Was hat es nur mit Australien und modernem Metal auf sich? Gefühlt jeder zweite aktuell relevante Newcomer im modernen Core und Progressive Metal kommt aus Down Under. Da gibt es die punkigen Hellions auf der einen, die Senkrechtstarter von Polaris auf der anderen Seite und dazwischen quetschen sich weitere Bands wie Alpha Wolf, Dealer oder Void Of Vision – von gestandenen Bands wie Parkway Drive und Northlane ganz zu schweigen. Doch auch die deutlich progressiveren THORNHILL haben 2018 mit ihrer Debüt-EP „Butterfly“ ein Duftzeichen gesetzt. Schon etwas mehr als ein Jahr später folgte bereits das erste Full-Length, mit dem die Band ihren Vorschusslorbeeren gerecht werden will.
Es gehört sicherlich eine Menge Glück dazu, ohne offiziellen Release bei einem renommierten Label wie UNFD unterzukommen. Dass dies allerdings nicht alles ist, bewiesen die fünf jungen Australier auf ihrer Debüt-EP. Mit ihrem frechen und eingängigen Progressive Metal gelang es der Band schnell, sich eine ordentliche Fanbase zu erspielen. Dass diese nach der sechs Songs starken EP natürlich schnell neues Material wollten, stand außer Frage. Mit „The Dark Pool“ wurde dieses auch schnell geliefert und knüpft qualitativ dort an, wo die Band aufgehört hat – wenn auch mit einer kleinen musikalischen Kurskorrektur.
Merkte man auf der „Butterfly“-EP jederzeit die jugendliche Leichtigkeit der Band, gehen THORNHILL auf „The Dark Pool“ deutlich zielorientierter zu Werke. So wirkt das Album von Minute eins bis 43 exakt durchdacht, wobei nichts dem Zufall überlassen wurde. Die Songs fließen förmlich ineinander über, greifen die Stimmung des vorigen Tracks stets auf und intensivieren beziehungsweise verändern diese mit der Zeit. Dank dieser Vorgehensweise folgt das Album stets einem roten Faden, wartet jedoch immer wieder mit tollen Überraschungen auf: So kreieren THORNHILL beispielsweise im letzten Viertel von „Red Summer“ einen hymnischen Klimax, dessen Energie in das anschließende „In My Skin“ mitgenommen wird.
Dabei fällt es den Melbournern leicht, mit verschiedenen Stimmungen zu spielen und setzen ihre Instrumente und den Gesang dazu äußerst clever ein: So dominiert Jacob Charlton das Gesangsbild mit seinem hohen Klargesang, switcht an schnelleren Stellen jedoch immer wieder gezielt zu Screams. Auch an der Instrumentalfront gelingt der Wechsel zwischen atmosphärischen, von Synth untermalten Parts zu griffigen Prog-Riffs à la The Contortionist oder Periphery ohne Probleme. Dies beweisen THORNHILL in „Lily & The Moon“ und der ersten Single „Coven“ mit Bravour. Mit ihrer songwriterischen Finesse gelingt es den fünf Mannen zudem, hier und dort für Ohrwürmer zu sorgen: So bleibt der Refrain von „Human“ bereits nach dem ersten Hören präsent und der letzte Track des Albums, „Where We Go When We Die“, prägt sich mit seiner gesamten Vielfalt im Kopf jedes Fans ein.
Insgesamt ist „The Dark Pool“ ein angenehm unaufdringliches Progressive-Metal-Album geworden, bei dem stets die musikalische Entfaltung der Songs und nie die technische Komponente im Vordergrund steht. Ein richtiger Hit wie „Reptile“ von ihrer EP fehlt zwar, dies wird jedoch durch das durchweg tolle Songwriting kompensiert. So bestätigen THORNHILL ihre Stellung als weiterer hochinteressanter Act von Down Under. Gelingt es ihnen in Zukunft zudem, die Leichtigkeit der Debüt-EP und die Zielstrebigkeit von „The Dark Pool“ mit einer Portion Mut zu Neuem zu vereinen, dürfte uns sogar etwas ganz Großes erwarten.
Wertung: 8 / 10
Komme da auch nicht drüber weg, wie unverhältnismäßig gut die Szene in Australien blüht. Allein was da (hoffentlich) dieses Jahr noch an Alben anstehen: Twelve Foot Ninja, Caligula’s Horse, Karnivool, Be’lakor….