Wenn man von der letzten Veröffentlichung von THIS IS HELL, das Trustkill Debut „Sundowning“ aus geht, liegt die neue Scheibe „Misfortunes“ eigentlich schon ein Jahr zu früh bei den hiesigen Plattendealern. Durch die seltsame Veröffentlichungspolitik des Labels kam die „Sundowning“ nämlich erst ende letzten Jahres daher, obwohl das Album in den USA bereits im Mai’06 verfügbar war. Gott sei Dank ist dies beim neuen Output des Quintetts nicht der Fall, wäre auch zu schade.
Die ersten drei Songs des Albums, „Reckless“, „Infected“ und „Disciples“, drücken den Hörer ohne große Umwege an die Wand. Abgesehen von kleineren Zwischenspielen innerhalb der Songs, wird das Gaspedal durchgedrückt bis zum geht nicht mehr. Dabei geraten die großartigen Melodien aber nie unter die Räder. Nach dieser Hochgeschwindigkeitseinführung kommt mit „In Shambles“ der längste Song des Albums, der es auf stolze 4:26 Minuten bringt. Zu Beginn noch geartet wie die Vorgänger, geht er nach einem ruhigeren Part bei der Hälfte des Songs in einen vom Schlagzeug dominierten wuchtvollen Teil über, in dem die Gang-Shouts alles überragend sind und die Gitarren nur durch kurze wahnwitzige Zwischenspiele ausbrechen. Hammer! Aus den folgenden „Realization: Remorse“ und „Without Closure“ hätte man eigentlich einen Song machen müssen, denn einer wirkt ohne den anderen nicht. Während bei ersterem mal wirklich das Tempo gedrosselt wird, beschleunigt der zweite wieder dermaßen, dass die Geschwindigkeit im Kontext der beiden Songs noch besser wirken kann und so seine volle Durchschlagskraft entwickelt.
Immer wieder kreieren THIS IS HELL nachfolgend große Melodie- und Spannungsbögen und hauen dabei geradezu verschwenderisch eine Idee nach der anderen raus. Oft wünscht man sich, dass sie den ein oder anderen Einfall doch noch ein bisschen weiter ausführen würden, aber statt dessen wird auf die Geschwindigkeitskeule gesetzt. Leider ein bisschen zu oft und so ermüdet das Ohr. Dadurch stumpft man ein wenig ab und überhört viele schöne Details der Platte. Erst zum Finale in „Last Days Campaign“ wird endlich in einem vollwertigen Song die Schlagzahl verringert und schon entfaltet sich ein weiteres Highlight der Platte. Verzweifelte Shouts, getragen auf den wunderbaren Klangkonstruktionen der Gitarren und angetrieben vom ausnahmsweise mal zurückhaltendem Schlagzeugspiel. Der abschließende Bonussong „Cement Shoes“ ist für sich gesehen nicht schlecht, wirkt aber nach „Last Days Campaign“ unbedeutend.
Fazit: This is Hell haben auf ihrem zweiten Album fast alles richtig gemacht. Hätte man in der knappen dreiviertel Stunde, die das Album umfasst, auch mal ein wenig gemächlicher aufgespielt, wäre eine noch höhere Wertung und somit das Prädikat genial ohne Probleme drin gewesen.
Redakteur: Andreas Glas
Wertung: 8 / 10