Die Beschäftigung mit aufstrebenden klassischen Hard Rock-Bands ist bezügliches ihres Sinns und Unsinns meist diskutabel. Bands wie KISS, Thin Lizzy, Aerosmith oder AC/DC haben diese Spielart zum einen auf hohem Niveau in fast allen Facetten ausgereizt, sodass es für junge Truppen schwierig bis unmöglich ist, hier auf Augenhöhe anzuknüpfen. Und da der klassische Hard Rock schon per Definition Neuerungen verbietet, ist es ebenfalls schwierig, echte Alternativen für den Sound herauszuarbeiten.
THE TREATMENT allerdings versuchen das gar nicht. THE TREATMENT versuchen im Gegenteil, in 42 Minuten old school as fuck zu klingen und dabei möglichst alle möglichen Hard Rock-Spielarten abzugrasen – zwischen der schnellen, rotzigen Motörhead-Variante („Departed“) und der KISS-Stadionrockhymne („Nothing To Lose But Our Minds“) klingen vor allem AC/DC immer mal wieder an. Dabei können die Engländer auch zeigen, dass sie Sinn für groovende Riffs haben und ihre Instrumente auch bedienen können. Prinzipiell wäre „This Might Hurt“ möglicherweise ein gutes Album. Das Problem dabei ist nur, dass Sinn für groovende Riffs eben allein Angus Young & Co. schon auf vermutlich um die 100 Songs bewiesen haben und schon die Australier damit nicht immer nur brillierten. Nur, weil jetzt THE TREATMENT genau diese Riffs nochmal darbieten, werden sie auch nicht frischer und unverbrauchter. Hinzu kommt, dass wohl nur sehr wenige Songwriter in diesem Sektor mit einem Gefühl für mitreißende Refrains gesegnet sind.
„This Might Hurt“ reißt mit seinen Up Tempo-Songs mit, hier fetzt es gut und man ist geneigt zu ignorieren, was bei den anderen Nummern umso deutlicher zutage tritt: Das Gespür für die absoluten Kracher haben THE TREATMENT nicht. Stattdessen plätschert „This Might Hurt“ durchaus ambitioniert, aber eben nicht inspiriert, vor sich hin. Da rettet auch der prinzipiell ordentliche, aber im Vergleich zu einem Paul Stanley eben doch sehr austauschbare Sänger Matt Jones nichts mehr.
Wer sich Klassiker-Alben der Marke „Destroyer“ oder „Highway To Hell“ schon bis zum Erbrechen reingepresst hat, wird mit „This Might Hurt“ vielleicht eine nette Auflockerung für zwischendurch finden. Alle anderen haben mit dem reichhaltigen Backkatalog aller genannten Bands so viel zu tun, dass sie für THE TREATMENT nicht unbedingt noch Geld ausgeben müssen.
Wertung: 5 / 10