Review The Ugly – Slaves To The Decay

  • Label: Dental
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Black Metal

Wenn ich jedes Mal, wenn ich eine Band nach dem äußeren Erscheinungsbild beurteilt und danach durch ihren Sound eines besseren belehrt wurde, einen Euro bekommen hätte, dann wäre ich heute ein reicher Mann und könnte mir endlich all die CDs leisten, die ich im Regal stehen habe, oder besser gesagt, könnte mir zu all denen auch noch was zu Essen leisten (ein Mann muss ja Prioritäten setzen). Das Wort „Etikettenschwindel“ kommt mir dabei in den Sinn, aber andererseits bin ich ja selbst schuld (und ich sehe mich jetzt mal als durchschnittlichen Repräsentanten der Käuferschicht), wenn ich mir von äußeren Eindrücken etwas einprägen lasse.

Was dieser kurze Exkurs in Sachen Konsumpsychologie soll, werdet ihr jetzt sicher fragen, und ich sage es euch auch ausgesprochen gerne: THE UGLY überraschten mich. Und nicht gerade positiv. 2004 von Sänger Ingemar Gustafson und Gitarrist Johan Eriksson als Black/Thrash Metal Band gegründet entschieden die fünf Schweden sich nach zwei Demos und ein paar lukrativen Auftritten (im Januar 2007 als Opener von Napalm Death beispielsweise) doch endlich mal ihr Debutalbum „Slaves to the Decay“ in den Necromorbus Studios in Stockholm einzutrümmern. Das geschah bereits um den Mai diesen Jahres rum und das fertige Resultat liegt jetzt auf meinem Schreibtisch (oder besser gesagt auf meinem Nachttisch) und möchte mir äußerlich etwas ganz anderes weiß machen, als drin steckt.

Die Signale sind eindeutig: ein kurzer, knackiger Bandname der so gar nicht nach Schwarzmetall klingen will, Bandfotos mit komischen Frisuren und bauchfreien Shirts, ein seltsam gepinselter Albentitel der nach mindestens mal Tod riecht, genau wie die zombiefizierten Hände auf dem Cover und ein paar der Tracktitel und dann noch ein Song namens „Black Metal Punks“. Meine erste Idee war eine sehr rotzige Spielart des Black Metals, vielleicht im Stil neuerer Darkthrone oder wenigstens einer gehörigen Portion Goregrind oder einem der hässlichen Stiefgeschwister. Ich seufzte, denn obwohl ich ein wenig gepflegt rotzige Ballerei hin und wieder ganz nett finde ist das dann doch nicht ganz meine Kragenweite.

Das alles steckt hier aber nicht drin, ich muss mich jetzt aber ganz ehrlich fragen, ob das nicht vielleicht besser gewesen wäre. Egal, genug der Gedankenspiele, ich hab euch lange genug auf die Folter gespannt, schauen wir doch mal, was sich tatsächlich auf „Slaves to the Decay“ findet. Das lässt sich eigentlich ziemlich schnell beschreiben: „Slaves to the Decay“ klingt so, als würden die Landsmänner von Naglfar fünfzig Minuten lang abwechselnd Marduk und Belphegor covern. Kurios, ja, aber bei weitem nicht so interessant, wie sich das im ersten Augenblick anhört. Das Material, mit dem THE UGLY hier arbeiten, ist nämlich so unspektakulär, so uninnovativ, so nichtssagend, dass man sich doch fragen muss, was die Schweden sich dabei gedacht haben.

Gut, den Stil einer erfolgreichen Band zu kopieren gehört ja heutzutage zum guten Ton (wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich Naglfar zwar mag, ihre Musik aber für alles andere als kopierenswert halte), aber dann doch bitte nicht so blatant, wie es hier geschehen ist. Und vor allem so extrem gesichtslos. Bescheinigte ich den Kollegen von Sothis vor ein paar Wochen noch, dass sie wie eine 1:1-Kopie von Emperor klingen, so konnte ich denen wenigstens noch eine anständige Note geben, weil sie eben so klangen, als hätten Emperor ein paar neue Stücke aufgenommen, aber wie oben schon angedeutet, alles an „Slaves to the Decay“ klingt wie schon mal gehört, wie ein Cover, wie ein absolut alter Hut. Den Vogel schießt dabei wohl das gesampelte Kriegsintro von „Death Beyond Flag or Uniform“ ab, das komplett wie von der „Panzer Division Marduk“ geklaut klingt.

Nachdem das raus ist hier noch ein paar Worte zur relativierung: Handwerklich sind THE UGLY ganz in Ordnung, zaubern zwar nichts in die Gehörgänge, was einen zum Jubeln bringen würde, machen aber auch nichts falsch. Die Produktion zieht da auch mit, ein wenig fehlt der Druck aber gut hörbar ist das Zeug trotzdem. Als nackenbrechende Hintergrundbeschallung ist „Slaves to the Decay“ auch gar nicht so falsch, für mehr reicht’s aber leider nicht, dazu fehlt einfach der eigene Stil oder wenigstens der ein oder andere eigene Akzent. Wer alles braucht, was irgendwie nach Naglfar, Marduk oder Belphegor klingt, der kann zugreifen, alle anderen sollten sich lieber an die Originale halten.

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Ein Kommentar zu “The Ugly – Slaves To The Decay

  1. Ich hörte damals „Black Metal Punks“ und kaufte mir dann das Album in der Hoffnung ein Black/Thrash Geschoss zu erhalten. So war es nicht, denn schwedischer Black Metal steht auf dem Plan. Die Band macht nichts neues (auch nach mittlerweile 3 Alben nicht) aber das Ergebnis ist stets von Album zu Album unterhaltsam.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert