„We Live, We Doubt, We Scream, We Shout“ der deutschen THE TOURIST klingt beim ersten Hören (des Bandnamens) wie ein überflüssiges Album einer überflüssigen Emo-Band. Das zumindest ist es nicht.
Vielmehr hat man es hier mit einer Band zu tun, die die üblichen Laut-/Leise-Wechselspiele gekonnt in ihre Songs zu integrieren pflegt, (wobei der cleane Gesang doch noch etwas an Souveränität vermissen lässt). In gleicher Weise wie bei der Gesangs-Fraktion werden im Bezug auf Rhythmik und Riffing Lautstärke und Intensität variiert: Sehr gut kommt das im kurzen „The Leap“ zur Geltung. In diesem 180 Sekunden langen Lied erzeugen THE TOURIST packende Dynamik- und Spannungsgegensätze: Zunächst sind nur cleane, leicht dissonante Gitarrenharmonien zu hören, im Verlaufe des Liedes gewinnen sie immer mehr an Lautstärke, auch die akzentuiert gespielten Drums kommen gut zur Geltung, und Sänger Bobs cleane Vocals klingen überzeugend.
In Songs wie „Punditry“ geht’s dagegen von Beginn an voll zur Sache; hier setzen THE TOURIST auch auf coole Gitarrenspielereien, die den langsamen Endteil einleiten. Das Highlight der Platte ist dennoch das relativ am Anfang der Platte platzierte „Riots“, das sich nicht an schleppenden Half-Time-Beats aufhält, sondern stets nach vorne geht, und in Drum- und Gitarrenarbeit eine verblüffende Variabilität aufweist, ohne auf die harten Elemente, die das Album ausmachen, zu verzichten.
THE TOURIST erinnern zwar mehr als einmal an Thursday zu „Full Collapse“-Zeiten, um etwas aufwendigere Arrangements und vertracktere Kompositionen bereichert – das ist jedoch nicht schlimm, waren diese damals doch eine absolute Größe – und THE TOURIST vorzuwerfen, sie würden die Band kopieren, würde doch zu weit gehen. THE TOURIST beherrschen es nämlich selber ganz ausgezeichnet, melodische Kompositionen mit disharmonischen, Spannung erzeugenden Riffs zu kombinieren, und diese mit harten Gitarrenwänden zu zerstören (Bestes Beispiel hierfür: „A Quick Thought“).
Am Ende steht somit ein starkes Album, bei dem lediglich der ausbaufähige Klargesang (der aber eh Geschmackssache ist) einen kleinen Minuspunkt darstellt. Fans von den angesprochenen Thursday, From First To Last, und dem etwas weiter gefassten Emo-/Post-Hardcore-Genre sollten sich „We Live, We Doubt, We Scream, We Shout“ definitiv mal reinziehen.
Wertung: 8 / 10