Komm, lass uns an den Strand gehen! Mit einigen unmissverständlichen Symbolen auf dem Artwork scheinen THIS WILD LIFE, die passenderweise aus Long Beach stammen, den Hörer zu einem Trip ans Meer und die damit verbundenen Geschichten einladen zu wollen. Doch kann das dritte Studioalbum „Low Tides“ auch musikalisch Akzente setzen?
Grundsätzlich könnte es ein schweres Unterfangen sein, das sich das Duo selbst auferlegt hat, da akustischer Pop-Punk oftmals an der Grenze des Erträglichen kratzt. Ursprünglich von Mitgliedern der Band The Messengers gegründet, verwandelte sich THIS WILD LIFE schnell von einer vollbesetzten Musikgruppe zum heutigen Zweiergespann, da die akustischen Songs besser beim Publikum ankamen und auch besser mit der Stimme von Kevin Jordan vereinbar waren. Dieser Umstand weckt zumindest den Eindruck, dass die beiden Herren sich ihres musikalischen Schaffens durchaus bewusst sind und sich ebendiesem abermals mit all ihren Stärken nähern möchten.
Was dann zum Einstieg mit „Hit The Reset“ folgt, ist zumindest teilweise überraschend. Es werden auch kritische Töne zur Heimat Kalifornien angeschlagen, dazu dominieren dezente Synthesizer das Geschehen. Natürlich ist es trotzdem klebrig-süße Popmusik, die hier ans Gehör dringt – von typischer Punk-Attitüde keine Spur. Die Akustikgitarren dürfen dann erstmals in „Pull Me Out“ das Zepter übernehmen, ein Songtext über die Liebe inklusive. Insgesamt fragt man sich schnell, trotz eingängiger Refrains und hoher Emotionalität in der Stimme von Kevin Jordan, wo die Besonderheiten von THIS WILD LIFE liegen. Obwohl in einigen Momenten interessante Einwürfe präsentiert werden, wie der Gesangsbeitrag von Maya Tuttle (The Colourist) in „Let Go“ oder die Streicher in „Just Yesterday“ bzw. „Fade“, klingen die einzelnen Songs in der Masse doch sehr gleichförmig und nach identischem Muster erarbeitet. Fragwürdig ist es auch, diese drei genannten Titel direkt hintereinander zu platzieren, sodass gegen Ende von „Low Tides“ der Ideenreichtum leidet.
THIS WILD LIFE sind ein ambitioniertes Duo, das sicherlich weiß, wo die eigenen Stärken liegen und legen in diesem Zusammenhang doch ein relativ schwaches Studioalbum vor. „Low Tides“ ist mehr eine Form abgespeckter Alternative Rock der Marke 3 Doors Down mit ausbleibenden Punk-Elementen, dafür aber einer Menge kitschiger Pop- und Songwriter-Klischees. Im Gesamtbild ensteht so ein fades Musikkonzept, das in seiner Abwechslung gerne weitaus mehr Variation zeigen dürfte.
Wertung: 4.5 / 10