(Punk Rock / Reggae / Soul / Ska) Sind THE TIPS aus Düsseldorf wirklich der aufsteigende Phönix, den sie auf dem Cover ihres dritten Studioalbums „Twists ’n‘ Turns“ präsentieren oder kristallisiert sich der Langspieler als Rohrkrepierer heraus? Dieser und weiteren Fragen soll das folgende Review auf den Grund gehen. Wie macht sich Benji Webbe (Skindred) im Rahmen gemäßigter Rockmusik? Und wie schlägt sich das Trio im schneebedeckten Deutschland mit sonnigen Klängen?
Mit dem Opener „Birds In Trees“ liefert man direkt den oben erwähnten Gastsänger, der seine Sache wie gewohnt hochklassig macht. Musikalisch ist das Duett ein Wechsel aus locker-flockigen Reggaevibes und krachenden Gitarrenparts, deren Härte im weiteren Verlauf nur selten erreicht wird. „Wasting Home“ setzt auf dezentes Southern-Rock-Feeling, akustische Gitarren und einen eingängigen Refrain. Mit „Chosen Fool“ werden Ska-Punk-Bereiche tangiert und Frontmann Ali (ex-Fahnenflucht) wechselt zwischen Reggae- (in den Strophen) und Rock-Vocals (Hookline). Stilistisch wechselt die Band grundsätzlich diese beiden Ansätze ab oder vermengt sie parallel zu schmissigen Kompositionen. Das Intro von „If You Want To“ erinnert dezent an die legendären Beach Boys, bevor es sich eine getragene Ska-Ballade entwickelt. Mal arbeiten die Musiker mit Dub-Elementen und mehrstimmigem Gesang („Alien“) oder behandeln die Flüchtlingsthematik mit Sprechgesangpassagen („Parade“). Auch produktionstechnisch kann man dem Longplayer nur wenig vorwerfen. Die Ska-/Reggae-Einwürfe werden in klarer Manier vorgetragen, während die Punk-Auswüchse durch eine ambitionierte Rotzigkeit unterstrichen werden. Lediglich der Gesang ist nie so dreckig und rau, wie man ihn in diesem Genre durchaus vorfinden kann. Ein deutlicher Kritikpunkt bleibt aber die Eingängigkeit des Materials, da es hier an vielen Punkten mangelt. Langfristig wird es dieses Release also vermutlich nicht schaffen in den Playlisten der Hörerschaft zu bestehen.
Insgesamt hat das Trio THE TIPS mit „Twists’n’Turns“ ein abwechslungsreiches Album zwischen Mainstream und Nischenmusik geschaffen, das die versprochenen Genres in angenehmem Wechsel repräsentiert. Insgesamt fällt das Material dabei mittig eher kritisch und düster aus. Das beschert dem sommerlichen Feeling der zwölf gut produzierten Titel aber keinesfalls einen Abbruch. Im kalten Februar schaffen es die Düsseldorfer damit kurzzeitig die Winterdepression zu verdrängen und (zumindest gefühlt) ein bisschen Schnee zum Schmelzen zu bringen.
Wertung: 6.5 / 10