THE UNITY sind – man darf sich fragen, ob die Namenswahl damit zusammenhängt – die Vereinigung zweier Bands: Während Gitarrist Henjo Richter seit Jahr und Tag bei den Hamburger Power Metallern Gamma Ray in die Saiten greift, kennt sich der Rest der Truppe von den Melodic Metallern Love.Might.Kill. Als Bindeglied fungiert dabei Drummer Michael Ehré, der bekanntermaßen in beiden Lagern zuhause ist. Nun veröffentlichen THE UNITY ihr erstes Album, was dank der hochkarätigen Besetzung eine spannende Angelegenheit zu werden verspricht.
Zum Glück handelt es sich bei THE UNITY nicht um die Verwertung ungenutzter B-Seiten von Gamma Ray – dort wird der Löwenanteil des Songwritings ja auch von Kai Hansen gestemmt – und auch nicht um die reine Fortführung von Love.Might.Kill mit minimal veränderter Mannschaft. Wohl aber kann die Truppe nicht nur wie in der Einleitung bereits angedeutet personell sondern auch stilistisch als Symbiose beider Formationen angesehen werden: Schon der Opener „Rise And Fall“ beginnt mit typischem Power-Metal-Riffing inklusive eingängiger Melodiebögen und kombiniert dies mit einem rockig-hymnischen Refrain – eine ebenso spannende wie gelungene Kombination.
Das gibt die generelle Marschrichtung von THE UNITY bereits ziemlich deutlich vor, wobei der Truppe im weiteren Verlauf der Platte Ausrutscher in beide Richtungen passieren. Mit „No More Lies“ oder dem wuchtigen „Firesign“ etwa gibt es ebenso eingängige wie groovende Stampfer zu hören, „God Of Temptation“ oder „The Wishing Well“ könnten tatsächlich auch auf einem Love.Might.Kill-Album stehen und in „Close To Crazy“ sowie „Killer Instinct“ paart sich überraschend hartes Riffing mit einem bombastischen Refrain. Und während an THE UNITY durchweg hochkarätige Musiker beteiligt sind, so stechen zwei davon doch – gezwungenermaßen – hervor.
Zum einen ist das Gitarrist Henjo Richter. Der Mann ist schlicht einer der begabtesten und gleichzeitig unterrepräsentiertesten Saitenhexer der deutschen Heavy-Metal-Szene und da ist es schön, dass Mr. Richter hier ein technisch versiertes Solo nach dem anderen präsentiert und sich hier obendrein auch mal von einer anderen stilistischen Seite als bei Gamma Ray zeigt. Zum anderen ist das Frontmann Gianba Manenti, der über ein ähnlich kraftvolles Organ wie Astral-Doors-Röhre Nils Patrik Johansson verfügt und mit seiner ausdrucksvollen Stimme jede der hier enthaltenen Nummern von zart bis hart anführt und sich dabei als beeindruckend vielseitig entpuppt. Das Songwriting von THE UNITY fällt dabei stets grundsolide und absolut routiniert aus, allerdings sollte auch erwähnt sein, dass die Herren hier kaum Neues zu bieten haben.
Klar, Energie transportiert die Truppe in jeder Note und spielen können die Herren ohnehin, allerdings liefert die Truppe hier letztendlich mit jeder der zwölf Nummern die Blaupause des teutonisch geprägten Melodic-Metal-Songs ab. Wer Bands wie Jaded Heart, Sinner oder Silent Force kennt, weiß auch, was ihn bei THE UNITY erwartet. Das ist keinesfalls schlecht und macht nicht zuletzt dank der hochwertigen Umsetzung großen Spaß, die Höchstwertung gibt es dafür allerdings auch nicht. Kurz: THE UNITY machen kaum etwas falsch, jedoch fehlt dem Schaffen der Band die Identität bzw. ein eigenes Gesicht, denn dafür bieten die Mannen hier bei allem Können zu wenig, was man nicht schon anderswo gehört hat. Das liegt nicht an der mangelnden Qualität der Songs oder an zu wenig Abwechslung, sondern schlichtweg daran, dass die verwendeten Bauteile nicht unbedingt neu oder selten sind – das Niveau der Hauptbands der Beteiligten wird so nicht erreicht, dem Spaß tut es aber gewiss auch keinen Abbruch.
In THE UNITY haben sich unfassbar talentierte Musiker zusammengefunden – das steht außer Frage. Auch ist es schön, dass Bandmitglieder wie Henjo Richter und Gianba Manenti, die gerne unter dem öffentlichen Radar fliegen, hier im Mittelpunkt des Geschehens stehen, zumal beide wahre Meister ihres Fachs sind. Zwar besteht beim Songwriting auf dem THE-UNITY-Debüt vor allem im Hinblick auf Wiedererkennungswert noch etwas Luft nach oben, aber so oder so sollten Fans von kraftvollem Melodic Metal dieser Mannschaft mal ein oder zwei Ohren leihen und sich selbst ein Bild machen.
Wertung: 6 / 10