Die polnische Band THE THORN existiert bereits seit 1992 und hieß zunächst “Cranthorphe”. Dafür, dass es sie schon so lange gibt, hat die Gruppe allerdings erst wenig veröffentlicht und “Hermitage of non-divine” ist das zweite Studioalbum welches bereits 2007 aufgenommen wurde. Stilistisch beschreibt sich die Band selbst als technischen Thrash Metal mit Elementen des Death Metal und etwas Melodie. Für mich klingt THE THORN vor allem auch recht progressiv. Stellt sich nur die Frage ob THE THORN auch für normale Metalfans geeignet ist, oder doch nur was für den Untergrund bleibt.
Die Ambition eine zwanghaft abwechslungsreiche Platte zu schaffen bekomme ich gleich zu Beginn zu spüren. Ein uninspiriertes Intro langweilt erst einmal knapp 2 Minuten die Ohren mit einigen Alltagsgeräuschen und einer belanglosen Melodie die sich permanent wiederholt. Kein gutes Omen für das restliche Album. Doch mit “Never seen before” kommt dann doch Musik aus den Lautsprechern. Prinzipiell sind sogar einige passable Riffs in dem Lied enthalten, doch kann ich mich mit dem Gesang von Sänger Kryzsztof nicht wirklich anfreunden. Er hat weder eine aggressive Shouter Stimme noch growlt er. Und die cleanen Parts sind dann teilweise wirklich nicht zu ertragen, da sie beinahe ins Jammern verfallen. Ich will Metal und keine Heuloper! Doch Gott sei Dank beschränkt sich diese Art von Gesang auf den ersten Song. “Silent” hat durchaus einige gute Momente und fängt mit einem chilligen Riff an, das zum Träumen einlädt. Auch kommen dann einige interessante Passagen, doch spätestens mit der Strophe driftet das Ganze dann wieder in eine schlechtere Richtung. Es ist sicher lobenswert, dass der Sänger seine Stimme variabel einsetzt, aber er passt einfach nicht zu dieser Musikrichtung. Die Problematik der Songs ist aber nicht nur das unpassende Gesangsorgan, sondern die Tatsache, dass man krampfartig versucht abwechslungsreiche Songs zu schreiben, teilweise wirklich gute Riffs auf die Beine stellt, sie aber dann mit absolut belanglosen anderen Riffs herabwertet. Kaum findet man einen Teil, der bangtauglich ist, wird er auch schon wieder abgewürgt. Es gibt zahlreiche Tempiwechsel und Stimmungswechsel wie auch in “Face the liar”, aber nichts was mich wirklich begeistern könnte. Die eher schwache, drucklose Produktion mag wohl ihr übriges dazu beitragen. Doch einen Lichtblick gibt es auf “Hermitage of non-divine” auf jeden Fall. “Typical” der mit ca. 4 Minuten kürzeste Song des Albums hat ein cooles melodisches Intro, welches straight forward presscht und neben einem passablen Solo auch einige nette Melodien. Auch sonst hebt sich der Track bezüglich der Stimmung von den übrigen ab. Wieso hat man es nicht überall so gemacht, dass man die guten Riffs, die in fast jedem Song zu finden sind ausbaut, und dafür die überflüssigen rauslässt? Dieses Problem hat leider auch “Open whenever”, das mich zu Beginn schon fast an Melodic Death Metal denken lässt. Die Gitarristen haben sicher eine Menge gute Ideen, aber leider doppelt so viele mittelmäßige. Wenn schon progressiv dann sollte man auch etwas mehr von den Leadgitarren merken, die bis auf einige hörbare Soli leider ziemlich brav sind.
Ist “Hermitage of non-divine” also eine reine Entäuschung? Ich würde nein sagen, es gibt zwar eine Menge Schwachpunkte, wie den Gesang, den schwachen Sound oder das oft unpassende Drumming, aber es lassen sich durchaus auch gute Elemente ausmachen. Der Versuch abwechslungsreich bis proggig zu klingen mag zwar auch eher schiefgegangen sein, aber einige Riffs sind wirklich gut. Man merkt definitiv, dass hinter THE THORN Musiker stehen, die wenn sie möchten gute Musik schreiben können. Wenn man die Essenz aus dem Sound herausholen würde und den unnötigen Ballast abwerfen würde, dann könnte die Band durchaus empfohlen werden. So bleibt mir leider nur die Wahl eine durchschnittliche Wertung zu vergeben, da es zu viele Mankos gibt. Einen eigenen Sound haben THE THORN auf jeden Fall, aber daran muss noch gearbeitet werden. Anspieltipps: “Typical” und “Open Whenever”.
(Maximilian Lechner)
Wertung: 6.5 / 10