Review This Gift Is A Curse – Heir

THIS GIFT IS A CURSE erhoben sich bereits 2009 aus einem schier unergründlich tiefen Abgrund. Was die Band aus Schweden dabei an die Oberfläche bringt, zeichnet seither ein Bild unbarmherziger Gewalt und beinahe hypnotischer Schwärze. Die Melange aus Black Metal, Sludge und Hardcore erinnert dabei wohlig an die Frühwerke der Genre-Kollegen Celeste. Fast kann man THIS GIFT IS A CURSE als das schwedische Pendant zu den Franzosen begreifen.

Zuletzt machte die Band 2019 mit dem überbrachialen „A Throne Of Ash“ von sich Reden. Mit diesem Album konnten sich THIS GIFT IS A CURSE weiter als neue Hoffnung im Extreme-Metal etablieren. Nun stellen sie mit „Heir“ ihr derweil viertes Album vor.

Ein direkter Unterschied zu „A Throne Of Ash“ besteht darin, dass die subtile Melodiösität, die schon 2019 gelegentlich durch den schweren Sound hindurchschimmerte, bei „Heir“ noch weiter konkretisiert wurde. Schon die ersten beiden Tracks „Kingdom“ und „Nor Sun, Nor Moon“, erinnern mit ihren albtraumhaften Melodien und den rasanten Drums beinahe ein wenig an Akhlys. Somit gibt die Band derweil klar der Düsternis den Vorzug vor Zerstörungswut.

THIS GIFT IS A CURSE behandeln 2025 die Ambivalenz von Licht und Schatten. Die Paradoxie, dass Licht Grauen hervorbringen und Schatten Schönheit verbergen kann. Sie zentrieren das Leben als die Wiederholung des ewig gleichen und dass nur aus Chaos eine neue Ordnung entstehen kann. Die Ausgestaltung dieser Bilder haben die Schweden auch über ihren Sound umgesetzt. Inszenierte „A Throne Of Ash“ die absolute Zerstörung als etwas Glorreiches, so stellt sie jetzt einen Teil im Kreislauf der Existenz.

Nummern wie „Void Bringer“ oder „Old Space“ bringen diese musikalische Erweiterung gut auf den Punkt. Eher im unteren Temposektor verortet, errichten diese Songs eine wunderschöne Finsternis. Die zähe Dynamik des Sludge-Genres vermischt sich dann wie selbstverständlich mit der Grazie des Black Metals. Die dichten Riffwände sorgen für kurze, nicht weniger düstere, kathartische Momente, die nach dem Aubäumen in sich zusammenfallen. Am eindringlichsten pointiert, wirkt hinsichtlich der stillen Momente auf „Heir“ ein Song wie „Cosmic Voice“, der über seine stimmigen Ambiebt-Arrangements, im wahrsten Sinne des Wortes abgründig-atmosphärische Stimmung zu erzeugen weiß.

Songs der Marke „Seer Of No Light“ oder das bösartige „Vow Sayer“ widersprechen der Stille mit heftigen Blastbeat-Attacken, fiesen Screams und erdrückenden Harmonien, die zum Sprung in den Abgrund einladen. Damit stellt die Band nachdrücklich klar – THIS GIFT IS A CURSE sind nicht für die kleine Träumerei gemacht. Sie zelebrieren die Unausweichlichkeit des Zerfalls und dass, auch wenn wir immer wieder aus uns selbst herauswachsen, die Finsternis mit uns kommt. Den Albumcloser „Ascension“ kann man da im wörtlichen wie musikalischen Sinne als Statement verstehen, da er alle Schatten und jeden Wutausbruch perfekt mit den kurzen Sequenzen trüber Erleuchtung kulminiert.

Es sei dem Rezensenten an dieser Stelle der etwas geschwollene Ausdruck vergeben. THIS GIFT IS A CURSE haben mit ihrem Album „Heir“ eine Art von Anspruch integriert, der derartige Umschreibungen aber durchaus zulässt. „Heir“ ist zerstörerisch, erhaben, ungestüm und vor allem: ein absolutes Stimmungsalbum. Im Sommer oder mit Freunden im Schwimmbad funktioniert dieses Album nicht. Es braucht Düsternis, es benötigt innen wie außen die richtige Umgebung und kann schon deshalb nicht zu jeder Zeit vollkommen genossen werden. Umso drastischer, wie gut das neue Album dann doch zur heutigen Zeit passt.

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Wertung: 8.5 / 10

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