Review Therion – Celebrators Of Becoming (DVD)

Dass THERION nicht gerade für Minimalismus bekannt sind, weiß man ja nicht erst seit gestern, waren doch an der Produktion des Albumdoppelpacks „Lemuria / Sirius B“ 170 Musiker beteiligt. Kaum erwähnen muss ich inzwischen wohl, dass die Schweden eine Macht geworden sind und eine nahezu perfekte Mischung aus Metal und symphonischen Elementen gefunden haben.
Mit dem DVD-Paket „Celebrators Of Becoming“ legen sie nun aber noch ein Werk nach, dass in diesem Umfang seines gleichen sucht. Unglaubliche 4 randvolle DVDs bietet das Paket und liefert auch noch zwei Audio-CDs mit. Doch auch die Qualität lässt auf ein neues Referenzwerk im Bereich der visuellen Musikscheiben schließen. Die Verpackung erinnert mit dem Pappschuber und dem mehrfach aufklappbarem Digipack im A5-Format an Boxen von diversen TV-Serien und besticht auch noch durch ein richtig schön anzusehendes Artwork. Dazu gibt es zur Freude der Fans auch noch ein 20-seitiges Booklet mit viel Text zum vorliegendem Inhalt.

Das Herzstück der Box ist der Konzertmitschnitt aus Mexico City, dem Tourauftakt der 106 Shows umfassenden Welttournee in den Jahren 2004 und 2005, was recht ungewöhnlich ist, zeichnen die meisten Bands doch eher in der Mitte oder gegen Ende der Tour auf, wenn sie bereits eingespielter sind. Davon, dass die Band nicht eingespielt wäre, merkt man aber nichts, die Mitglieder strotzen vor Spielfreude. Man hielt es hier ähnlich wie Blind Guardian und schnitt zwei Shows in der selben Halle an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ab, um das bestmögliche rauszuholen. Das Publikum dürfte sie auch ganz gut angespornt haben, immerhin war die Halle an beiden Tagen mit knapp über 3000 verrückten und abfeiernden mexikanischen Fans prall gefüllt. Dass THERION in Südamerika eine große Anhängerschaft haben, zeigt sich gleich zu Anfang bei den Schnitten auf der Publikum und vor allem zwischen und – wichtig – während den Liedern, wenn die Zuschauer richtig laut werden. Neben dem normalen Bandstamm sind noch eine Sopranistin und je zwei weibliche und zwei männliche Chorsänger auf der Bühne, dort wird es also trotzdem recht voll. Wie man an der Tracklist sehen kann, ist der Großteil der Setlist von den aktuellen Alben, verwundert aber auch nicht. Vom älteren Stoff, die Death Metal-Vergangenheit mal ausgeklammert, haben es wichtige Lieder aber natürlich trotzdem weiterhn geschafft, dabei zu sein. Zwei Stunden dauert das Konzert, und das kann man sich gern immer und immer wieder am Stück anschauen. Die Schnitte sind absolut klasse, hektische Kamerawechsel werden vermieden und stattdessen eher mal sanfte Übergänge und Kamerawechsel eingesetzt, die eher einen dokumentarischen Stil zeichnen, was richtig überzeugend und harmonisch wirkt. Klar dürfte bei THERION auch sein, dass Bild- und Soundqualität absolut hervorragend und ohne jeden Makel sind. Besonders auf einer anständigen Dolby Digital-Anlage ist das Konzert ein wahrer Genuss.

Beinahe als Gegenstück dazu kann man die zweite DVD „Tour Report 2004 – 2005“ bezeichnen. Nach dem Einlegen erscheint ein hübsches Menü mit einer Weltkarte, bei der man aus Osteuropa, Europa, Türkei, Nordamerika und Südamerika wählen kann. Dahinter verbergen sich weitere 16 Unterpunkte (bei Europa etwa sind es gleich acht, unter anderem Stuttgart, Paris und Budapest), bei denen man sich zu Vergleichsmöglichkeiten Bootlegaufnahmen vom jeweiligen Ort ansehen kann, wobei sich einige Lieder dabei überschneiden, was anscheinend so gewollt ist. So hat es aber vor allem für die Fans, die jeweils vor Ort waren Wichtigkeit, für alle anderen dürfte der Wiederschauwert nicht allzu hoch sein. „Uthark Runa“ etwa taucht im Europa-Menü gleich drei mal auf. Habe ich schon erwähnt, dass ich nach dem ausführlichen Antesten dieser DVD ein „Uthark Runa“-Trauma davongetragen habe und der Song mich seitdem überall hin verfolgt? Die Bild- und Tonqualität lässt hier größtenteils natürlich zu wünschen übrig und schwankt teilweise sehr stark, was aber bei Bootlegaufnahmen auch nicht anders zu erwarten ist. Neben den knapp 30 Liedern findern sich auch einige spezielle Punkte, wie etwa eine Aufführung der russischen Nationalhymne, bei der das Moskauer Publikum angeheizt wurde oder ein 16minütiges Video, bei dem die Band vor und nach einem Konzert in Bolivien begleitet wird, was gleich ganz lustig beginnt, als man die komplette Band auf dem Boden des Flughafens schlafen sieht. Ganz amüsant ist auch die kaum enden zu scheinende Diskussion mit einem Tourmanager über nicht verfügbare Nightliner in Südamerika.

