Das Cover von "Daydream Illusion" von Thornbridge

Review Thornbridge – Daydream Illusion

Eigentlich schon seit 2008 aktiv, debütierten die bayrischen Power-Metaller THORNBRIDGE erst acht Jahre später mit ihrem ersten vollen Album „What Will Prevail“. Zwar folgte drei Jahre später bereits eine weitere Platte, danach wurde es aber erstmal still um die Truppe. 2024 haben THORNBRIDGE ihren Vertrag mit Massacre Records entweder wieder aufgenommen oder erneuert, denn mit „Daydream Illusion“ ist gerade das dritte Album der Band aus Alzenau über das Label erschienen. Dabei haben sich in den letzten fünf Jahren durchaus Veränderungen bei der Truppe eingestellt, denn neben Drummer Vincent B. ist nun auch der ehemalige Grave-Digger-Bassist Tomi Göttlich mit an Bord.

Schon das Intro „Come On In!“ rückt THORNBRIDGE in stilistische Nähe zu Bands wie Freedom Call, Serious Black und Orden Ogan. Auch der Titeltrack legt nahe, dass alle Power-Metal-Fans, die auch nur ansatzweise Härteres als ebenjene Bands zu ihren Favoriten zählen, bei „Daydream Illusion“ starke Nerven brauchen: Zwar setzen die Bayern auf ordentlich bratende Gitarren, dennoch leben der Eröffnungstrack und Nummern wie „Kingdom Of Starlight“ sowie „Bird Of Salvation“ in erster Linie von verspielten Arrangements, erhebenden Chören und zuckersüßen Refrains. Ähnlich wie bei Trick Or Treat hat dieser fast schon aggressiv-fröhliche Musical-Pathos durchaus Charme, man muss allerdings in Stimmung dafür sein.

Dass sie durchaus auch anders können, beweisen THORNBRIDGE z. B. mit „I Am The Storm“. Verglichen mit den vorangegangenen Songs setzt die Nummer überraschend hart ein und entwickelt sich sodann zu einer starken Power-Metal-Hymne der alten Schule. Auch wird sich manch Fan daran erinnern, dass diese Band einst als probate Ersatzdroge für all jene galt, die den Sound alter Blind-Guardian-Alben vermissen. Tatsächlich machen THORNBRIDGE auf „Daydream Illusion“ immer dann die beste Figur, wenn sie sich an der ersten Hochphase ihrer Krefelder Vorbilder orientieren: Songs wie „Sacrifice“, „Final War“ und „Island Of My Memories“ zitieren nicht selten Platten wie „Tales From The Twilight World“ und gehören zu den besten Titeln auf „Daydream Illusion“.

Insgesamt liefern THORNBRIDGE mit ihrem dritten Album eine durchaus stimmige Platte ab. Das Songwriting ist in seinen besten Momenten hervorragend und ansonsten zumindest solide und lässt man sich auf den Puppenkisten-Charme mancher Songs ein, können die Arrangements auch hier mitreißen. Klischees gibt es dabei nicht nur in der weithin erwartbaren Ballade „Send Me A Light“ und Überraschungen erlebt man kaum, was im Genre aber beides kein Ausschlusskriterium darstellt. Bonuspunkte gibt es für die herausragende Produktion von „Daydream Illusion“, denn vor allem der großartige Gitarrensound sorgt dafür, dass THORNBRIDGE auch in den süßlichsten Momenten nicht die Wucht abhandenkommt.

Sieht man sich an, welche Bands für den Sound von THORNBRIDGE als Bezugsgröße dienen, wird deutlich, dass solch pathosschwangerer „Happy Metal“ vor allem in Süddeutschland hergestellt wird – insofern ist die Truppe aus Alzenau also in bester Gesellschaft. Mit „Daydream Illusion“ ist der Band auch eine durchweg unterhaltsame Power-Metal-Märchenstunde gelungen, deren seichtere Songs einen guten Einstiegspunkt für Genre-Neulinge bieten könnten und die in ihren besten Momenten an die stilbildenden Alben von Blind Guardian denken lässt. In jedem Fall sollten Fans druckvoller Power-Metal-Hymnen mit hohem Mitsing-Faktor hier ein Ohr riskieren.

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Wertung: 7 / 10

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