Überwältigende Livepräsenz, eine anstehende US-Tour als Support von den Scorpions und Whitesnake – der kometenhafte Aufstieg von THUNDERMOTHER scheint nicht zu bremsen. Auch während der Pandemie haben sie sich nicht ausbremsen lassen: Ob Konzerte im (fast) leeren Berliner Olympiastadion für Corona-Helfer oder in einem stillgelegten Ausbesserungswerk in Duisburg und waren trotz aller Beschränkungen und Regulierungen auf Corona-Tour.
Mit ihrem fünften Album „Black And Gold“ schließen die Schwedinnen direkt an den Vorgänger „Heat Wave“ an und liefern wieder direkten, schnörkellosen und einfach tighten Hard Rock. „We are running this game“ behaupten THUNDERMOTHER im Opener „The Light In The Sky“ und dieses Selbstbewusstsein kauft man den Damen ohne jeden Zweifel ab. Der Song ist eine dieser großen, krachenden Stadionhymnen, die mitreißen und im Gedächtnis bleiben. Auch die Zeile „we are the thunder“ könnte nicht treffender sein – THUNDERMOTHER schlagen voll ein und hauen gleich als Opener einen potenziellen neuen Bandhit raus.
Auch im weiteren Verlauf von „Black And Gold“ bleiben THUNDERMOTHER ganz tief im klassischen Hard Rock und reminiszieren gar die Größten des Genres: Die gefühlvolle Stadionhymne „I Don’t Know You“ zeigt mehr als deutliche AC/DC-Vibes und bei „Watch Out“ schwingt massig Motörhead-Rotzigkeit mit. Dass auch moderne Alternative-Rock-Riffs im THUNDERMOTHER-Sound nicht fehl am Platz sind, beweisen der Mitgrölsong „Raise Your Hands“ oder das an Garage Rock der Marke The White Stripes erinnernde „Looks No Hooks“.
Bei all der Power vergessen THUNDERMOTHER aber nicht, auch mal einen Gang zurückzuschalten: „Hot Mess“ ist eine waschechte Kuschelrock-Feuerzeug-Ballade, die jedoch überhaupt nicht schnulzig rüberkommt, sondern nicht zuletzt durch das kratzige Organ von Guernica Mancini ebenso vor Kraft strotzt. Beim abschließenden „Borrowed Time“ werden sogar die Akustikgitarren ausgepackt, die klassische Powerballade steigert sich dabei zu einem mitreißenden Track mit tollem Chorgesang – einfach perfekte Musik für große Hallen und Stadien.
Keine Synthesizer, Keyboards, Effekte, Einspieler – THUNDERMOTHER spielen auf „Black And Gold“ wieder schnörkellosen Hard Rock ohne jeglichen Firlefanz. Damit können die vier Frauen keine Innovationspreise gewinnen, beeindrucken aber mit bärenstarkem Songwriting und spielen ihre Musik voller packender Überzeugung. Mancini ist mir ihrer kratzigen, rotzigen, kraftvollen Stimme zudem ein riesiger Pluspunkt. Einzelne Highlights herauszupicken, ist bei „Black And Gold“ müßig: Die Scheibe ist voll mit Feelgood-Krachern und Mitsing-Hymnen voller saftiger Riffs, starker Soli und ins Ohr gehenden Melodien. Besser kann man klassischen, partytauglichen Hard Rock mit Guter-Laune-Garantie kaum spielen.
Wertung: 9 / 10