There's A Light For What May I Hope For What Must We Hope Coverartwork

Review There’s A Light – For What May I Hope? For What Must We Hope?

Was ist die wahre Bedeutung von Hoffnung? Diese kann sowohl positiv als Antrieb und Motivation sein, aber auch negativ beim Festhalten an realitätsfernen Vorstellungen und geht wohl auch immer mit Angst einher. THERE’S A LIGHT gehen auf ihrem Zweitwerk „For What May I Hope? For What Must We Hope?“ dieser Frage nach und wollen den Begriff der Hoffnung ergründen. Der Albumtitel sagt dabei auch direkt etwas über Hoffnung aus: Die Hoffnung des Individuums kann in vielen Fällen dann umgesetzt werden, wenn das Kollektiv gemeinsam an einem Strang zieht und auf dieselben Ziele hofft und darauf hinarbeitet.

Musikalisch behandelt das Quintett aus dem Schwarzwald die Thematik sehr emotional und verträumt. Ihr experimenteller und ruhiger Post Rock greift beide Seiten der Hoffnung auf und versprüht damit sowohl Melancholie wie Lebensfreude. Der kurze Opener „…The Storm Will Set The Sails“ holt die Hörer mit sanften Piano- und Gitarrenklängen sowie anschwellenden Drums ab. Der Wind bläst eher ruhig denn stürmisch und verströmt direkt ein warmes Gefühl. „Within The Tides“ spielt instrumental mit dem Thema Gezeiten: Ebbe und Flut befinden sich im ständigen Wechsel, flirrende Gitarren wechseln sich mit dominantem Bass ab und immer strömen wohlige, zerbrechliche Melodien aus den Boxen. Wenn wie bei „Dark Clouds Behind, Bright Skies Ahead“ und „Appearance Of Earth“ (mit Aufnahmen des Apollo-11-Piloten Michael Collins) noch ein Cello dazukommt, macht das die Melodien gleich noch intensiver – gerne mehr davon.

Zumeist sind THERE’S A LIGHT komplett instrumental unterwegs, bei drei Songs entschied sich die Combo aber doch für den Einsatz von Gesang. Bei „Like The Earth Orbits Sun“ tauchen die Vocals von Bassist Andreas Richau zum ersten Mal auf und verleihen den sanften Klangwelten eine weitere, schöne Ebene. Sein Gesang ist dabei nicht vordergründig, sondern sehr zurückhaltend und wirkt beinahe schon wie ein zart gespieltes Streichinstrument. „For What May I Hope? For What Must We Hope?“ wirkt eh schon wie ein vielschichtiges Kunstwerk, das ein Maler mit Liebe zum Detail und Bedächtigkeit erschafft. Die Vocals sind dabei weitere zarte Pinselstriche, die an den richtigen Stellen für besondere Akzente sorgen. Das gute alte Sprichwort „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ passt deshalb wunderbar zu THERE’S A LIGHT – sie benötigen keine oder kaum Worte, um ihre Emotionen von Angst bis Hoffnung zu transportieren.

„Exoten waren wir schon immer, selbst in der Post-Rock-Szene, da wir nicht den ‚klassischen‘ Post Rock machen“, sagt Gitarrist David Christmann im Interview. Dass THERE’S A LIGHT bei einem Label wie Napalm Records gelandet sind, ist deshalb eine Überraschung, auch wenn dort bereits andere Post-Rock-Combos wie God Is An Astronaut oder Oh, Hiroshima unter Vertrag stehen. Neben diesen Bands passen als Referenz auch die Hamburger Collapse Under The Empire und die großartigen US-Amerikaner Explosions In The Sky sehr gut. Letztere machen als Filmfans auch Soundtracks, etwa zum Hollywood-Film „Lone Survivor“. Dieses musikalische Gebiet würde THERE’S A LIGHT mit Sicherheit auch bestens zu Gesicht stehen.

For What May I Hope? For What Must We Hope?“ ist ein tolles, zu Herzen gehendes Album. Es ist zerbrechlich, sanft und immer bedächtig. THERE’S A LIGHT gelingt es, die ganze Emotionspalette mit Düsternis, Traurigkeit, Angst, Hoffnung und Lebensfreude zu vermitteln, ohne mit dem groben Gefühlshammer aufs Nervenzentrum zu schlagen. Ein ruhiges, verträumtes Kunstwerk mit vielen kleinen Details, das für den Genuss in seiner Gesamtheit mit geschlossenen Augen unter Kopfhörern prädestiniert ist.

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Wertung: 8 / 10

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