Die womöglich einzige Black-Metal-Band aus dem australischen Tasmanien ist zurück – neun Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Aokigahara Jukai“ legen THRALL mit Hilfe des kleinen, auf Black Metal spezialisierten Underground-Labels Impure Sounds ihre neue Full-Length „Schisms“ vor. Sänger, Gitarrist und zugleich letztes verbliebenes Gründungsmitglied Tom sowie der 2011 ins Lineup aufgenommene Gitarrist Ramez haben sich mit Bassist Jonno und Schlagzeuger Jared zwei neue Gesichter in die Band geholt, die auf „Schisms“ vitaler als anfänglich vermutet klingt.
Waren THRALL schon immer für ihre räudige Mischung aus Crust und Black sowie Doom Metal sowie bekannt, verfeinern die Australier ihre Musik nun mit atmosphärischen Post-Rock-Anleihen. Rein der genannten Genre-Zuordnungen nach kann „Schisms“ entweder ein Schuss vor den Bug sein oder ein facettenreiches Extreme-Metal-Gemisch; zur großen Überraschung vieler aufgeschlossener und entdeckungsfreudiger Metalhörer ist letzteres der Fall. Womit sich THRALL die letzten sieben Jahre nach ihrer EP „Entropy“ auch die Zeit vertrieben haben mögen, es führte auf jeden Fall zu einem abwechslungsreichen Songwriting.
Während die erste Viertelstunde noch stereotypischen, aber unterhaltsamen Black Metal liefert, laufen die Australier im weiteren Verlauf ihrer vierten Platte zu Höchstform auf. Das basslastige, grooovige Outro von „Veils“ lässt dabei ebenso aufhorchen wie die überdeutlichen Post-Rock-Reminiszenzen in „Hollow“. Das Stilmittel des Gitarrensolos wählen THRALL eher selten, beispielsweise in der gediegenen Black-’n‘-Roll-Nummer „Nihil“, ebenso wie die zurückhaltenden Synth-Sounds in „Abyss“. All das grundsätzlich eingebettet in eine Black-Metal-Struktur, die produktionstechnisch eher an die Mitte der 90er Jahre zurück- als an moderne Produktionen denken lässt – und somit typisch THRALL ist.
Der vierköpfigen Band gelingt mit „Schisms“ der schmale Spagat zwischen Gesicht wahren für die weniger kompromissbereiten Fans und genügend neue Elemente einbauen für die nach Abwechslung lechzenden Metaller*innen. THRALL vermelden damit nicht nur ein erfolgreiches Comeback, sondern zeigen auch auf, wie viel mehr die unbekannteren Bands in den Fokus genommen werden sollten – es lohnt sich!
Wertung: 7.5 / 10