musiker und eine Handvoll Gäste sind für „The Last Goodbye“, das Debüt-Album der amerikanischen Symphonic-Metal-Band THY SHADE verantwortlich. Mit Diana Shade, die offensichtlich für den Bandnamen Pate stand, eine ausgebildete Vokalistin zu haben, ist doch bereits eine gute Voraussetzung. Sehen wir uns also an, was THY SHADE mit ihrem Erstlingswerk zu bieten haben.
Das musikalische Gewand, das die Gruppe dem Hörer auf ihrem Erstling bietet, besticht durch eingängige, symphonische Melodien, die eine stimmige Symbiose mit der Gitarrenarbeit eingehen. Eine etwas druckvollere Produktion hätte dem Sound, der an manchen Stellen so noch etwas dünn klingt, zwar eher genützt als geschadet, aber in der Hinsicht gab es schon weit größere Fehltritte. Und spätestens, wenn beim ersten Song „Change“ der Star des Albums seinen stimmlichen Einsatz tätigt, sind jegliche etwaige Unbehagen hinsichtlich des Klangs ohnehin wie weggeblasen. Denn Diana Shade beweist von der ersten Sekunde an, dass sie eine Größe in Sachen Gesang ist. Ihre Stimme, die neben erdigen Gesangsmelodien auch großspurig für beeindruckenden Sopran intoniert, ist von hohem Wiedererkennungswert und eine große Bereicherung für die Platte.
Diese ist hinsichtlich des Songwritings jedoch generell nicht von schlechten Eltern: THY SHADE überzeugen sowohl durch die symphonische als auch die Metal-Komponente, was bei dieser Fusion nicht immer derart gelingt. Etwas mehr Mut zu schnellen Parts wäre der Band jedoch zu wünschen gewesen, da sich „The Last Goodbye“ doch etwas zu oft in eher langsamen und sanften Gefilden aufhält. Im Grunde bietet das Album sonst jedoch so ziemlich alles, was sich der geneigte Symphonic-Metal-Hörer wünschen kann: Verspielte und epische Melodien, mächtige Chöre, Gitarrenläufe und -soli, die die nötige Härte liefern und eingängige Refrains und Hooklines haben THY SHADE großflächig in petto. Eher punktuell eingesetzte Experimente wie die durch Eloy F. vorgetragenen gutturalen Gast-Vocals in „Final Chapter“ oder der gelegentlich auftauchende, männliche Tenor-Gesang von Alex Sierra fügen sich sogar so stimmig ein, dass sie durchaus auch als feste Bestandteile des Soundgewands funktioniert hätten. In dieser Form bleiben derartige Momente aber immerhin besondere Highlights.
„The Last Goodbye“ krankt somit eher an einigen Kleinigkeiten. Da wäre der schon erwähnte Sound, welcher mit mehr Druck und Power das Ganze noch um ein Vielfaches pompöser hätte erscheinen lassen können. Die Tracklist liest sich überdies etwas dürftig: Mit „Adagio“, „Oh Divine Redeemer“ und „Inneggiamo“ befinden sich unter den elf Nummern drei Cover-Versionen (von Tomaso Albinoni, Charles Gounod und Pietro Mascagni), zieht man weiterhin das Intro ab, bleiben so lediglich sieben wirklich eigene Songs. Da diese aber größtenteils zu gefallen wissen, ist es THY SHADE nachzusehen, mehr auf Qualität denn auf Quantität zu setzen. Bei einer metal-konformen Spielzeit von knapp 44 Minuten bleibt dennoch ein etwas schaler Beigeschmack.
Trotz dieser Kritikpunkte ist das, was THY SHADE mit ihrem Erstlingswerk „The Last Goodbye“ abliefern, anspruchsvoller, sehr klassisch angehauchter Symphonic Metal, der jede Menge Potenzial für weiteres qualitativ hochwertiges Schaffen bietet.
Wertung: 7.5 / 10