Die dritte DVD war anfangs als eigenständige Veröffentlichung geplant, zumindest war das 45-minütige Konzert aus dem Jahr 2001 der Anstoß zur Idee dieser Veröffentlichung. Erst nach und nach kam der „Rest“ dazu, was ja zum Glück nicht dabei geblieben ist. Der Wettereffekt hierbei ist sehr schön anzusehen, sie beginnen im Hellen und beenden ihr Konzert mit „To Mega Therion“ in der Dämmerung. Die Qualität von Ton und 16:9-Bild ist auch hier überragend. Wer nach dem Genuss der ersten beiden Scheiben genug von „Uthark Runa“ und dem neuen Material hat, kann sich hier auf acht Klassiker freuen. Sieben Videoclips sind hier noch vorhanden, unter anderem auch „Pandemonic Outbreak“ aus frühen Death Metal-Zeiten, bei dem gar Feuer-Pentagramme vorkommen. Schon recht lustig, wenn man das mit den heutigen THERION vergleicht. Als weitere Extras gibt es neben Studioreports, bei dem man vor allem die Band im Studio beim Einspielen der Instrumente sieht, noch den Kunstfilm „The Golden Embrace“, zu dem Christoffer einst die Musik schrieb.

Auf der vierten DVD, die nicht ohne Grund „Historical Disc“ heißt, findet man diverse Aufnahmen aus den ganz frühen Tagen der Band von 1989 bis 2001, was sehr interessant anzusehen ist. Auch hier schwankt die Bild- und Tonqualität erwartungsgemäß, bei alten Handkameraaufnahmen muss sowas aber nicht wundern. Jedenfalls ist es sehr amüsant zu sehen, wie die Truppe mit zarten 16-17 Jahren bei einem ihrer Auftritte ihren Death Metal rumpeln und sich im Laufe der Jahre immer weiter entwickeln, man merkt schon recht deutlich, wie sich THERION stehts gesteigert und ihren eigenen Stil gefunden haben. In späteren Jahren schleichen sich auch einige Behind The Scenes-Einsprengsel ein, wobei doch besonders das After Show-Teil von 2001 recht spaßig ist.

Insgesamt kommen wir hier locker auf zehn Stunden Material, also die absolute THERION-Vollbedienung. Der Preis von 40 Euro dafür ist wohl absolut gerechtfertigt, nicht zuletzt sind hier auch noch zwei Audio-CDs mit der kompletten Mexiko-Show vorhanden. Das ist Value For Money, wie man es bisher wohl kaum im Musikbereich geboten bekommen hat und man auch nicht oft finden wird. Ob sich einige der Lieder wirklich lohnen, mehrfach vorhanden zu sein, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. „Celebrators Of Becoming“ jedenfalls muss ich jedem THERION-Fan dringend ans Herz legen und auch Einsteigern und solchen, die nur wenig von der Band kennen aber Gefallen daran finden, können hierin eine gute Investition tätigen und die Band damit inklusive ihrer Vergangenheit kennenlernen.

Hier noch die kompletten Tracklists der DVDs 3 und 4:

DVD 3 – Wacken und Videoclips:
Live in Wacken 2001:
01. Seven Secrets Of The Sphinx
02. The Invocation Of Naamah
03. Cults Of The Shadow
04. Birth Of Venus Illegitima
05. In The Desert Of Set
06. Te Rise Of Sodom And Gomorrah
07. Wine Of Aluqah
08. To Mega Therion

Video Clips:
01. Pandemonic Outbreak (1992)
02. A Black Rose (1993)
03. The Beauty In Black (1995)
04. To Mega Therion (1996)
05. In The Desert Of Set (1997)
06. Birth Of Venus Illegitima (1998)
07. Summernight City (2001)

DVD 4 – Historical Disc
01. Paroxysmal Holocaust
02. Asphyxiate With Fear
03. Dark Eternity
04. The Return
05. Pandemonic Outbreak
06. Enter The Dephts Of Eternal Darkness
07. Dawn Of Perishness
08. Baal Reginon
09. Wings Of The Hydra
11. Melez
12. Symphony Of The Dead
13. A Black Rose
14. Dark Princess Naamah
15. Let The New Day Begin
16. Dawn Of Perishness
17. Black
18. Cults Of The Shadow
19. To Mega Therion
20. Under Jolly Roger
21. Black Sun
22. Rise Of Sodom And Gomorrah
23. Enter Vril-Ya
24. Behind The Scenes
25. Riders Of Theli
26. Theniemannbrothersjam
27. To Mega Therion
28. Wings Of The Hydra
29. Behind The Scenes
30. Seawinds
31. Secret Of Ther Unes
32. Summernight City
33. The Beauty In Black
34. Behind The Scenes

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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